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Krakauer, Trude

H.A.M. 0

Trude (Gertrude) Krakauer

Übersetzerin und Schriftstellerin

Geb. 30.05. 1902 in Wien/ Österreich-Ungarn

Gest. 25.12. 1995 in Bogotá/ Bolivien

 

“Wer seinen Weg im Niewiederland sucht,

der kommt nirgends an und kehrt nimmermehr heim;

er geht nur und geht, um zu gehen.

Er geht durch die Straßen der Nimmermehrstadt,

da stehen vor den Türen und nicken ihm zu

die kleinen, vergessenen Freuden.

Und jede begrüßt er gerührt und beglückt

und jede hält heimlich das Messer gezückt

und stößt es ihm mitten ins Herz.

Wer seines Wegs im Niewiederland geht,

der weiß es kaum, daß er das Messerlein sucht.

Er geht nur und geht, um zu gehen.“*) 

 

Ihr Vater ist der Kinderarzt, sozialdemokratische Bezirksrat und Romanautor Heinrich Keller, einstmals unter dem Einfluss der Philosophie Moses Mendelssohns zum Protestantismus konvertiert. Tochter Gertrud wächst im Wiener VI. Bezirk in einer antiklerikalen freigeistigen literarischen Atmosphäre auf, und sehr früh schon wird ihr Interesse für Literatur geweckt. Sie besucht  die evangelische Volksschule am Karlsplatz und anschließend das Realgymnasium in der Albertgasse. Die Fürsorgeschule verlässt sie ohne   Abschluss, studiert danach zunächst Medizin, wechselte aber nach vier Semestern zur Staatswissenschaft, wo u.a. {ln:Kelsen, Hans ‚Hans Kelsen}, einer der bedeutendsten Rechtswissenschaftler des 20. Jahrhunderts, zu ihren Lehrern zählt. Ihre bei Max Adler (Jurist, Politiker und Vertreter des Austromarxismus) eingereichte Dissertation schließt sie allerdings nicht ab.

Neben ihrem Studium arbeitet Gertrude Keller als Englischkorrespondentin für sozialdemokratische Stellen und beginnt in dieser Zeit auch mit dem eigenen  Schreiben, nicht zuletzt beeinflusst von Dostojewski und Karl Kraus, dessen Vorträge sie bis 1934 besucht. Sie arbeitet als Sekretärin, verliert allerdings kurz nach dem “Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland ihre Arbeit, und auch der Vater erhält Berufsverbot. Als Bekenntnis zu den Verfolgten des Nazi-Regimes konvertiert die junge Frau zum Judentum.

 

Es gelingt ihr schließlich noch 1938, mit Hilfe ihrer Jugendfreundin Thea Weiss ein kolumbianisches Arbeitsvisum zu erhalten und geht ins Exil nach Bogotá. Hier heiratet sie den aus Mähren stammenden Chemiker Dr. Emil Krakauer, verdient sich sowohl als Sekretärin wie mit der Übersetzung lateinamerikanischer Autoren ins Deutsche ihren Lebensunterhalt und engagiert sich im „Comité de los Austríacos Libres“. Zu Krakauers Bekanntenkreis jener Jahre zählt auch der ebenfalls aus Wien emigrierte Buchhändler und Kunstsammler {ln:Ungar, Hans ‚Hans Ungar}, der in der kolumbianischen Hauptstadt nach Ende des Zweiten Weltkrieges die renommierte Buchhandlung  „Libreria Central“ übernimmt, wo sich seit Jahren schon die Vertreter der Exilkultur treffen.

 

Gertrude Krakauer, deren eigenes schriftstellerisches Werk (Dichtung und Prosa) über Jahre hinweg überwiegend unveröffentlicht bleibt, besucht noch einmal Anfang der 1980er Jahre ihre Geburtsstadt Wien. 93jährig stirbt sie in ihrer lateinamerikanischen Exilheimat. Seit dem Frühjahr 2009 erinnert in der Wiener Donaustadt der Trude-Krakauer-Weg an die einstmals Verfemte.

 

 

Quellen:

*) Trude Krakauer “Ballade vom Niewiederland“, hier entnommen aus:   {ln:nw:http://www.literaturepochen.at/exil/multimedia/pdf/krakauergedichte.pdf}

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Trude_Krakauer }

{ln:nw:http://www.literaturepochen.at/exil/a5568.html }

{ln:nw:https://www.sbg.ac.at/exil/lecturepage5040_13.html }

{ln:nw:https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Trude-Krakauer-Weg }

{ln:nw:https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Literatur/%C3%96sterreichische_Gedichte }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:http://theodorkramer.at/verlag/autor-innen/trude-krakauer }

{ln:nw:http://www.danny-leder.info/images/textes/maerz%20vorwort.pdf }

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