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Kohn, Walter

H.A.M. 0

Walter Kohn

Chemiker

Geb. 09.03. 1923 in Wien/ Österreich

Gest. 19.04. 2016 in Santa Barbara (Cal.)/ USA

 

“Walter Kohn half uns zu verstehen, wie schmerzhaft die Vertreibung durch die Nationalsozialisten war und wie wichtig die Aufarbeitung der Vertreibung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist, um für die Zukunft daraus zu lernen“ *)

“Physics isn’t what I do, it is what I am.”**) 

 

In seiner Geburtsstadt besucht er  das dortige Akademische Gymnasium und wird – kurz nach dem “Anschluss“ Österreichs im März 1938 an Hitler-Deutschland – Opfer der NS-Rassengesetze (wie u.a. auch {ln:Troller, Georg Stefan, ‚Georg Stefan Troller}, {ln:Soyfer, Jura ‚Jura Soyfer}, {ln:Grünbaum, Fritz ‚Fritz Grünbaum}, {ln:Werfel, Franz ‚Franz Werfel, {ln:Kisch, Egon Erwin ‚Egon Erwin Kisch} und {ln:Friedell, Egon ‚Egon Friedell}}. Walter Kohn muss “wie die anderen jüdischen Schüler in der letzten Reihe Platz nehmen und wenig später, unter der Aufsicht des „seine Pflicht erfüllenden“ Deutschlehrers, die entlehnten Bücher zurückbringen. Sie wurden in zwei Stöße sortiert: Das Buch, das sich Kohn ausgeborgt hatte, {ln:Mann Thomas ‚Thomas Manns} „Buddenbrooks“, landete auf dem Stoß für „entartete“ Bücher…Im Herbst 1938 wurde Kohn in das Gymnasium in der Zirkusgasse abgeschoben, dann weiter in das Jüdische Chajes-Gymnasium. Dort lehrte Emil Nohel, ein ehemaliger Assistent {ln:Einstein, Albert ‚Einsteins}, Physik; und ein Mathematiklehrer namens Sabbata setzte sich über den Lehrplan hinweg und brachte seinen Schülern komplexe Funktionentheorie bei.“ (Hier zitiert aus: Thomas Kramar: “Walter Kohn: Die Vertreibung der Vernunft – und ihre Rückkehr“, hier in:  {ln:nw:http://www.tssc.univie.ac.at/articles/Walter_Kohn.html})

 

Während die Eltern Salomon und Gittl Kohn in Wien bleiben (und später im KZ Auschwitz unter nicht geklärten Umständen ums Leben kommen), kann ihr Sohn Walter mit seiner Schwester  Minna (die später den Spanien-Kämpfer, Maler und Bildhauer {ln:Pixner, Franz ‚Franz Pixner} heiraten wird) auf einem Kindertransport nach Großbritannien den Nazi-Gräueln entkommen. Sein weiterer Fluchtweg führt ihn nach Kanada. Als alliierter Soldat nimmt er am Zweiten Weltkrieg teil und studiert anschließend Physik und Angewandte Mathematik. Mit knapp 25 Jahren folgt die Promotion bei Julian Schwinger in theoretischer Physik (über das quantenmechanische Dreikörperproblem), gefolgt von einer zehnjährigen Lehrtätigkeit (von 1950 bis 1960) an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh (Pennsylvania). 1960 geht er an die University of California in San Diego und wechselt 1979 nach Santa Barbara, wo er Gründungsdirektor des später weltbekannten National  Science Foundation Institute for Theoretical Physics wird.

 

Dem Renommee seines Forschungsinstituts steht Walter Kohn als Wissenschaftler keineswegs nach: Neben seinen Verdiensten mit Arbeiten zu Halbleiter, Supraleiter, Oberflächenphysik und Katalyse leistet er auch und vor allem mit seinen Forschungen auf dem Gebiet der Festkörperphysik  entscheidende Beiträge zur sogenannten Theorie der Dichtefunktionale, die unter anderem in der Quantenchemie bahnbrechende neue Methoden ermöglicht. “Ob solche Themen unter den Mantel der Chemie fallen und nicht doch eher unter den der Physik – wer will es klären, wer will zerklauben, wo die Grenze zwischen Festkörperchemie und -physik liegt? Immerhin war eine der ersten Reaktionen Kohns auf die Nachricht, daß er den Nobelpreis für Chemie (1998, zusammen mit dem Briten John A. Pople, Anm. d. Red.) erhält: „Eigentlich bin ich Physiker!“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.tssc.univie.ac.at/articles/Walter_Kohn.html})

 

Seit 1963 gehört Kohn der American Academy of Arts and Sciences an und ist seit 1969 Mitglied der National Academy of Sciences. 2003 wird er zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt, ist seit 2006 auswärtiges Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und wird im Jahr 2011 Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

 

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist für den ehemaligen Exilanten Walter Kohn aber auch die jüngste Zeitgeschichte ein immer wieder wichtiges Lebensthema, zu dem er sehr dezidiert und öffentlich Stellung bezieht. Seiner ehemaligen Schule, dem Wiener Akademischen Gymnasium, und der Zwi Perez-Schule, einem jüdischen Privatrealgymnasium, stiftet er einen Preis für Arbeiten auf dem Gebiet der Menschenrechte und Naturwissenschaft.

 

Quellen:

*) Das Eingangszitat von ÖAW-Präsident Anton Zeilinger wurde entnommen aus: {ln:nw:http://www.oeaw.ac.at/oesterreichische-akademie-der-wissenschaften/die-oeaw/article/walter-kohn-verstorben/ }

**) Das Eingangszitat von Walter Kohn wurde entnommen aus: {ln:nw:https://www.nytimes.com/2016/04/26/science/walter-kohn-nobel-winning-scientist-dies-at-93.html?_r=0 }

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Kohn }

Thomas Kramar: “Walter Kohn: Die Vertreibung der Vernunft – und ihre Rückkehr“, hier in:  {ln:nw:http://www.tssc.univie.ac.at/articles/Walter_Kohn.html }

{ln:nw:http://www.akg-wien.at/Aktuell/Nachruf-Kohn.pdf }

{ln:nw:http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/chemistry/laureates/1998/ }

{ln:nw:https://www.ictp.it/about-ictp/prizes-awards/walter-kohn-prize.aspx }

{ln:nw:http://www.tssc.univie.ac.at/articles/Walter_Kohn.html }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=124790739 }

volume_up{ln:nw:http://www.mediathek.at/trefferliste/searchword/czoxMzoiIldhbHRlciBLb2huIiI7/ }

volume_up{ln:nw:http://science.orf.at/stories/2770084/ }

film{ln:nw:https://vimeo.com/59773367 }

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=s_JVZKlHkIM}

{ln:nw:http://sciencev2.orf.at/stories/1708951/index.html }

{ln:nw:http://bild-der-wissenschaft.de/bdw/bdwlive/heftarchiv/index2.php?object_id=10093332 }

 

International:

{ln:nw:http://web.physics.ucsb.edu/~kohn/ }

{ln:nw:http://history.aip.org/history/acap/biographies/bio.jsp?kohnw }

{ln:nw:https://en.wikipedia.org/wiki/Walter_Kohn }

{ln:nw:http://www.jewishvirtuallibrary.org/walter-kohn }

{ln:nw:http://physicstoday.scitation.org/doi/pdf/10.1063/PT.3.3274 }

film{ln:nw:http://www.vega.org.uk/video/programme/23 }

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=2zrZDFT1NAk }

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