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Mandelstam, Ossip Emiljewitsch

H.A.M. 0

Ossip Emiljewitsch Mandelstam

Dichter und Schriftsteller

Geb. 15.01. 1891 in Warschau/ Königreich Polen (“Kongresspolen“, damals in Personalunion mit dem russischen Zarenreich)

Gest. 27.12. 1938 in einem Lager bei Wladiwostok/ UdSSR

 

„Mit nackten Händen packen sie dich – Starrkopf! Gehetzt! / Von deinem Schreien wird die Nacht weithin hallen!“ *)

(Marina Zwetajewa)

 

Der Sohn eines jüdischen Lederhändlers und einer Klavierlehrerin übersiedelt mit seiner Familie zuerst nach Pawlowsk und später ins nahegelegene St. Petersburg, wo der junge Mandelstam Schüler des renommierten Tenischew-Gymnasiums wird. Bereits mit 16 Jahren hält er sich zu Studien im Ausland auf, ist Gasthörer sowohl an der Pariser Sorbonne wie auch an der Universität  Heidelberg und besucht, bei seinen sporadischen Heimreisen, immer wieder Literatur- und Poesie-Vorlesungen  in St. Petersburg. Beeinflusst von der Idee des Symbolismus, veröffentlicht Mandelstam 1910 seine ersten Gedichte in der Zeitschrift “Apollon“ und nimmt 1911 an der Petersburger Universität sein literaturwissenschaftliches Studium auf. Er schließt sich der Literatengruppe der Akmeisten (einer russischen Literaturströmung der Moderne zu Beginn des 20. Jhdts., zu deren Initiatorinnen u.a. auch {ln:Achmatowa, Anna Andrejewna ‚Anna Achmatova} gehört) an, macht die Bekanntschaft mit Schriftstellern wie Marina Zwetajewa (mit der er eine Liebesbeziehung hat) und Maximilian Woloschin und wird  mit seinem Gedichtband “Der Stein“ aus dem Jahr 1913 nun auch in Literaturkreisen  bekannt.

 

Nach der der Oktoberrevolution 1917 lebt Ossip Mandelstam mit seiner Frau Nadeschda in bescheidenen Verhältnissen abwechselnd in Moskau, St. Petersburg und dem georgischen Tiflis. Die in dieser Zeit entstehenden  Poesiesammlungen wie “Tristia“ (1922), “Das zweite Buch“ (1923) und “Gedichte“ (1928) zeigen seine dichterische Vielseitigkeit, Essaysammlungen wie “Über Poesie“ (1928) sein Talent als hervorragender Literaturtheoretiker und -kritiker. Mit dem Prosastück “Rauschen der Zeit“ aus dem Jahr 1925 thematisiert er sein Gefühl der Fremdheit im sowjetischen System, in dem allerdings – im Gegensatz zur Literatur Achmatowas und anderen Dichtern – in den 20er Jahren seine Bücher noch erscheinen dürfen.

 

Mit den Stalin‘schen Säuberungen der 1930er Jahre haben nun auch Dichter wie Mandelstam zunehmend unter Repressionen zu leiden. Einzig seine Übersetzungen französischer, deutscher und englischer Prosa halten ihn materiell und geistig am Leben. Durch Fürsprache Nikolai Bucharins, des Vorsitzenden der Komintern und Chefredakteurs der Zeitung “Iswestija“ kann Ossip Mandelstam 1930 nach Armenien reisen und verarbeitet die Eindrücke aus jener Zeit im Kaukasus 1933 in “Die Reise nach Armenien“, gedruckt 1934 in der Zeitschrift “Swesda“. Diese Textserie und vor allem ein Gedicht mit dem Anfang “Wir Lebenden spüren den Boden nicht mehr…“, unmissverständlich gemünzt auf Stalins Terror, führen im Mai des darauffolgenden Jahres zu Mandelstams erster Verhaftung. Ein  Selbstmordversuch bewahrt den Dichter zwar vor einem harten Urteil, aber die Verbannung bleibt ihm nicht erspart:   zuerst in Tscherdyn im nördlichen Ural, später für drei Jahre im zentralrussischen Woronesch, wo er für Zeitungen und Zeitschriften arbeitet und seine letzten Gedichte, “Die Woronescher Hefte“, entstehen.

 

Am 2. Mai 1938 wird der Schriftsteller erneut verhaftet, zu fünf Jahren Lager wegen “konterrevolutionärer Aktivitäten“ verurteilt und in ein Arbeitslager in der Nähe von Wladiwostok deportiert. Im Alter von nur 47 Jahren stirbt Ossip Mandelstamm, körperlich entkräftet und von Halluzinationen gequält, in der Krankenbaracke eines Übergangslagers am Pazifischen Ozean an Typhus und wird anschließend in einem Massengrab beigesetzt. Seine Witwe Nadeschda und Freunde  bewahren viele seiner Gedichte (teils durch Auswendiglernen der nicht niedergeschriebenen Texte) und ermöglichen ihre Veröffentlichung in den 60er Jahren.

 

Quellen:

*) Das Eingangszitat von Marina Zwetajewa wurde der folgenden Seite entnommen: {ln:nw:http://www.zeit.de/2003/40/SM-Mandelstam }

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Ossip_Emiljewitsch_Mandelstam }

{ln:nw:https://www.perlentaucher.de/autor/ossip-mandelstam.html }

{ln:nw:http://www.deutschlandfunk.de/gestorben-fuer-16-zeilen-kritik.700.de.html?dram:article_id=84228 }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118640852 }

{ln:nw:https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/entity/118640852 }

{ln:nw:http://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/jurjews-klassiker-das-leben-des-hl-ossip/1429260.html }

{ln:nw:http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13489189.html }

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