Oskar Stössel
Maler und Grafiker
Geb. 17.01. 1879 in Neunkirchen/ Österreich-Ungarn
Gest. 1964 in Wien/ Österreich
“Selten sind bei einem Künstler Motiv und Technik zu einer so vollkommenen Symbiose verschmolzen wie bei Oskar Stössel. Er war ein Meister der Radierkunst, wobei er seine Brillanz vor allem im Portrait entfaltete.“ *)
Der Kaufmannssohn und vier Jahre ältere Bruder des Schauspielers {ln:Stössel, Ludwig ‚Ludwig Stössel} absolviert in Graz, wohin die Familie 1892 übersiedelt ist, eine Ausbildung zum Bauingenieur an der dortigen Technischen Hochschule, wendet sich aber der Kunst zu, studiert Malerei und wechselt 1907 an die Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er sich von Ferdinand Schmutzer in der Technik der Radierung ausbilden lässt. Zu einer Zäsur in seinem künstlerischen Schaffen wird der Erste Weltkrieg. Sein Wunsch, als “Kriegsmaler“ österreichische Generäle zu porträtieren, erfüllt sich nicht in der von ihm erhofften Form, allerdings gehört er bis Anfang November 1918 dem Kriegspressequartier (KPQ) an, einer Kunstgruppe, die zum Militärdienst einberufene Maler und Bildhauer beider Staaten der Monarchie aufnimmt. 1915 rückt er beim Infanterieregiment 76 ein und kommt nach Polen, wird infolge einer Erkrankung vorübergehend wieder nach Wien geschickt und dient ab 1916 bis zu seiner Verwundung in den Karpaten. Zurückgekehrt nach Graz, sieht er in der steierischen Landeshauptstadt auf Dauer für sich keine künstlerische Zukunft und geht nach wieder nach Wien.
Durch seinen Schauspieler-Bruder Ludwig macht Oskar Stössel die Bekanntschaft mit Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft, erhält durch diese Verbindungen zahlreiche Arbeits-Aufträge und macht sich in der Folgezeit auch und vor allem mit seinen Porträts einen Namen. Daneben entstehen Farbradierungen, hauptsächlich Landschaften, mit denen der Maler bald auch international Aufmerksamkeit erlangt und u.a. in London ausstellt.
1938, nach dem “Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich, flieht der jüdische Künstler, wie auch sein Bruder Ludwig und zahlreiche andere Intellektuelle und Kulturschaffende, aus Österreich und geht ins US-amerikanische Exil, wo er zu den Gründungsmitglieder der “Austrian Action“ in New York gehört, die sich als österreichische Organisation am Kampf gegen Hitlerdeutschland beteiligt. Seine künstlerische Karriere kann der Maler auch in Übersee erfolgreich weiterführen: Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft werden von ihm porträtiert, darunter auch US-Präsident Franklin D. Roosevelt.
In den 1950er Jahren kehrt Oskar Stössel nach Österreich zurück. Der Künstler, dessen Werk von den Nazis als “entartet“ diffamiert wurde, erfährt im Nachkriegs-Österreich kaum Beachtung, obgleich ihm 1959 in New York eine eigene Ausstellung gewidmet wird. Erst 37 Jahre nach seinem Tod wird ihm in seiner Geburtsheimat wieder Aufmerksamkeit zuteil: Eine Sonderausstellung der Neuen Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum im Jahr 2001 thematisiert Widerstand, Verfolgung und Exil steirischer Künstler in den Jahren zwischen 1933 und 1945. Sein Schaffen als Porträtist wird 2008/ 09 in einer Einzelausstellung der Neuen Galerie in Graz gewürdigt.
Quellen:
*) Das Eingangszitat wurde entnommen aus: {ln:nw:http://www.neuegalerie-archiv.at/08/stoessel/cover.html }
{ln:nw:http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/gk1922/0112/scroll?sid=6021d85db7f7f167be67d415e4a2ad7a/} Hier: S. 100-105
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_St%C3%B6ssel }
{ln:nw:https://books.google.de/books?id=T0wz3etGJoUC&pg=PA491&lpg=PA491&dq=Oskar+St%C3%B6ssel&source=bl&ots=CK7MPkxVGv&sig=ZyyBrgfq9tFmPZi6afzDwEaniMQ&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjZobm47c7TAhXJrxoKHdw-Dr44ChDoAQg_MAY#v=onepage&q=Oskar%20St%C3%B6ssel&f=false }
{ln:nw:http://www.wladimir-aichelburg.at/kuenstlerhaus/mitglieder/kriegspressequartier/ }
Links (deutsch):
{ln:nw:http://www.kultur.graz.at/kalender/event/773715522 }
{ln:nw:https://www.museum-joanneum.at/neue-galerie-graz/ausstellungen/ausstellungen/events/event/4368/oskar-stoessel-1879-1864 }
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