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Kroch, Ernesto

H.A.M. 0

Ernesto Kroch (eigtl. Ernst Kroch)

Metallarbeiter, Gewerkschafter, Schriftsteller und Übersetzer

Geb. 11.02. 1917 in Breslau

Gest.11.03. 2012 in Frankfurt am Main


Als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht gelangen, ist Ernst Kroch, wie er damals noch mit Geburtsnamen heißt, gerade einmal 16 Jahre alt. Dennoch weiß der Sohn aus einem jüdischen Elternhaus sehr genau, wo er politisch steht: im Widerstand gegen das Hitler-Regime. Dies hat sehr schnell Konsequenzen: bereits im November 1934 wird der 17jährige Maschinenschlosser-Lehrling und Mitglied in einer antifaschistischen Jugendbewegung verhaftet, zu einer 18-monatigen Gefängnisstrafe verurteilt und nach deren Verbüßung ins KZ Lichtenburg überstellt, wo u.a. auch der Mediziner {ln:Kantorowicz, Alfred ‚Alfred Kantorowicz, die Schauspieler Charles Regnier, {ln:Huber, Lotti ‚Lotti Huber } und {ln:Langhoff, Wolfgang ‚Wolfgang Langhoff }, der Anwalt {ln:Litten, Hans ‚Hans Litten }, der Politiker und spätere erste Berliner Bürgermeister {ln:Reuter, Ernst ‚Ernst Reuter } und {ln:Wegner, Armin T. ‚Armin T. Wegner }, der Schriftsteller aus dem Wupper-Tal, inhaftiert sind.


1937 kommt der damals knapp 20jährige Ernst Kroch frei, allerdings unter der Bedingung, Deutschland innerhalb von zehn Tagen zu verlassen. Über die Tschechoslowakei und Jugoslawien gelingt es ihm, mit einem in Zagreb gekauften Visum, das ursprünglich für Paraguay ausgestellt ist, nach Uruguay zu emigrieren. Eine Auswanderung ins damalige Palästina kommt für Kroch, anders als für seinen Bruder und die Schwester, nicht in Frage. 1938 erreicht er per Schiff den Hafen der uruguayischen Hauptstadt Montevideo. Hier bleibt er, der sich nun Ernesto Kroch nennt, verdient sich seinen Lebensunterhalt in seinem gelernten Beruf als Metallarbeiter (u.a. in einer Dampfkesselfabrik) und arbeitet nebenher als Schriftsteller und Übersetzer. Seine Versuche, von Uruguay aus auch seinen Eltern die Emigration aus Nazi-Deutschland zu ermöglichen, scheitern. Erst nach Kriegsende erfährt der Sohn, dass beide im KZ Auschwitz ermordet worden sind.


“Nach 1945 wollte Kroch, der inzwischen Frau und zwei Kinder hatte, mit der Familie in die SBZ remigrieren, um dort am Aufbau eines neuen sozialistischen und antifaschistischen Deutschland mitzuwirken. Doch die sowjetische Botschaft in Montevideo verweigerte ihm ohne Begründung das Visum. Kroch blieb also in Uruguay und wurde trotz einiger ideologischer Bedenken Mitglied in der Kommunistischen Partei Uruguays. Sie erschien ihm als einzige politische Kraft, die sich „für die Belange der Arbeiter und für eine Welt ohne Atombomben einsetzte”. (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.exilforschung.de/_dateien/neuer-nachrichtenbrief/NNB20.pdf}) In den frühen 60er Jahren gehört Kroch zu den Mitgründern des Kulturinstituts der Freundschaftsgesellschaft Uruguay-DDR, der ‘Casa {ln:Brecht, Bertolt ‚Bertolt Brecht } ‘ (die übrigens als Kulturinstitution das Ende der DDR überleben wird!) in Montevideo und übersetzt u.a. 1966 Bruno Apitz’ KZ-Roman “Nackt unter Wölfen“ ins lateinamerikanische Spanisch.


Als 1973 das Militär in Uruguay putscht, kann sich der Kommunist Ernesto  Kroch in den Untergrund flüchten, sein Sohn wird über sechs Jahre hinweg inhaftiert. 1982 verlässt Kroch, wie viele uruguayische Intellektuelle und Künstler (darunter {ln:Benedetti, Mario ‚Mario Benedetti }, {ln:Onetti, Juan Carlos ‚Juan Carlos Onetti }, {ln:Galeano, Eduardo ‚Eduardo Galeano }, {ln:Peri-Rossi, Cristina ‚Cristina Peri-Rossi }) seine Heimat.  Für ihn ist es das zweite Exil in seinem Leben, das ihn nun zuerst nach Brasilien und anschließend für drei Jahre in die Bundesrepublik Deutschland führt. Mit dem Ende der Diktatur kann er 1985 nach Uruguay zurückkehren. Am 26. März 2007 wird der Freund und Wegbegleiter des Komponisten und Sängers {ln: ‚Daniel Viglietti } zum Ehrenbürger (Ciudadano Ilustre) von Montevideo erklärt. Im Alter von 95 Jahren stirbt Ernesto Kroch in seiner Geburtsheimat Deutschland, aus der er ein Dreivierteljahrhundert zuvor von den Nazis ins Exil getrieben worden ist.


Quellen:

{ln:nw:http://de.wikipedia.org/wiki/Ernesto_Kroch }

{ln:nw:http://www.neues-deutschland.de/artikel/221040.jahrgang-1917.html }

{ln:nw:http://www.ila-web.de/nachrufe/ernestokroch.htm }

volume_up{ln:nw:https://archive.org/details/ErnestoKroch93BewegteJahre }

{ln:nw:http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/12575 }

{ln:nw:http://www.exilforschung.de/_dateien/neuer-nachrichtenbrief/NNB20.pdf }


Links (deutsch):

{ln:nw:http://www.ernesto-kroch.com/index.php/de/ }

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118972553 }

{ln:nw:http://www.neuewut.de/09_01.php }

{ln:nw:http://www.assoziation-a.de/autoren/Kroch_Ernesto.htm }

{ln:nw:http://www.oeku-buero.de/info-blatt-79/articles/ernesto-kroch-ist-gestorben.html }

{ln:nw:http://www.deutschlandradiokultur.de/schloss-mit-dunkler-vergangenheit.1001.de.html?dram:article_id=156817 }

film{ln:nw:http://www.youtube.com/watch?v=GszpPA3nEC4 }

volume_up{ln:nw:http://www.podcastpedia.org/podcasts/957/radioZeitreisen-Bayern-2/episodes/34/Das-Haus-in-Montevideo-Zwei-Exilanten-und-das-letzte-Kulturinstitut-der-DDR-16-10-2011 }

{ln:nw:https://amerika21.de/analyse/49511/die-seele-des-ganzen }

{ln:nw:http://buecher.hagalil.com/sonstiges/kroch.htm }

{ln:nw:http://www.sozonline.de/2012/06/ernesto-kroch-19172012/ }

{ln:nw:https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-unersetzliche }

{ln:nw:http://blogs.taz.de/latinorama/2014/03/30/kulturzentrum-in-montevideo-casa-bertolt-brecht-wird-50/ }


International:

{ln:nw:http://monolitos.montevideo.gub.uy/resoluci.nsf/0bfcab2a0d22bf960325678d00746391/8694d11c8f115711032572c30056aefd?OpenDocument&Highlight=0,Ernesto,Kroch }

{ln:nw:http://casabertoltbrecht.org.uy/wp/ }

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