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Thelen, Albert Vigoleis

H.A.M. 0

Albert Vigoleis Thelen

Schriftsteller

Geb.: 28.09. 1903 in Süchteln

Gest.: 09.04.1989 in Dülken  


„Die Insel des zweiten Gesichts“
ist das wichtigste Werk, das uns der Exilant hinterlassen hat, ein barocker Roman über Mallorca und irgendwie auch über den Autor. Ewig gültig wie vielleicht der Till Eulenspiegel und der Schwejk, ist dies ein virtuos geschriebenes Buch mit einer Palette an witzigen Einfällen. Komödiantisch, authentisch, fiktiv. Der gläubige Katholik Thelen verspottet darin die katholische Amtskirche. Zugleich schleudert er Zornesblitze gegen die Diktatoren Hitler und Franco. Für seinen Biografen Jürgen Pütz ist Thelen bis heute „… der große Unbekannte der deutschen Literatur“. Dabei gilt „Die Insel des zweiten Gesichts als ein epochales literarisches Werk des 20. Jahrhunderts.

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Albert Vigoleis Thelen, Porträtfoto

Foto: Emiel van Moerkerken, Den Haag und LVR


Erst 1962 wurde Thelen als „Verfolgter des Naziregimes“ anerkannt, verbunden mit einer bescheidenen Rente. Spät auch kamen Ehrungen in Form eines Professorentitels und einiger Literaturpreise.


„Kaktusstil“ nannte Albert Vigoleis Thelen seine eigenwillige Schreibart. Vergnüglich zu lesen, diese Erinnerungen an seine fünf Jahre auf der Insel Mallorca: Kaktusstil – weil sich Ableger bilden, „ins Wilde hinein, wie beim Kaktus, der gerade da Augen setzt, wo man es nicht erwartet.“


Eine Fortsetzung unter dem Titel „Die Gottlosigkeit Gottes oder Das Gesicht der zweiten Insel“ hat er bei einer öffentlichen Lesung 1966 vorgestellt. Doch gedruckt wurde das Buch nie. Vermutlich hat sich kein Verleger für den Exilanten gefunden, der von Hans Werner Richter, dem einflussreichen „Chef“ der Gruppe 47, ziemlich rüde behandelt worden war. Das fragmentarische Manuskript ist bis heute unauffindbar.


Als Sohn des Buchhalters Louis Thelen und dessen Ehefrau Johanna Scheifes wurde Albert wie seine drei Brüder streng katholisch erzogen. Noch vor dem Abitur verließ er das Gymnasium, um eine Lehre als Schlosser zu beginnen. Danach arbeitete er zunächst als technischer Zeichner – für ihn dürfte das die Schule des Lebens gewesen sein. Richtige „Schulen“ folgten: Die Textilfachschule in Krefeld, für ein Jahr, dann ab 1925 ein Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte erst in Köln, dann an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.


In Anlehnung an das mittelalterliche Versepos Wigalois des Wirnt von Grafenberg gab er sich offiziell den zweiten Vornamen Vigoleis. Als Assistent von Prof. Karl d’Ester an der Internationalen Presseausstellung „Pressa“ in Köln lernte er 1928 die Liebe seines Lebens, seine spätere Ehefrau Beatrice Bruckner, kennen. Als Arbeiter auf der Geflügelfarm seines älteren Bruders Josef verdiente er mehr schlecht als recht seinen Lebensunterhalt, denn vom Schreiben und den wenigen Veröffentlichungen in Zeitungen konnte er kaum existieren.


Der Nationalsozialismus zeigte bereits seine hässliche Fratze, als Vigoleit Thelen mit dem Schiff auf die spanische Mittelmeerinsel reiste, wo er mit Beatrice Bruckner seit 1931 lebte. Unter dem Pseudonym Leopold Fabrizius schrieb er noch bis 1940 Rezensionen. Aber schon 1936 – der spanische Bürgerkrieg war ausgebrochen –  musste das Ehepaar vor den Falangisten über Marseille ins Tessin fliehen.


Der Deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt zwischen Hitler und Stalin verunsicherte dermaßen, dass sie sich erneut über Frankreich nach Portugal auf den Weg machten. Das Ehepaar Thelen fand von 1939 bis 1947 Unterkunft bei Freunden  auf dem Weingut „São João de Gatão“ bei Amarante. In relativer Sicherheit konnte Albert Vigoleis Thelen als Literat und Übersetzer arbeiten.


Weitere sieben Jahre lebte er mit seiner Ehefrau in Amsterdam, danach in der Schweiz. In Ascona (Casa Rocca Vispa) wie in Blonay (La Colline) verwaltete Thelen Landgüter für eine niederländische Emigrantin in Mexiko. Als die von ihm verwalteten Güter 1973 verkauft wurden, ließ sich das Paar bis 1986 in Lausanne-Vennes nieder.


Am 22. Oktober 1986 mietete sich Thelen zusammen mit seiner Ehefrau im „St.-Cornelius-Stift“  in Viersen-Dülken ein. Dort starb er im Alter von über 85 Jahren am 9. April 1989. Seine geliebte Ehefrau überlebte ihn um knapp drei Jahre († 19. Januar 1992).


Aus Anlass des 100. Geburtstags von Albert Vigoleis Thelen erschienen die folgenden drei Bücher:

  • Ø Albert Vigoleis Thelen: Die Insel des Zweiten Gesichts.
    Neuauflage. Claasen Verlag, München 2003
  • Ø Jürgen Pütz (Hg.): Albert Vigoleis Thelen. Erzweltschmerzler und Sprachschwelger.
    Eine Bildbiografie. Edition de horen, Bremerhaven 2003
  • Ø Cornelia Staudacher: Albert Vigoleis Thelen. „Wanderer ohne Ziel“. Ein Porträt. Arche Verlag, Zürich und Hamburg 2003


Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Vigoleis_Thelen


Bearbeitung:

Hajo Jahn


Links (deutsch):

http://www.vigoleis.de/

https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D118756702&method=simpleSearch

http://www.soetele.de/geschichten/niers/anne/menapier1/disclaimer/donvigo.html

http://www.muschelhaufen.de/thelen/thelen.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Insel_des_zweiten_Gesichts

http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/T/Seiten/AlbertVigoleisThelen.aspx

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28721243.html

http://www.welt.de/print/die_welt/vermischtes/article12169162/Albert-Vigoleis-Thelen-oder-das-Mirakel-der-Selbstzeugung.html

SWR2-Sendung: Im Schattendämmer der Kathedrale. Albert Vigoleis Thelens Mallorca Roman

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