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Berges, Max Ludwig

H.A.M. 0
Max Ludwig Berges
Schauspieler, Dramaturg, Journalist, Schriftsteller

Geb. 19.11.1899 Hamburg
Gest. 4.1.1973 North Hollywood

Als im Mai 2011 im Museum für Hamburgische Geschichte die Ausstellung „Atmen und halbwegs frei sein. Flucht nach Shanghai“ gezeigt wurde, fehlte leider jeder Hinweis auf den aus Hamburg stammenden Schriftsteller Max Ludwig Berges, obwohl er einer der frühen Shanghai-Flüchtlinge gewesen ist und über seine Flucht und seinen Aufenthalt dort mehrfach Zeugnis abgelegt hat.

Max Berges, drittes Kind des Mineralwasserfabrikanten Nathan Berges und seiner Frau Johanna, geb. Goldstein, verbrachte Kindheit und Jugend in der Hansestadt. Von 1909 bis 1915 besuchte er die Oberrealschule an der Bogenstraße. Von 1916 bis 1917erhielt er Sprechunterricht bei Arthur Wehrlin, damals Schauspieler am Altonaer Stadttheater. Von 1917 bis 1918 leistete Max Berges als Frontsoldat Kriegsdienst, für den mit er dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. 1924 hatte er die aus Aachen stammende Lehrerin und Schauspielerin Anna Josephine Milde geheiratet; ihre Ehe blieb kinderlos.

Bis 1935 arbeitete Max Berges als Oberspielleiter, Schauspieler und Dramaturg. In den frühen Zwanziger Jahren hatte er Engagements an Bühnen in Neumünster, Kiel, Lübeck, Stolberg, Allenstein und Liegnitz. Seit 1929 war er für längere Zeit ohne Engagement, so dass er freiberuflich für das sozialdemokratische „Hamburger Echo“ und die „Magdeburger Volksstimme“ schrieb, wiederholt auch als Sprecher bei der „Norag“, der „Nordischen Rundfunk Aktiengesellschaft“, beschäftigt war. Max Berges war Mitglied im „Schutzverband Deutscher Schriftsteller“, Nordwestgau.

Als Jude und Sozialdemokrat gab es für ihn nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kein berufliches Fortkommen mehr. Öffentliche Auftritte waren nur noch innerhalb jüdischer Organisationen möglich. Gemeinsam mit dem Schauspieler Will Kruszynski gründete er die „Fachschaft Künstler“, die später in der „Gemeinschaft Jüdischer Künstler“ aufging. Als Schauspieler wie als Regisseur beteiligte er sich an mehreren Theaterproduktionen. Noch im August 1935 trat er auf einem Einakterabend des „Jüdisches Kulturbundes Hamburg“ auf.

Von Verhaftung bedroht, flohen Max und Anna Josephine Berges im Oktober 1935 zuerst nach Berlin, von dort über Russland, Sibirien in die Hafenstadt Dairen und von dort mit dem Schiff nach Shanghai. Über die Lebenssituation deutsch-jüdischer Emigranten in Shanghai, aber auch über seine weitere Emigration über Hongkong nach Manila, die ungewohnten, beschwerlichen klimatischen wie sozialen Verhältnissen auf den Philippinnen hat er in mehreren

Artikeln in der New Yorker deutsch-jüdischen Zeitung „Aufbau“ berichtet.

1938 gelangten Max Berges und seine Frau dank der Fürsprache von Albert Einstein in die USA. Ein Jahr später erschien im Verlag der „Jewish Publication Society of America“ Max Berges Buch „Cold Pogrom“. Er hatte diesen Roman  im Shanghaier Exil verfasst, das Buch beschreibt die Geschichte einer wohlhabenden, assimilierten jüdischen Familie in Deutschland, die durch die nationalsozialistischen Verfolgungen zerstört wird.

1940 übersiedelten Max und Anna Berges nach Kalifornien, seit 1953 lebten sie in North Hollywood. Trotz der Veröffentlichung seines Romans und gelegentlicher journalistischer Arbeiten litt Max Berges darunter, seine künstlerische Arbeit nicht mehr fortsetzen zu können. Die Arbeitsunfähigkeit seiner Frau zwang ihn zu schwerer körperlicher Arbeit als Packer und Lagerverwalter. Nach dem Tod seiner Frau 1971 beging der selbst schwer kranke Max Berges am 4.Januar 1973 Selbstmord.

Werke:
  • “Ein Rendez-Vous”. Hörspiel 1937;
  • Cold Pogrom. Philadelphia 1939;
  • The Trial or Tanya Semonowa. 1959;
  • Woman of Shanghai. London 1959 (deutsch: Das Girl von Shanghai. Rosenheim 1959).

Literatur:
  • Hans-Christof Wächter, Theater im Exil. Sozialgeschichte des deutschen Exiltheaters 1933-1945. München 1973;
  • Will Schaber (hg.), Zeitzeuge AUFBAU. Texte aus sechs Jahrzehnten. Gerlingen 1994, S. 84-86;
  • Barbara Müller-Wesemann, Theater als geistiger Widerstand. Der Jüdische Kulturbund in Hamburg 1934-1941. Stuttgart 1996, S. 89ff. und 430;
  • Frithjof Trapp u.a. (Hg.), Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933-1945. Bd. 2 Biographisches Lexikon der Theaterkünstler, Teil 1: A-K. München 1999, S. 73f.;
  • Wilfried Weinke, „I am proud to be a Jew!“ Der Schriftstellers Max Ludwig Berges. In: Ursula Wamser, Wilfried Weinke (Hg.), Eine verschwundene Welt. Jüdisches Leben am Grindel. Springe 2006, S. 251-253.

Autor:
Wilfried Weinke

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