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Tausig, Otto Heinz

H.A.M. 0

Otto Heinz Tausig

Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur


Geb. 13.02. 1922 in Wien/ Österreich

Gest. 10.10. 2011 in Wien/ Österreich


Der Wiener Arbeiterbezirk Favoriten wird zur Heimat seiner Kindheit. Tausigs  erste Bühnenerfahrung beginnt bereits, so erinnert er sich später, mit vier Jahren, und da ist es die US-amerikanische Tänzerin Josephine Baker bei einem Tournee-Auftritt in Wien, die den kleinen Jungen zutiefst beeindruckt, weil sie ihn bei einem Auftritt auf die Bühne holt. Der Dreizehnjährige bewirbt sich heimlich an einer Schauspielschule – und wird abgewiesen mit dem Rat, es drei Jahre später noch einmal zu versuchen…


1938 noch, als Österreich ein Teil des nationalsozialistischen Deutschen Reiches wird, schicken ihn seine Eltern, in Sorge um das Wohl des jüdisch-stämmigen Sohnes, mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Als Land- und Fabrikarbeiter schlägt sich der junge Otto durch, während seiner Mutter die Flucht  ins chinesische  Exil nach Shanghai gelingt, von wo sie ihren bereits in ein KZ deportieren Mann freikaufen und zu sich holen kann. Otto Tausigs Vater stirbt in der Emigration an Tuberkulose.


Nach der Okkupation Frankreichs durch das Deutsche Reich wird der Sohn – wie viele andere Emigranten – als ‚Feindlicher Ausländer‘ interniert. Die folgenden zwei Jahre verbringt er in diversen französischen Lagern und lernt hier unter anderem den ebenfalls in Hitler-Deutschland verfemten Dichter Kurt Schwitters kennen. Nach seiner Entlassung geht Tausig nach London, wo er tagsüber als Schlosser arbeitet und abends im ‚Austrian Center‘ des ‚Free Austrian Movement‘ an satirischen Bühnenprogrammen mitwirkt, bei denen auch Jura Soyfers “Vineta. Die versunkene Stadt“ zur Aufführung kommt.


1946 kehrt der mittlerweile überzeugte Kommunist  Tausig in seine österreichische Heimat zurück, beginnt im Wien ein Studium am Max Reinhardt Seminar und arbeitet schon zwei Jahre später als Schauspieler, Regisseur und Chefdramaturg am ‚Neuen Theater in der Scala‘. Die durchweg kommunistische Orientierung des Ensembles macht es nach der Schließung des Theaters im Jahr 1956 den  Schauspielern in der antikommunistischen Stimmung im Wien jener Zeit jedoch äußerst  schwer, ein Engagement an anderen Theatern bekommen. “Entweder man unterschrieb,“ erinnert sich Otto Tausig später, “dass man sich vom Kommunismus in jeder Form abwendet, oder du hast kein Engagement mehr bekommen. Also bin ich ein zweites Mal emigriert.“


Tausig wechselt ans Deutsche Theater und die Volksbühne nach Ost-Berlin. Hier wirkt er als Drehbuchautor und Regisseur an satirischen Kurzspielfilmen der DEFA, den sogenannten “Stacheltier“-Produktionen, mit. Nicht zuletzt auch die zunehmende Bespitzelung durch die DDR-Behörden führt schließlich bei Otto Tausig zur Abkehr von der Kommunistischen Partei.


1960 wechselt er ans Schauspielhaus Zürich, arbeitet später er als freischaffender Schauspieler und Regisseur. 1970 wird er, engagiert von Gerhard Klingenberg, Ensemblemitglied und Regisseur am Wiener Burgtheater, dem er bis 1983 angehört, und gründet in dieser Zeit eine ‚Amnesty-International‘-Gruppe zur Unterstützung von politisch verfolgten Schauspielern und Künstlern, mit der er sich unter anderem für den tschechoslowakischen Schriftsteller und Regimekritiker Václav Havel einsetzt.


Neben seiner Theater-Karriere arbeitet Otto Tausig als Filmschauspieler und Regisseur für Film- und Fernsehproduktionen sowie als Professor am Max-Reinhardt-Seminar. 1999 beendet er seine Bühnenkarriere mit der Rolle des Advokaten Schnoferl in Nestroys “Das Mädl aus der Vorstadt“ am Wiener Volkstheater. Als Drehbuchautor und Regisseur wirkt er an rund 70 Produktionen mit und wird 2009  mit dem ‚Nestroy-Theaterpreis‘ für sein Lebenswerk geehrt. “Ich kann diesen Beruf (…) in meinem Alter nicht mehr so ganz ernst nehmen – ich würde es wertvoller finden, mich mit wissenschaftlichen Büchern zu beschäftigen“, sagte Tausig dazu einmal in einem Interview. „Aber mit diesem Ziel vor Augen gibt mir das so viel Sinn.“ (Quelle: http://wien.orf.at/news/stories/ 2504997/ )


Über viele Jahre hinweg widmet sich Tausig im Rahmen der ‚Initiative Entwicklungshilfe der Künstler des Entwicklungshilfeklubs‘ Projekten der Entwicklungszusammenarbeit und spendet seit Ende der 1980er-Jahre seine gesamten Einnahmen aus Engagements und Auftritten diesem Hilfsprojekt. Mit Hilfe dieser Initiative unterstützt er indische Kinder, die aus der Kinderarbeit in Teppichfabriken oder Steinbrüchen befreit werden konnten, oder Flüchtlingskinder ohne Eltern in Österreich, die eine neue Heimat im ‚Laura-Gatner-Heim‘ in Hirtenberg gefunden haben, einem Haus der Diakonie, das nach Tausigs im Vernichtungslager Treblinka ermordeten Großmutter benannt ist.


Im Alter von 89 Jahren stirbt der Burgschauspieler nach langer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in Wien.


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Tausig

http://wien.orf.at/news/stories/ 2504997/


Links (deutsch):

http://wien.orf.at/news/stories/2504997/

http://hpd.de/node/12084

http://www.zweitausendeins.de/filmlexikon/?sucheNach=personnr&wert=89561

http://www.erinnern.at/bundeslaender/wien/startseiten-aliases/otto-tausig-ein-engagierter

http://www.imdb.de/name/nm0851555/

film.gif

http://www.youtube.com/watch?v=9UwuD9yYJ6E

http://www.doew.at/aktuell/tausig.html

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http://www.tw1.at/jart/prj3/tw1/website.jart?rel=de&content-id=1267021661633&reserve-mode=active

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