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Coudenhove-Kalergi, Richard Nikolaus Graf von

H.A.M. 0
Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi
Schriftsteller und Politiker

Geb. 16.11.1894 in Tokio/Japan
Gest. am 27.07.1972 in Schruns/Österreich


Coudenhove-Kalergi war der Sohn des österreichisch-ungarischen Botschafters in Japan Heinrich Graf von Coudenhove-Kalergi und seiner japanischen Frau Mitsu Aoyama, die ebenfalls adelig war und einer alten Samuraifamilie entstammte. Väterlicherseits hatten die brabantischen Coudenhoves den Adelstitel für die Teilnahme am Kreuzzug 1099 erhalten. In Tokio geboren übersiedelte der erst Einjährige mit seinen Eltern nach Ronsperg in Böhmen. Er wurde von Privatlehrern erzogen und von seinem 18 Sprachen beherrschenden Vater in Russisch und Ungarisch unterrichtet. Später kam er ans Theresianum in Wien und studierte dann an der Alma Mater Rudolphina, wo er 1916 zum Doktor der Philosophie promoviert wurde.

1915 heirate er die österreichische Schauspielerin Ida Roland Klausner, die 1951 starb. Vier Jahre später nahm er die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft an, lebte aber weiterhin in Wien. Während des Zweiten Weltkrieges emigrierte er in die Schweiz und in die USA. 1952 heirate er die Schweizerin Alexandra Gräfin von Tiele, geb. Bally, einer Arzttochter aus Solothurn, die jedoch schon nach kurzer, harmonischer Ehe verstarb. 1969 ehelichte er die Österreicherin Melanie Benatzky Hoffmann, die Witwe des Komponisten Ralph Benatzky.

Im Jahr 1923 gründete er die Paneuropa-Union, die älteste europäische Einigungsbewegung. Mitglieder waren unter anderem Albert Einstein, Thomas Mann, Aristide Briand, Bruno Kreisky und Konrad Adenauer. Zwischen 1924 und 1938 gab er die Zeitschrift „Paneuropa“ in deutsch und französisch heraus. Graf Coudenhove-Kalergi war damit ein Vordenker der heutigen europäischen Idee und des europäischen Selbstverständnisses bzw. einer europäischen Identität. Im Gegensatz zur heutigen Europäischen Union (EU) sah Kalergi Europa eher als Gegengewicht zu den USA, Russland und Asien in wirtschaftlicher, aber auch kultureller und politischer Hinsicht

1933 wurden seine sämtlichen Schriften auf die Schwarze Liste der vom NS-Regime verbotenen Bücher gesetzt und 1938 flüchtete er bei Nacht und Nebel, nachdem seine jüdische Frau, die Burgschauspielerin Ida Roland noch an diesem Abend als Kleopatra auf der Bühne gestanden war über die Tschecheslowakei, Ungarn, Jugoslawien und Italien nach Bern. Nach dem Münchner Abkommen emigrierte er mit seiner Frau nach Frankreich, dessen Staatsbürgerschaft er annahm. Kalergis Ideen wurden verdrängt, als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach. Während des Dritten Reiches wurde die Paneuropa-Union in Deutschland verboten. Nach dem deutschen Einmarsch in Paris 1940 floh er mit seiner Familie über Spanien und Portugal in die USA wo er in New York als Professor für Geschichte lehrte. Im Juni 1946 kehrte er in die Schweiz zurück. 1950 wurde ihm der erste Internationale Karlspreis der Stadt Aachen verliehen.Coudenhove-Kalergi gab seine Ideen bis zu seinem Tode 1972 nicht auf und blickte voller Freude und Hoffnung auf die Entwicklung Europas nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.


Quellen:

www.wikipedia.org

www.dhm.de (Deutsches Historisches Museum, Berlin)


Zusammengestellt von:

Hans Joachim Schneider

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