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Delbo, Charlotte

H.A.M. 0
Charlotte Delbo
Schriftstellerin

Geb. 10.08. 1913 in Vigneux-sur-Seine/ Frankreich
Gest.  1.03. 1985 in Paris/ Frankreich

Bereits in ihren Jugendjahren spielen Theater und Politik eine wichtige Rolle, und mit 19 Jahren schließt sie sich der Frauenliga der Französischen Kommunisten an. 1934 heiratet Charlotte Delbo den Journalisten Georges Paul Dudach. Sie arbeitet vorübergehend als Regie-Assistentin für Louis Jouvet und dessen Company im argentinischen Buenos Aires, kehrt aber – während der deutschen Besatzung Frankreichs – nach Paris zurück, da sie es nicht ertragen kann, in Sicherheit miterleben zu müssen, wie ihre Freunde und politischen Wegbegleiter von den Nationalsozialisten und ihren französischen Kollaborateuren festgenommen und – wie der mit ihr befreundete Architekt Andre Woog – zum Tode auf der Guillotine verurteilt  werden. Ihr Mann arbeitet bereits im Untergrund für die Résistance als Kurier des Schriftstellers Louis Aragon. Zusammen mit seiner Frau Charlotte schließt er sich der Widerstandsgruppe um den marxistischen Philosophen Georges Politzer an, die aus dem Untergrund auch die Zeitschrift Les Lettres Françaises herausgibt.


Am 2. März 1942 werden die Eheleute in ihrer Wohnung verhaftet. In den Morgenstunden des 23. Mai 1942 wird Georges  Dudach im Mont-Valérien, einer 12 km westliche von Paris gelegenen Festungsanlage, die den Nationalsozialisten von 1940-1944 als Hinrichtungsstätte für Widerstandskämpfer und Geiseln dient, erschossen, nachdem man ihm noch gestattet hat, sich von seiner Frau zu verabschieden.

Charlotte Delbo durchläuft zunächst diverse französische Gefängnisse, ehe sie mit 229 anderen Widerstandskämpferinnen (darunter die Photografin Marie-Claude Vaillant-Couturier, Marie Politzer, Ehefrau von Georges Politzer sowie die  elsässische Ärztin Haidi Hautval ) schließlich mit dem letzten Transport von nicht-jüdischen politischen Gefangenen aus Frankreich am 24. Januar 1943 ins KZ Auschwitz deportiert wird.

Als eine von 49 überlebenden Frauen des Transportes schreibt sie unmittelbar nach ihrer Befreiung mit Aucun des nous ne reviendra ein fragmentarisches, zwischen Erzählung und Prosagedicht angesiedeltes Zeugnis über jene Zeit im Lager. Es soll allerdings noch zwei Jahrzehnte bis zur Veröffentlichung dauern. Ihr Erinnerungs-Werk erscheint schließlich im Rahmen einer Trilogie unter dem Titel Auschwitz et après. Die beiden Folgebände tragen den Titel Une connaissance inutile (1970) und La mesure de nos jours (1971). Neben ihren eigenen tramatischen Erfahrungen läßt die Schriftstellerin Delbo in diesen beiden Büchern auch und vor allem andere Überlebende jenes Gefangenen-Transportes zu Wort kommen.

Während der 60er Jahre arbeitet Charlotte Delbo bei den Vereinten Nationen und am „Centre national de la recherche scientifique“ (CNRS) u.a. für den Philosophen Henri Lefebvre, der seinerseits bereits in der Vorkriegszeit mit Politzer zusammengearbeitet hat. Delbo, die – ebenso wie ihre Schriftstellerkollegen David Rousset und Jorge Semprun, beide Überlebende des Konzentrationslagers Buchenwald -, in Kenntnis der Stalin’schen „Säuberungen“ auf Distanz zum Kommunismus geht, fühlt sich dennoch zeit ihres Lebens der politischen Linken verbunden und veröffentlicht während des Algerienaufstandes unter dem Titel „Les belles lettres“ eine Sammlung von Schriften gegen die französische Kolonialherrschaft. Im Alter von 71 Jahren erliegt Charlotte Delbo den Folgen einer Krebserkrankung.

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