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Birnbaum, Uriel

H.A.M. 0

Uriel Birnbaum
Schriftsteller, Lyriker, Maler und Illustrator


Geb. 13.11. 1894 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 9.12. 1956 in Amersfoort/ Niederlande


Erwachend hob ich meine Augenlider
Und sah verschwommen durch das Wimpernhaar
Das kahle Zimmer und entsann mich wieder,
Daß ich Rekrut in der Kaserne war.

Durchs offene Fenster sah ich leuchtend klar
Den Himmel blau auf grünen Wipfeln liegen
Und sah die Wipfel sich so wunderbar –
So weich verschwommen, wie im Traume, wiegen.

Auch sah ich Vögel durch den Himmel fliegen.
… Und ein Gefühl betäubter Süße lief
Durch meine Seele – küßte sie verschwiegen
Mit sanften Lippen – und verebbte tief …

… Und ich begriff, halb wach, halb, daß ich schlief:
Daß dieses Gott war – und daß Gott mich rief!

(Uriel Birnbaum, Morgen in der Kaserne)


Sein Vater ist der Journalist, Schriftsteller (und Schöpfer des Wortes Zionismus) Nathan Birnbaum. Nach Schulbesuch in Wien, Brünn und Czernowitz hält sich sein jüngster Sohn – der bereits mit elf Jahren seine ersten Karrikaturen zeichnet -, von 1911 bis 1914 in Berlin auf und besucht 1913 die Zeichenschule der Berliner Sezession. Uriel Birnbaum, dessen erste literarische Werke mit 13 Jahren entstehen, arbeitet als Maler, Illustrator und Plakatzeichner und veröffentlicht – ebenfalls 1913 – seine Autobiographie unter dem Titel Über Nacht gläubig geworden. 1915 erscheint Birnbaums erster Beitrag in der Zeitschrift Die Aktion. Dem Kriegsteilnehmer (1915-17) müssen infolge einer Verwundung beide Beine amputiert werden. Von 1917 bis 1938 lebt er in Wien und wird 1923 für seinen Sonetten-Band In Gottes Krieg mit dem Bauernfeld-Preis ausgezeichnet.


1939 emigriert Uriel Birnbaum in die Niederlande, wo er 1939/ 40 in Den Haag lebt und arbeitet, unter anderem an seinem Roman Habsburgische Utopie, in dem er seinen konservativ-legitimistischen Wunschträumen nachhängt. Im September 1940 hält er sich auf Anweisung der deutschen Besatzungsbehörden in Amersfoort (bei Utrecht) auf. Weil er in geschützter Mischehe (so die Definition der Nationalsozialisten) lebt und Kriegsinvalide ist, wird Uriel Birnbaum 1943 nicht – wie sein Bruder Menachem – deportiert. Zeitweise hält er sich von 1943 bis 1945 in Amersfoort versteckt, wo er bis zu seinem Tod lebt.

Uriel Birnbaum hinterläßt ein umfangreiches Werk, das 6000 Gedichte, 35 Kurzdramen, 13 Märchen, 10 phantastische Novellen, 700 Sprüche, Teile eines Romans und zahlreiche Essays umfaßt.


Quelle:

http://www.literaturepochen.at/exil/a5334.html


Literatur:

Siglinde Bolbecher/ Konstantin Kaiser:: Lexikon der österreichischen Exilliteratur, Wien 2000

Uriel Birnbaum (1894–1956), Ein Wanderer im Weltenraum. Ausgewählte Gedichte. Mit einem Nachwort herausgegeben von Georg Schirmers. (Vergessene Autoren der Moderne XLVII. Herausgegeben von Marcel Beyer und Karl Riha. Universität-Gesamthochschule Siegen), Siegen 1990


Links (deutsch):

http://www.fulgura.de/extern/sonett/kabinett/birnbaum.html

http://www.litlinks.it/b/birnbaum.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Uriel_Birnbaum

http://www.ojm.at/ausstellung/auditorium

http://www.ojm.at/ausstellung/auditorium/uebersicht

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