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Grundig, Lea

H.A.M. 0

Lea Grundig
Zeichnerin und Grafikerin


Geb. 1906 Dresden
Gest. 1977 auf einer Mittelmeerreise


Lea Grundig geb. Langer, verh. mit dem Maler und Graphiker Hans Grundig, Studium u.a. an der Dresdner Kunstakademie, 1926 gemeinsam mit ihrem späteren Mann Eintritt in die KPD, Gründungsmitglied der Dresdner ASSO, 1935 Arbeits- und Ausstellungsverbot, 1936-39 mehrfache Verhaftung und Inhaftierung, 1939 Deportation in die Slowakei, dann verschifft nach Tulcea, Rumänien und 1940 per Schiff mit anderen illegalen Einwanderern nach Haifa, gehört zu den Überlebenden des durch den Sabotageakte der Betarim ausgelösten Untergangs der „Patria“, mit dem die Aufnahme der Flüchtlinge in das unter britischem Mandat stehende Palästina erzwungen werden sollte, von Dez. 1940 bis Okt. 1941 Internierung in Athlit, danach in Haifa ansässig, später Tel Aviv, 


Lea GrundigAnfangs von Freunden und einer deutschen Flüchtlings-organisation unterstützt, jedoch bald eigene Ausstellungen sowie Illustrationsaufträge für Kinderbücher u.a., 1946 von der Kommunistischen Partei mittels Einladung der Dresdner Kunsthochschule nach Ostdeutschland zurückbeordert, nach der Staatsgründung Israels und Erhalt eines Passes 1948/49 Rückkehr über Prag nach Dresden, Wiedersehen mit Ehemann Hans, der das KZ Sachsenhausen überlebt hatte, zuerst Dozentin, ab 1951-77 Professur für Graphik an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste, außerdem freischaffend tätig, Parteikader, zahlreiche Orden und Ehrenbezeigungen der DDR.


Arbeiten in Deutschland vor der Emigration

Veristische Zeichnungen und Linolschnitte mit sozialkritischen Milieuschilderungen, nach 1933 antifaschistische Radierzyklen; als Jüdin, Kommunistin und Avantgarde-Künstlerin verfolgt


Im palästinischen Exil

Hauptsächlich Tuschfeder- und Tuschpinsel-Zeichnungen, keine Druckgraphik, während des Weltkriegs expressive Zyklen zu Holocaust und Krieg, parallel realistische, stimmungsvolle Zeichnungen von der palästinensischen Landschaft und von den Menschen; vor allem die Illustrationen für hebräische Kinderbücher, aber auch die freien Impressionen sind ohne politische Intention und behandeln zum erstenmal auch jüdische Themen, desweiteren Kibbuz-Zeichnungen, politische Plakate und Agitprop-Zeichnungen für die kommunistische Zeitung „Kol Haam“ (Volksstimme), verhältnismäßig erfolgreich


Nach der Rückkehr nach Deutschland (DDR)

Die Arbeiten aus der Zeit in Palästina passen nicht in das politische Klima, bemängelt werden die „häßliche Gestaltung“ und die jüdischen Themen, passt sich den Doktrinen an, systemkonforme Zeichnungen und Druckgraphik (Radier- und Lithographiezyklen) im Stil des sog. sozialistischen Realismus’, eklektizistisch, deutlicher Qualitätsverlust, avanciert zur sozialistischen „Vorzeigekünstlerin“.


Weitere Kurzbiographien

Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und der Research Foundation for Jewish Immigration New York. 2 Bde. und 1 Reg.bd. München, New York, London, Paris 1980 und 1983: Bd. 2, I, S. 490; Janet Blatter/Sybil Milton: Art of the Holocaust. New York 1981 und London 1982, S. 250; Kurt Flemig: Karikaturisten-Lexikon. München, New Providence, London, Paris 1993, S. 99; Evelyn Gutbrod: Künstlerbiographien. In: Werner Haftmann: Verfemte Kunst. Bildende Künstler der inneren und äußeren Emigration in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. von Berthold Roland. Köln 1986, S. 388-410, hier S. 396; Lea GrundigJüdische Frauen, S. 155-157; Kritische Graphik in der Weimarer Zeit, hg. von Eberhard Kolb, E. Roters und W. Schmied. Stuttgart 1985, S. 60; Kunst als Waffe. Die „ASSO“ und die revolutionäre bildende Kunst der 20er Jahre. Ausstellung veranstaltet vom Parteivorstand der DKP zum Dürerjahr 1971. Nürnberg 1971, S. 50; Kunst im Widerstand. Malerei, Graphik, Plastik. 1922-1945, hg. von Erhard Frommhold. Dresden 1968 und Frankfurt/Main 1968, S. 542; Lexikon der Kunst. Architektur, Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie. 5 Bde. Westberlin 1983 (Nachdruck der 1968 bis 1978 in der DDR erschienenen Ausgabe): Bd. II, S. 152; Revolution und Realismus. Revolutionäre Kunst in Deutschland 1917 bis 1933, hg. von Christine Hoffmeister u.a. Ausstellungskatalog zum 50. Jahrestag der Gründung der Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands. Berlin (DDR) 1978, Anhang, S. 33f.; Walter Tetzlaff: 2000 Kurzbiographien bedeutender deutscher Juden des 20. Jahrhunderts. Lindhorst 1982, S. 116; Verfemt • Vergessen • Wiederentdeckt. Kunst expressiver Gegenständlichkeit aus der Sammlung Gerhard Schneider, hg. von Rolf Jessewitsch und Gerhard Schneider. Ausstellungskatalog Kunstverein Südsauerland, Olpe u.a. Köln 1999, S. 439; Widerstand statt Anpassung. Deutsche Kunst im Widerstand gegen den Faschismus 1933-1945, hg. vom Badischen Kunstverein Karlsruhe. Berlin (West) 1980, S. 267; Wissenschaft und Kunst im Exil, S. 192; Rainer Zimmermann: Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation. München 1994 (d. i. die überarb. Neuausgabe von: ders.: Die Kunst der verschollenen Generation. Deutsche Malerei des expressiven Realismus von 1925 bis 1975. Düsseldorf, Wien 1980), S. 380


Nachlass

Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin


Sammlung

The Jewish National and University Library, Jerusalem


Werk- und Literaturauswahl

Ben-Shem, Ruven (Feldschuh): Innerhalb der Ghettomauern. Erzählungen aus dem Warschauer Ghetto (in hebräischer Sprache). Illustriert von Lea Grundig. Tel Aviv: N. Twerski 5707 (= 1947)
Chabbas, Bracha: Geschichte eines jungen illegalen Einwanderers. Eine zeitgenössische Erzählung (Jugendbuch in Hebräisch). Illustrationen: Lea Grundig. Tel Aviv: Schachrut-Bücherei (Jugendbücherei) im Am-Oved Verlag 5702 (= 1942)
Dafna, Moshe: Ein kleines Schiff. Liedertexte und Melodien für Kinder (Kinderbuch in Hebräisch). Gezeichnet von Lea Grundig. Tel Aviv: Massada (1944)
Grundig, Lea: Niemals wieder, 29 Tuschfeder- und Tuschpinsel-Zeichnungen, laviert, teils geschabt, entstanden 1943-48 in Haifa und Tel Aviv sowie 1949/50 in Dresden, zum Teil im Grundig-Nachlass der Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin
– -: In the Valley of Slaughter. Drawings (Repros von 17 lavierten Tuschfeder- und Tuschpinsel-Zeichnungen, mit Bildtiteln in Hebräisch und Englisch sowie Versen von Schin Schalom in Hebräisch). Tel Aviv: Privatdruck des Kibbuz-Hame’uchad (Vereinigter Kibbuz) 1944; deutscher Nachdruck unter dem Titel: Im Tal des Todes. Zeichnungen von Leah Grundig. Einleitung und Text von Kurt Liebmann. Dresden: Sachsenverlag 1947
– -: Ghetto, 7 Orig.-Tuschfeder- und Tuschpinsel-Zeichnungen, entstanden wohl 1946/47 in Tel Aviv, zum Teil im Grundig-Nachlass der Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin- -: Großer Ghetto-Zyklus. 4 Orig.-Tuschpinsel-Zeichnungen, entstanden 1946-48 wohl in Tel Aviv, Kupferstichkabinett, Sammlung der Zeichnungen der Staatlichen Museen zu Berlin
Kipniss, Lewin: Der Elephant Plil (Kinderbuch in Hebräisch, illustriert von Lea Grundig). Erzählungen. Jerusalem: Sch. Sack 5719 (= 1959)
Der Regenbogen. Ein Jahrbuch für Kinder, hg. von N. Melamed (Kinderbuch in Hebräisch, illustriert von Lea Grundig). Tel Aviv: Massada 5706 (= 1946)
Stern, Anatol: Über den himmelblauen See Genezareth (Kinderbuch in Hebräisch). Übersetzt von Schimschon Melzer. Illustriert von Lea Grundig. Tel Aviv: La-jeled-Bücherei (Bücherei für das Kind) im Am-Oved Verlag 5707 (= 1947)
Tschukowski, Qorne (Corneille) Iwanowitz: Die gestohlene Sonne (Kinderbuch in Hebräisch, illustriert von Lea Grundig). Tel Aviv: Massada Verlag (1944)
Wool, Rose (oder Rosa Vul): Buchstaben erzählen (Kinderbuch in Hebräisch). Illustriert von Lea Grundig. Tel Aviv: Dwir (1948)
Brüne, Gerd: Von Dresden nach Tel Aviv. Zu Themen und Motiven in den Werken der 1930er und 1940er Jahre. In: Lea Grundig. Jüdin, Kommunistin, Graphikerin. Ausstellungskatalog Ladengalerie Berlin u.a. Red. Gerd Brüne. Berlin 1996, S. 16-55
Grundig, Lea: Gesichte und Geschichte. 7. Aufl. Berlin (DDR) 1974 (EA. 1958)
– – Lea Grundig. Zeichnungen, Graphik. Ausstellungskatalog. Berlin (DDR), Leipzig, Dresden 1976/77
– – Lea Grundig. 1906-1977. Zeichnungen und Radierungen. Ausstellung zum 75. Geburtstag. Hans Thoma-Gesellschaft. Reutlingen 1981
– – Lea Grundig. Jüdin, Kommunistin, Graphikerin. Ausstellungskatalog Ladengalerie Berlin u.a. Red. Gerd Brüne. Berlin 1996
Hütt, Wolfgang: Lea Grundig. Dresden 1969
Müller, Karoline: Vom Erkennen der Wahrheit oder Wem dient die Kunst? Notizen zum Wirken von Lea und Hans Grundig. In: die horen 26, 1981, Bd. 1= Ausg. 121, S. 149-155
– – /Dirk Rose: Lea Grundig. Werkverzeichnis der Radierungen. 1933-73. Berlin (West): Ladengalerie 1973
Nündel, Ursula: Lea Grundig – antifaschistische Folgen aus Palästina. Zum Gedenken des 80. Geburtstags am 23. März 1986. In: Mitteilungen. Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik 24, 1986, Nr. 2, S. 18f.
Schätzke, Andreas: „Unendlich viel Neues…“ Lea Grundigs Rückkehr aus dem Exil. In: Lea Grundig. Jüdin, Kommunistin, Graphikerin. Ausstellungskatalog Ladengalerie Berlin u.a. Red. Gerd Brüne. Berlin 1996, S. 56-67
Talberg, Karin: Die Malerin Lea Grundig. In: Orient 4, 1943, H. 6-8, 7.4.1943, S. 54f.


Autorin:

Rosa von der Schulenburg


Links (deutsch):

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/GrundigLea

http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/grundbio

http://de.wikipedia.org/wiki/Lea_Grundig

http://www.judentum-projekt.de/persoenlichkeiten/kunst/grundig

http://www.mdr.de/geschichte/personen/130211.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Kultur_in_der_Deutschen_Demokratischen_Republik

http://www.mdr.de/geschichte/personen/130211.html


International:

http://gseart.com/exh/exh_info.asp?ExhID=456

http://www.gseart.com/artists.asp?ArtistID=36

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