Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Wichterie, Otto

H.A.M. 0

Otto Wichterle
Chemiker

Geb. 27.10. 1913 in Prostějov (Prossnitz)/ Österreich-Ungarn
Gest. 18.8. 1998


Wichterle studiert an der Chemischen Fakultät der Technischen Universität in Prag, promoviert 1936 und bleibt an der Hochschule bis zu deren Schließung durch die Nationalsozialisten 1939. Er wechselt in die Forschungsabteilung der Bata-Werke in Zlín, wo er sich auch und vor allem mit der Verarbeitung von Polyamiden und Kaprolaktamen beschäftigt. 1941 entwickelt er mit seinem Forscher-Team eine Kunstfaser, der man den Namen Silon gibt. Allerdings gelangt die zunächst geheimgehaltene Erfindung erst zehn Jahre später in die industrielle Produktion. 1942 wird Otto Wichterle kurzzeitig von der Gestapo inhaftiert.


Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrt Wichterle an die Universität zurück, promoviert über organische Chemie und ist Autor eines Grundlagenbuches zur anorganischen Chemie. 1952 ernennt man ihn zum Dekan des neu gegründeten Instituts für chemische Technologie – enthebt ihn jedoch sechs Jahre später wieder dieses Postens im Zuge einer politischen Säuberungsaktion.

1959 wählt ihn die tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften, der er seit 1955 angehört, zum Vorstand eines neuen Instituts für makromolekulare Chemie, wo Wichterle seine Forschungen zur Polymerisation von Laktamen und zur Verarbeitung von hydrophilen Gelen fortsetzen kann. Bereits 1953 ist ein von ihm und dem Chemiker Drahoslav Lím entwickeltes Verfahren zur Herstellung eines weichen Polymers (2-Hydroxyethylmethacrylat: HEMA) patentiert worden.


Weil der Aufbau des Instituts recht viel Zeit in Anspruch nimmt, muß Wichterle einen großen Teil seiner Experimente zu Hause durchführen. Und dort gelingt ihm zum Weihnachten 1961 – während seine Kinder mit einem Fahraddynamo spielen – der Bau des Prototyps einer zentrifugalen Gussanlage, an der er die ersten vier sehr regelmäßigen Kontaktlinsen aus Hydrogel herstellt. Diese sogenannten weichen Linsen reizen das Auge nicht, sondern passen sich vielmehr der Form der jeweiligen Hornhaut an (und werden weltweit Anfang des 21. Jhdts. bereits von mehr als 100 Millionen Menschen getragen).

Die Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften verkauft die Patente jedoch, ohne Wichterles Wissen, in die USA. Zur damaligen Zeit ist das Patent an einer Erfindung nicht Privatbesitz, sondern staatliches Eigentum.


Mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes 1968 findet die politische und wissenschaftlichen Karriere des engagierten Demokraten Wichterle ein jähes Ende. Das Parlamenstmitglied wird zum Staatsfeind erklärt, vom öffentlichen Leben ausgeschlossen und 1970 auch von der Leitung seines Instituts entbunden. Anlaß ist seine Unterschrift unter dem Manifest der 2000 Worte für eine Wiederaufnahme der im Prager Frühling des Jahres 1968 unterdrückten Demokratisierungs-Bestrebungen.


Wichterles wissenschaftliche Arbeit wird in der Folge auch dadurch erschwert, daß ihm Kontakte zu Kollegen, vor allem im westlichen Ausland, immer wieder untersagt werden. Erst im Zuge der Samtenen Revolution von 1989 wird Otto Wichterle in vollem Umfang rehabilitiert. Von 1990 bis zur Auflösung der Tschechoslowakei amtiert er als Präsident der tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften und wird anschließend zum Ehrenpräsidenten der tschechischen Akademie ernannt. Eine besondere Auszeichnung wird Wichterle schließlich 1993 mit dem nach ihm benannten Asteroiden 3899 zuteil.

Im Alter von 85 Jahren stirbt Otto Wichterle in seinem Sommerhaus in Tschechien.

Im sechsten Prager Bezirk erinnert seit Ende Oktober 2005 eine Skulptur vor dem Institut für makromulekulare Chemie an den Erfinder der weichen Kontaktlinsen.


Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Wichterle


Links (deutsch):

http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/REL?PPN=119376911

http://www.optikum.at/286.htm

http://www.czech100.com/?lang=de&page=icons&id=57


International:

http://www.archiv.cas.cz/english/pages/wichterl.htm

volume_up.gifhttp://www.radio.cz/en/article/47455

http://www.vscht.cz/historie/otto_wichterle_a.htm

http://www.itiworld.org/TechnoTimes/Archives/040927B.htm

http://www.invention-europe.com/Article958.htm

Die Kommentare sind deaktiviert.