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Rumpf, Julius

H.A.M. 0

Julius Rumpf
Pfarrer


Geb. 17. 9. 1874
Gest. 23. 2. 1948 in Heidelberg


„Der ‚Julius Rumpf-Preis‘ der Martin-Niemöller- Stiftung erinnert‘ an das Lebenswerk eines Mannes, der sich unter sehr viel schwierigeren, nämlich lebensgefährlichen Umständen gegen Unrecht, Unterdrückung und Hass zur Wehr gesetzt hat. Der Wiesbadener Theologe Julius Rumpf, der sich auch vom nationalsozialistischen Unrechtsregime nicht verbiegen ließ, war zwischen 1921 und 1940 Pfarrer der Marktkirche in Wiesbaden. Charakteristisch für ihn war sein starker, unbeirrbarer Gerechtigkeitssinn. Nichts erbitterte ihn mehr als Gleichgültigkeit – gegenüber Ungerechtigkeit und gegenüber Menschen in Notlagen. Deshalb setzte er sich in den Jahren der Weltwirtschaftskrise gegen soziale Not in seiner Gemeinde ein, verfolgte er das Aufkommen des Nationalsozialismus mit Schrecken.


Julius Rumpf war sich über den Unrechtscharakter des NS-Regimes keine Sekunde im Unklaren. Aus dieser Überzeugung heraus wollte er nicht hinnehmen, dass die Kirche nach der Machtergreifung gleichgeschaltet wurde, setzte er den Nationalsozialisten gemeinsam mit anderen Widerstand entgegen. So übernahm er 1934 die Geschäftsführung des von Martin Niemöller gegründeten ‚Pfarrernotbundes‘ in der Hessisch-Nassauischen Kirche, aus dem die ‚Bekennende Kirche’ hervorging. Julius Rumpf war hier von 1936-1940 Vorsitzender des Landesbruderrates.


Für seine Widerständigkeit wurde er gleich von zwei Seiten unter Druck gesetzt: von der regimehörigen Landeskirchenregierung, die ihm erst Geldstrafen erteilte, ihn dann als Pfarrer absetzte und zwangspensionierte. Die Gestapo stellte ihn unter Polizeiaufsicht, lud ihn immer wieder zu stundenlangen Verhören vor und wies ihn schließlich 1940 aus Nassau aus. Der Pfarrer, dem die Predigt-Erlaubnis entzogen worden war, lebte danach in Heidelberg. Von dort aus hat er die „Bekennende Kirche“ weiter unterstützt. Auch am Wiederaufbau der Kirche nach 1945 beteiligte er sich, so lange es seine Kräfte zuließen. Im Jahr 1948 endete sein sozial engagiertes, unangepasstes, widerständiges Leben – aber nicht sein Lebenswerk.


Autor:

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Auszug aus einer Rede anlässlich der Verleihung des „Julius-Rumpf-Preises“ am 7. September 2001 in Hermannswerder.


Links (deutsch):

http://www.bundestag.de/parlament/praesidium/reden/2001/014.htm

 

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