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Ringelnatz, Joachim

H.A.M. 0

Joachim Ringelnatz (eigtl. Hans Bötticher [Boetticher], Hans Gustav (weitere Pseud.: Pinko Meyer, Fritz Dörry, Gustav Hester)
Schriftsteller und Maler

Geb. 7.8. 1883 in Wurzen/ b. Leipzig
Gest. 17.11. 1934 in Berlin


„In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona, auf der Chaussee,
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Dann auf den letzten Teil der Reise.“

(Joachim Ringelnatz, Die Ameisen)*

„Ibich habibebi dibich,
Lobittebi, sobi liebib.
Habist aubich dubi mibich
Liebib? Neibin, vebirgibib.
Nabin obidebir febirn,
Gobitt seibi dibir gubit.
Meibin Hebirz habit gebirn
Abin dibir gebirubiht.“

(Joachim Ringelnatz, Gedicht in Bi-Sprache)*


Der Sohn des Jugendschriftstellers Georg Bötticher wird des Gymnasiums verwiesen, als er sich in der Großen Pause bei Hagenbecks Völkerschau hat tätowieren lassen. Er geht als Schiffsjunge und Matrose zur See, absolviert anschließend in Hamburg eine kaufmännische Lehre, arbeitet als Hausmeister in einer Pension in England, ist Lehrling in einer Dachpappenfabrik und arbeitet als Angestellter in einem Münchner Reisebüro.


1908/09 ist er häufig im Schwabinger Künstlerlokal Simplicissimus anzutreffen, trägt erste Verse vor und avanciert bald zum Hausdichter der Wirtin. In der Nähe eröffnet Ringelnatz ein Zigarrengeschäft, das er allerdings aufgrund fehlender Kundschaft nach neun Monaten wieder schließen muß. Von der im Künstlerlokal verkehrenden Schwabinger Bohème (unter ihnen Frank Wedekind) wird er zu eigenen Veröffentlichungen angeregt. Neben dem Schreiben widmet er sich der Ölmalerei.


Seinen Lebensunterhalt verdient Ringelnatz – der damals allerdings noch seinen bürgerlichen Namen trägt – in dieser Zeit als Bibliothekar bei der gräflichen Familie Yorck von Wartenburg in Schlesien, als Hauslehrer im Baltikum, ist Sekretär des Balladendichters Börries von Münchhausen in Hannover und arbeitet als Fremdenführer.

In die Jahre 1912 bis 1914 fallen erste autobiographische Geschichten, Kindererzählungen und grotesk-komische Gedichte, darunter Die Schnupftabaksdose und Stumpfsinn in Versen und Bildern von Hans Bötticher und Richard Seewald (beide 1912) sowie 1913 Ein jeder lebt’s. Novellen von Hans Bötticher. Seine Mischung aus Seemannsgarn, Moritaten, Nichtsnutz- Erkenntnissen, bitterer Zeitkritik und Schwermut trifft das Lebensgefühl der Weltkriegs-Generation. Ringelnatz‘ tiefer Ernst wird über die spaßigen Dichtungen jedoch vielfach nicht wahrgenommen.

Der Marinekriegsfreiwillige fährt während des Ersten Weltkrieges zuerst als Maat, später als Leutnant zur See und kommandiert ein Minensuchboot. Vermutlich in dieser Zeit legt er sich auch jenes Pseudonym zu, unter dem er später als Schriftsteller und Dichter berühmt werden wird und nennt sich ab jetzt Joachim Ringelnatz.

In der 1918er Revolution wird er in einen der Arbeiter- und Soldatenräte gewählt.


Joachim RingelnatzSeinen Durchbruch als Dichter und reisender Vortragskünstler erreicht Ringelnatz 1920 mit seinem im Verlag Alfred Richard Meyer (Munkepunke) erscheinenden Band Turngedichte. An diesen ersten großen Erfolg knüpft er 1923 mit dem Gedichtband Kuttel Daddeldu an.

Im Februar 1932 übersiedelt Joachim Ringelnatz ins Berliner Westend, wo er Stammgast in der Westend-Klause am Steubenplatz wird.


Direkt nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erhält Joachim Ringelnatz im Februar 1933 Auftrittsverbot, seine Veröffentlichungen werden beschlagnahmt und seine Gemälde aus den Räumen der Berliner Nationalgalerie als Entartete Kunst entfernt.

Der mittlerweile Schwerkranke verarmt immer mehr, kann seine Heilbehandlung nicht mehr finanzieren und stirbt mit Anfang Fünfzig in seiner Wohnung am damaligen Sachsen- (dem heutigen Brixen-) Platz in Berlin.

Ringelnatz‘ Nachlaß wird später von seiner Ehefrau Leonharda Pieper (genannt Muschelkalk) herausgegeben, der auch etliche Gedichte gewidmet sind, u.a. folgende Zeilen aus dem Gedicht Ansprache eines Fremden an eine Geschminkte vor dem Wilberforcemonument: „Mein richtiges Herz. Das ist anderwärts, irgendwo | Im Muschelkalk.“


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Ringelnatz

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/RingelnatzJoachim

*) Beide Gedichte wurden entnommen aus:
http://www.ringelnatz.net/html/joachim_ringelnatz_gedichte.html#ameisen


Links (deutsch):

http://www.ringelnatz-verein.de

http://www.ringelnatzstiftung.de/

http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/2005/ringeln_allerd/

http://gutenberg.spiegel.de/ringelnz/flugzeug/flugzeug.htm

http://ebbertz.dbmk.de/links/Literatur/Autoren_und_Autorinnen/R/Ringelnatz,_Joachim/

http://www.litlinks.it/r/ringelnatz.htm

http://www.fred-lang.de/haar.html

volume_up.gifhttp://www.vorleser.net/html/joachim_ringelnatz_hoerbuch.html

http://www.kuenstlerkolonie-berlin.de/bewohner/ringelnz.htm

http://www.garten-literatur.de/Leselaube/ringelnatz_ameisen.htm

http://www.perlentaucher.de/autoren/11553.html

http://www.etk-muenchen.de/sixcms/detail.php?&id=5076&template=neu_werke_literatur

http://www.dradio.de/dlr/sendungen/merkmal/322157/

http://www.wallstein-verlag.de/9783892443377.html

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