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Rejewski, Marian

H.A.M. 0

Marian Rejewski
Mathematiker und Kryptologe

Geb. 16. 8. 1905 in Bromberg/ Deutsches Reich
Gest. 13.2. 1980 in Warschau/ Polen


Marian Rejewski studiert Statistik an der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen und Versicherungsmathematik in Göttingen, interessiert sich bereits in dieser Zeit besonders für Ver- und Entschlüsselungssysteme und kommt 1932 zum polnischen Dechiffrier- Biuro Szyfrów. Hier arbeitet man schon seit 1928 im Auftrag des polnischen Geheimdienstes an der Entschlüsselung des deutschen Nachrichtenverkehrs.


Gemeinsam mit Jerzy Różycki und Henryk Zygalski gelingt Rejewski 1934 schließlich eine vollständige Decodierung der deutschen Enigma-chiffrierten Nachrichten. Die von Arthur Scherbius Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelte Enigma- Verschlüsselungsmaschine besteht aus drei miteinander verdrahteten Hauptelementen: einer Tastatur (zur Eingabe der Klarbuchstaben), einer Verschlüsselungseinheit und einem Lampenfeld zur Anzeige der Geheimbuchstaben. Zu den wichtigsten Bestandteilen der Chiffriereinheit, die die eigentliche Umwandlung vollzieht, gehören drei Walzen mit je 26 Drähten, die nichts anderes bewirken als das dreifache Vertauschen der Buchstaben. Damit ergeben sich 263, das sind 17576, Möglichkeiten einen Buchstaben der Nachricht zu verschlüsseln (hier zitiert nach: http://www.mathe. tu-freiberg.de/ ~dempe /schuelerpr_neu/enigma.htm).

Zur Entschlüsselung setzt das Mathematiker-Team mechanische Rechenmaschinen, sogenannte Bombas ein, die einen Teil der täglichen Rechenarbeit übernehmen und es damit ermöglichen, daß innerhalb von zwei Stunden der zum Chiffrieren von Nachrichten benutzte Tages- Schlüssel quasi „gesprengt“ werden kann.


„Eine Woche nachdem Hitlers Truppen (am 1.9. 1939, Anm. d. Red.) die polnische Grenze überschritten hatten, wurde das Chiffrierbüro in Warschau aufgelöst. In einem Spezialauto fuhr die Mannschaft nach Brest-Litowsk, und von dort ging es in Richtung polnisch-rumänischer Grenze… Unterwegs wurden die Züge immer wieder von Flugzeugen beschossen. Die Leute von von BS4 sahen sich genötigt, ihre mitgeführten bombas zu zerstören… Die Rumänen steckten die anreisenden Polen in Internierungslager. Doch den drei Mathematikern gelang es, den nächstbesten Zug Richtung Hauptstadt zu besteigen, in der Hoffnung, die britische Botschaft in Bukarest würde ihnen helfen… Als sich die drei an die Botschaft wandten, wurden sie mit den Worten ‚Kommen Sie in einigen Tagen wieder!‘ abgefertigt.“

(aus: Rudolf Kippenhahn Verschlüsselte Botschaften, 4. Aufl., Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 2006, Copyright © 1997 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek b. Hamburg, ISBN 13: 978-3-937872-37-7, ISBN 10: 3-937872-37-X, S. 227


Die Franzosen hingegen, die sehr daran interessiert sind, die drei Mathematiker für eine Zusammenarbeit mit dem französischen Chiffrierbüro zu gewinnen, heißen die polnischen Spezialisten umso herzlicher willkommen und händigen ihnen umgehend Visa für Frankreich aus. Im Oktober 1939 nehmen Rejewski, Różycki und Zygalski ihre Arbeit im Château de Vignolles, südöstlich von Paris, auf. Unter dem Decknamen Bruno beginnen die Fachleute umgehend mit dem Nachbau von Enigmas: in diversen – über das Stadtgebiet verstreuten – Werkstätten werden die Einzelteile der Verschlüsselungsmaschinen gebaut und anschließend bei Bruno zusammengesetzt. Noch ist die Entschlüsselung mit den fünf möglichen Walzen nicht gelungen – trotz mittlerweile intensiver Zusammenarbeit mit dem britischen Chiffrierdienst, der seinerseits begonnen hat, eigene bombes zu bauen.


Im Frühjahr 1940 marschiert die deutsche Wehrmacht in Frankreich ein – das Bruno-Büro muß schleunigst geschlossen werden. Die Mitglieder der Gruppe bearbeiten noch auf der Flucht Richtung Süden aufgefangene deutsche Funksprüche. Nach der französischen Kapitulation muß die Gruppe um Marian Rejewski erneut fliehen, richtet am 1. Oktober nordöstlich von Nîmes ein neues Büro unter dem Codenamen Cadix ein und leitet von nun als als Gruppe 300 in der Folgezeit mehr als sechshundert für das deutsche Afrika-Korps bestimmte entschlüsselte Nachrichten und Funksprüche an die Briten weiter.


Mit dem weiteren Vordringen der Deutschen müssen die polnischen Entschlüsselungs-Experten erneut fliehen. Jerzy Różycki ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot: der jüngste der drei polnischen Mathematiker ist auf der Rückreise von der algerischen Außenstelle des französischen Chiffrierbüros bei einem Schiffsunglück Anfang der 40er Jahre ums Leben gekommen.

Seine Kollegen Marian Rejewski und Henryk Zygalski gelingt es, nach mehr als achtmonatiger Flucht und mehrfachen Verhaftungen schließlich, über Spanien, Portugal und Gibraltar Großbritannien zu erreichen, wo sie zwar an der Dechiffrierung von SS-Schlüsseln arbeiten, aber ihre Experten-Kenntnisse nicht voll zur Anwendung bringen können.


„Irgendwie wollten es die Engländer nicht wahrhaben, daß die Polen mit der Enigma-Entschlüsselung so weit fortgeschritten waren. Das neu entstandene englische Projekt ‚ULTRA‘ hatte fortan die Aufgabe, die mit der Enigma chiffrierten Funksprüche zu bearbeiten, und die Polen sind nie in dieses Unternehmen einbezogen worden. Seit August 1939 gab es nördlich von London auf dem Gut Bletchley Park eine große Abteilung mit Tausenden von Mitarbeitern, die damit beschäftigt waren, Enigma-Funksprüche zu entschlüsseln. Davon hat Rejewski erst dreissig Jahre nach Kriegsende etwas erfahren.“

(aus: Rudolf Kippenhahn Verschlüsselte Botschaften, a.a.O., S. 230)


Nicht zuletzt die grundlegenden theoretischen Vorarbeiten des Biuro Szyfrów sind es jedoch, die den Experten in Bletchley-Park (und namentlich Alan Mathison Turing mit der von ihm konstruierten Maschine Colossus) das endgültige Brechen des Enigma-Codes und damit schließlich den Kriegserfolg der Alliierten ermöglicht haben.


Nach 1945 kehrt Rejewski ins mittlerweile kommunistische Polen zurück, versucht hier allerdings vergeblich, eine Anstellung als Mathematiklehrer an einer höheren Schule zu erhalten und arbeitet bis zu seiner Pensionierung 1967 in der Verwaltung seiner Geburtsstadt, die nunmehr den polnischen Namen Bydgoszcz trägt.

Seine letzte Ruhe findet Marian Rejewski auf dem Warschauer Powazki-Friedhof. Die Polnische Gesellschaft für Mathematik erinnert mit einer speziell für ihn kreierten Medaille an den genialen Chiffrierexperten.


Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Marian_Rejewski


Links (deutsch):

http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)


International:

http://pl.wikipedia.org/wiki/Marian_Rejewski

http://en.wikipedia.org/wiki/Marian_Rejewski

http://www.impan.gov.pl/Great/Rejewski/article.html

http://miasta.gazeta.pl/bydgoszcz/1,35608,2380477.html

http://poland.gov.pl/Marian,Rejewski,,Jerzy,Rozycki,and,Henryk,Zygalski:,Enigma,,or,the,Biggest,Secret,of,World,War,II,1978.html

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