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Pamuk, Orhan

H.A.M. 0

Orhan Pamuk
Schriftsteller und Journalist


Geb. 7.6. 1952 in Istanbul/ Türkei


Orhan Pamuk„Ich befürworte den Prozeß der Annäherung der Türkei an den Westen, und zugleich stehe ich den grausamen Methoden, mit denen unsere osmanische Vergangenheit verdrängt und ausgelöscht werden soll, sehr kritisch gegenüber… Zu oft, und jedes Mal mit mehr Nachdruck, wurde mir nun schon gesagt, ich solle auf meine Worte achtgeben, auf meine Bücher, meine Kommentare, meine Interviews, auf jede Äußerung, die ich Journalisten oder Ausländern gegenüber fallen lasse. „

(Orhan Pamuk)*


Orhan Pamuk, Sohn einer Fabrikantenfamilie, wächst im westlich geprägten Istanbuler Stadtteil Nisantasi auf, besucht das Amerikanische Robert College und studiert danach, obgleich er ursprünglich Maler hat werden wollen, Architektur und Journalismus an der Istanbuler Technischen Universität. 1985 übersiedelt er für drei Jahre in die USA und lehrt an der New Yorker Columbia University.

Nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten läßt sich Pamuk wieder in Istanbul nieder Die aufgeladene politische Situation in der Türkei der Mittsiebziger hält ihn zunächst davon ab, sich als politischer Schriftsteller zu Wort zu melden. Angesichts der zunehmenden Popularität seiner Bücher im In- und Ausland, die Verletzung der Menschenrechte in der Türkei der neunziger Jahre und dem Wunsch, die demokratischen Bewegung im Lande zu unterstützen, macht aus dem Schriftsteller Orhan Pamuk zunächst einen politisch engagieretn Bürger, der Aufrufe, Erklärungen und Petitionen unterzeichnet.


Der internationale Durchbruch gelingt dem Schriftsteller mit seinem 1985 erscheinenden Roman Beyaz Kale (Die weiße Festung, dt. 1990), der Geschichte über einen venezianischen Sklaven und seinen osmanischen Herrn.

Für seine Romane, darunter Die weiße Festung, Das schwarze Buch oder Rot ist mein Name wird er mit allen wichtigen türkischen Literaturpreisen ausgezeichnet: darunter 1990 der Independant Foreign Fiction Award (1990) im darauffolgenden Jahr der Prix de la découverte européene und 2003 der IMPAC Dublin Award.


Später entschließt er sich mit Schnee einen politischen Roman zu schreiben, und „alles hineinzulegen“, so Orhan Pamuk in einem Zeitungsinterview, „was mir auf der Seele lag. Aber „Schnee” ist kein politischer Roman im überlieferten Sinn des Wortes – keine Propaganda, kein Melodram, keine schlichte Trennung zwischen Guten und Bösen! Jeder, jede wichtige Strömung, kommt im Roman zu Wort: die Türken und die Kurden, die Nationalisten, die Säkularisten, die Armee, die Gläubigen und die islamistischen Fundamentalisten. Das Thema ist zwar politisch, aber der Roman handelt von etwas anderem, vielleicht vom Sinn des Lebens in diesem ostanatolischen Winkel der Welt“. Hier, in Kars, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Nordosten des Landes, leben neben Türken und Georgiern nicht zuletzt auch Armenier, auf deren Schicksal – und dessen jahrzehntelange Verleugung durch die offizielle Türkei – der Schriftsteller und Menschenrechtler Pamuk hinweist – und sich damit zunehmend der Hetze nationalistischer Kreise – bis hin zu Morddrohungen – ausgesetzt sieht.


Die türkische Staatsanwaltschaft eröffnet im Sommer 2005 ein Verfahren gegen den Dichter, das Pamuk mit einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren bedroht und beruft sich dabei auf Artikel 301/1 des türkischen Strafgesetzbuches, der die „Herabsetzung oder Beschädigung von türkische Identität und Türkentum“ mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren sanktioniert. Auslöser sind dabei vor allem Pamuks kritische Äußerungen in einer Schweizer Zeitung über die Tabuisierung der Massaker an den Armeniern gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, über die nicht zuletzt deutsche Schriftsteller, Nazi-Gegner und Emigranten wie Armin T. Wegner, Franz Werfel und Edgar Hilsenrat geschrieben haben. Der Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges 1915/ 16 kostet über einer Million Menschen das Leben, andere gehen ins Exil, unter ihnen der armenische Mönch, Poet und Musikwissenschaftler Komitas, der über die Ereignisse in seinem Land den Verstand verliert und nach zwanzig Jahren geistiger Umnachtung in einem Pariser Sanatorium stirbt..


Orhan Pamuk, der mitttlerweile bekannteste Autor der türkischen Gegenwartsliteratur, dessen Bücher in 34 Sprachen übersetzt und in über 100 Ländern veröffentlicht worden sind, erhält im Oktober 2005 in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.

Als erster türkischer Literat wird Orhan Pamuk am 12. Oktober 2006 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.


„Mit Orhan Pamuk wird ein Schriftsteller geehrt, der wie kein anderer Dichter unserer Zeit den historischen Spuren des Westens im Osten und des Ostens im Westen nachgeht, einem Begriff von Kultur verpflichtet, der ganz auf Wissen und Respekt vor dem anderen gründet. Orhan Pamuk hat ein Werk geschaffen, in dem Europa und die muslimische Türkei zusammenfinden. In seinen Romanen ‚Die weiße Festung‘, ‚Rot ist mein Name‘ oder ‚Schnee‘ verbindet er orientalische Erzähltraditionen mit den Stilelementen der westlichen Moderne und entwickelt Bilder und Begriffe, die unsere Gesellschaft in einem nicht eng verstandenen Europa gebrauchen wird. So eigenwillig das einzigartige Gedächtnis des Autors in die große osmanische Vergangenheit zurückreicht, so unerschrocken greift er die brennende Gegenwart auf, tritt für Menschen- und Minderheitenrechte ein und bezieht immer wieder Stellung zu den politischen Problemen seines Landes.“

aus der Begründung des Stiftungsrates des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, hier zitiert aus: Börsenverein des Deutschen Buchhandels,
http://www.boersenverein.de/de/86602


Eine geplante Lesereise nach Deutschland und Belgien, verbunden mit der Entgegennahme von Ehrendoktorwürden der Freien Universität Berlin sowie der Katholischen Universität Brüssel, sagt der in seiner Heimat immer wieder angefeindete und bedrohte Nobelpreisträger Anfang Februar 2007 kurzfristig ab und fliegt überraschend zu Vorträgen in die Vereinigten Staaten.


Quelle:

F.A.Z., 06.07.2005, Nr. 154 / Seite 35


Links (deutsch):

http://www.ksta.de/html/artikel/1125475894165.shtml

http://www.br-online.de/kultur/literatur/lesezeichen/20020127.20020127_1.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Orhan_Pamuk

http://www.perlentaucher.de/autoren/7530.html

http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=10559&CategoryID=63

http://www.zvab.com/angebote/orhan-pamuk.html

http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/lesezeit/75644

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/404422

http://www.arte-tv.com/de/kunst-musik/metropolis/navigation/838856.html

http://www.hanser.de/buch.asp?isbn=3-446-20574-8

http://www.boersenverein.de/de/86602

http://www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-299/_nr-22/i.html

http://www.zeit.de/2005/16/InterviewPamuk

http://www.nzz.ch/2001/12/01/li/article7S82S.html;jsessionid=A11D786E9ECEB7FB5557B8EAE611BA27

http://www.freitag.de/2005/17/05171401.php

http://specials.hanser.de/pamuk

film.gifhttp://files.hanser.de/hanser/statisch/lit/belle/pamuk1.mpg

film.gifhttp:/.files.hanser.de/hanser/statisch/lit/belle/pamuk2.mpg

film.gifhttp://files.hanser.de/hanser/statisch/lit/belle/pamuk3.mpg

film.gifhttp://files.hanser.de/hanser/statisch/lit/belle/pamuk4.mpg

film.gifhttp://files.hanser.de/hanser/statisch/lit/belle/pamuk5.mpg


International:

http://www.orhanpamuk.net

http://www.alfaguara.santillana.es/NASApp/alfaguara/autor.jsp?id_autor=422

http://www.vg.no/pub/vgart.hbs?artid=82951

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