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Maetzig, Kurt

H.A.M. 0

Kurt Maetzig
Drehbuchautor und Filmregisseur

Geb. 25.1. 1911 in Berlin

Gest.: 08.08. 2012 in Bollewick-Wildkuhl (Mecklenburg-Vorpommern)


„Ich kann für mich sagen, dass glücklich die Momente waren, wo Verantwortung und Gewissen zusammen fielen, und dass es dunkle Nächte waren, wo es nicht der Fall war.“

(Kurt Maetzig)

Er ist einer der Gründerväter der DEFA, zählt zu den wichtigsten Repräsentanten des DDR-Films — und sorgt 1965 mit seinem systemkritischen Streifen Das Kaninchen bin ich, der die politische Umbruchsituation im sozialistischen Lager jener Zeit widerspiegelt, für eine handfeste Kulturdebatte. Der von der DDR-Staatsführung kurz vor der Premiere verbotene Film wird erst knapp ein Vierteljahrhundert später, am 13.12.1989, in der damaligen Ost-Berliner Akademie der Künste der DDR, uraufgeführt.


Nach dem Abitur studiert Maetzig Chemie, Ingenieurwesen, Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Universität München Für ein Jahr geht er außerdem zum Studium der Soziologie, Psychologie und Jura an die Pariser Sorbonne. 1935 promoviert der Sohn des Inhabers einer Filmkopierfabrik in München über Das Rechnungswesen einer Filmkopieranstalt.


1934 untersagt ihm die nationalsozialistische Reichsfilmkammer aufgrund der jüdischen Abstammung seiner Mutter jegliche direkte Arbeit beim Film. Maetzig weicht auf andere Tätigkeitsfelder aus und setzt sich in diesen Jahren in verschiedenen Berliner Betrieben mit Fragen der Filmtechnik und Photochemie auseinander. Daneben betreibt er ein eigenes kleines Labor in Werder bei Berlin und tritt noch 1944 in die damals illegale KPD ein.


Nach Kriegsende gründet und leitet Kurt Maetzig im Januar 1946 die ostdeutsche Wochenschau Der Augenzeuge ((„Sie sehen selbst. Sie hören selbst. Urteilen Sie selbst!“), für die er auch als Regisseur und Autor arbeitet. Daneben ist er Gründungs-Mitglied des Film-Aktivs in Ostberlin, das die Filmindustrie im kriegszerstörten Deutschland wieder in Gang setzen soll und einer der vier Lizenzträger der DEFA (Deutsche Film-Aktiengesellschaft), die am 17. Mai 1946 gegründet wird und für die Maetzig ab 1947 als Spielfilm-Regisseur arbeitet. Bei vielen seiner Filme schreibt er am Szenarium und am Drehbuch mit.


Am 03.Oktober 1947 findet in allen vier Sektoren Berlins die Uraufführung von Maetzigs Spielfilmdebüt Ehe im Schatten statt. Die Handlung basiert auf dem Schicksal des Schauspielers Joachim Gottschalk, der unter dem Druck des nationalsozialistischen Regimes mit seiner jüdischen Frau und seinem Sohn Anfang November 1941 den Freitod wählt.

Maetzigs Verfilmung erntet hervorragende Kritiken und entwickelt sich zu einem der größten deutschen Kinoerfolge der Nachkriegsjahre. Für den einstigen Techniker und Dokumentarfilmer steht fest: er will von nun an als Spielflmregisseur arbeiten


1954 ist Kurt Maetzig Gründungsrektor der Deutschen Hochschule für Filmkunst Potsdam-Babelsberg, die er bis 1964 leitet. 1955 folgt seine Berufung zum Professor für Filmregie. In diesen Jahren avanciert Maetzig zum Paraderegisseur der DDR und dreht systemkonforme Monumentalstreifen, darunter Ernst Thälmann – Sohn und Führer seiner Klasse (1954/55, einen Film, den Maetzig später selber als „nicht mehr anssehbar“ bezeichnen wird) – daneben aber auch die mit Leichtigkeit, Charme und spritzigen Dialogen gespickte Komödie Vergesst mir meine Traudel nicht (1957), in der {ln:Hagen, Eva-Maria ‚Eva-Maria Hagen}, Mutter von Nina Hagen, ihr Filmdebüt gibt. Mit Der schweigende Stern folgt 1960 die erste DEFA-Science-Fiction-Produktion.


Reputation und Erfolg als Regisseur bewahren den überzeugten Sozialisten jedoch nicht vor den Zugriffen der Politik. Das 11. Plenum des ZK der SED rechnet im Dezember 1965 mit nahezu allem ab, was nicht ins ideologische Konzept passt. Auch die DEFA – und darunter insbesondere deren Produktionen Denk bloß nicht, daß ich heule (Regie: Frank Vogel) und Kurt Maetzigs Das Kaninchen bin ich (1964/65, nach einer Romanvorlage von Manfred Bieler) – werden scharf kritisiert. Filmminister Günter Witt muss gehen, fast die gesamte DEFA-Produktion des Jahres 1965 wird verboten und Maetzigs Film kann erst nach der deutschen Vereinigung gezeigt werden.


Mit Mann gegen Mann dreht er 1975 seinen letzten Film, mischt sich aber weiterhin ins Tagesgeschehen ein, publiziert Artikel in der Fachpresse, hält Vorträge und engagiert sich lange Jahre in der nationalen wie internationalen Filmklubbewegung, der er seit 1974 als Vizepräsident der FICC (der internationalen Vereinigung der Filmklubs) angehört und zu deren Ehrenpräsident auf Lebenszeit er 1979 gewählt wird.


Von 1980 bis zum Ende der DDR ist der Regisseur Präsident des Nationalen Spielfilmfestivals der DDR in Karl-Marx-Stadt (heute wieder: Chemniz). Das – seit 1950 – Mitglied der Akademie der Künste der DDR (Sektion Darstellende Kunst), dann Berlin-Brandenburg, ist außerdem mehrfach Jury-Mitglied Internationaler Filmfestspiele, u.a. in Moskau und West-Berlin.


Links (deutsch):

http://www.kurt-maetzig.de/indexm.html

http://www.deutscher-tonfilm.de/kmaetzig1.html

http://www.filmportal.de/df/24/Uebersicht,,,,,,,,57C5959347774522968EB90B631BDA30,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,.html

http://www.stern.de/unterhaltung/film/:Kurt-Maetzig-Vom-Paraderegisseur-Regimekritiker/553912.html

http://www.rbb-online.de/_/zurperson/interview_jsp/key=zp_interview_638389.html

http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/film/reihen/87189/index.html

http://www.filmmuseum-potsdam.de/de/350-255.htm

http://www.freitag.de/2001/05/01051503.htm

http://www.pnn.de/Pubs/kultur/pageviewer.asp?TextID=13785

http://www.defa-stiftung.de

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