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Korczak, Janusz

H.A.M. 0

Janusz Korczak (eigtl. Henryk Goldszmit)
Arzt, Pädagoge und Schriftsteller


Geb. 22.7.1878 (1879?) in Warschau
Gest. 5. oder 6.8.1942 in Treblinka


Janusz KorczakJanusz Korczak gehört zu den wenigen Lehrern der Menschheit, die ihre humanistisch-pädagogische Bot-schaft nicht nur verkündeten, sondern auch mit ihrem gelebten Leben bestätigten.

„Kinder werden nicht erst Menschen, sie sind es schon!“

(Janusz Korczak – Arzt, Erzieher und Poet)


Als Sohn der assimilierten jüdischen Familie Goldszmit 1878 in Warschau geboren, interessiert sich Henryk Goldszmit schon als junger Mann für die benachteiligten Kinder der Großstadt. Er sucht sie in ihren Elendsvierteln auf und begleitet sie während der Semesterferien seines Medizinstudiums als pädagogischer Betreuer in die Sommerkolonien. Seine Erfahrungen verarbeitet er literarisch in vielgelesenen Büchern und Aufsätzen.
Der bald in ganz Polen unter seinem Pseudonym Janusz Korczak bekannte Schriftsteller und Kinderarzt faßt als 30jähriger den Entschluß, den Kampf für das Wohl des Kindes zu seiner Lebensaufgabe zu machen.


Er wird Leiter von zwei Waisenhäusern, hält Vorlesungen über Kindererziehung, arbeitet als Jugendgerichts-Gutachter, spricht regelmäßig im polnischen Rundfunk und setzt sich allenthalben für das »Proletariat auf kleinen Füßen«, für dessen Recht auf Achtung und würdige Lebensbedingungen ein. Korczak schreibt für Kinder (»König Hänschen« u.a), für Jugendliche (»Das Salonkind«) und für Erwachsene (»Wie liebt man ein Kind«; »Das Recht des Kindes auf Achtung«). Schon als 21jähriger legt er das Credo seiner Pädagogik literarisch nieder: »Kinder werden nicht erst Menschen, sie sind es schon.« 1926 ruft er die erste öffentliche Kinderzeitung ins Leben, die von Kindern für Kinder geschrieben wird. In seinen Waisenhäusern richtet er Organe einer »parlamentarischen Selbstverwaltung« für Kinder und Erzieher ein, die die Kleinen vor Rechtlosigkeit, Willkür und Despotismus der Großen schützen und ihnen allen zur Einübung eines demokratischen Zusammenlebens dienen.


Als die Nazis Polen besetzen und in Warschau das Ghetto errichten, müssen auch Korczak und seine jüdischen Waisenkinder dorthin »umziehen«. Am 5. August 1942 werden alle zum »Umschlagplatz« getrieben, um nach Treblinka transportiert und dort ermordet zu werden. Korczak selbst erhielt vorher mehrere Angebote zu seiner Rettung, die er aber ausschlug, weil er die Kinder auf ihrem letzten Weg nicht alleine lassen wollte. Der rastlose Kämpfer für eine friedliche Welt der Erwachsenen und Kinder erhielt 1937 den Goldenen Lorbeer der Polnischen Akademie für Literatur und 1972 posthum den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Das ehrende Andenken an und die aktive Auseinandersetzung mit Leben und Werk Janusz Korczaks bedeuten heute für viele Menschen in zahlreichen Ländern eine »Brücke zwischen den Völkern«.


Biogramm Janusz Korczak:

Als Sohn des Advokaten Jozef Goldszmit und seiner Ehefrau Cecylia, geb. Gimbicka in Warschau geboren.
1896 Erste humoristische und satirische Texte in der Zeitschrift Kolce (Stacheln).
1898 Mitarbeiter an vielen Warschauer Zeitungen und Zeitschriften unterschiedlicher Couleur, u.a. etwa 200 Beiträge in der Wochenschrift für die polnische Familie Czytelnia dla Wszystkich (Leihbibliothek für alle).
1898-1905 Studium der Medizin an der Kaiserlichen Universität in Warschau. Diplom: 23.3.1905.
1901 »Roman« Kinder der Straße (Dzieci ulicy).
1902 Autor fast sämtlicher Feuilletons in der satirischen Zeitschrift Kolce (Stacheln).
1904 Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Gos (Die Stimme).
1904/07/08 Ärztliche und pädagogische Betreuung bedürftiger Kinder in den Sommerkolonien.
1905-1912 Arzt im Berson-Bauman-Kinder-Spital in Warschau (mit Unterbrechungen).
1905/06 Militärarzt im russisch-japanischen Krieg (Juni 1905 bis März 1906).
1906 »Roman« Kind des Salons (Dziecko salonu).
1907/08 Mehrmonatiger wissenschaftlicher Aufenthalt in Berlin, u.a. im Kaiser und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhaus.
1909/1910 Erste Kinderbücher über Erlebnisse in Sommerkolonien.
1910 Besuch von Krankenanstalten in Paris.
1911 Studienaufenthalt in London.
1912 Übernahme des Waisenhauses Dom Sierot für jüdische Kinder in der Warschauer Krochmalna 92.
Ab 1913 Berichte und Geschichten aus dem Dom Sierot erscheinen in der öffentlichen Zeitschrift W Soµcu.
1914/18 Teilnahme am I. Weltkrieg als Militärarzt in der russischen Armee.
1919 Arzt in der polnischen Armee im polnisch-sowjetischen Krieg, Seuchenlazarett in ˆød?.
1919 Erster Teil der Tetralogie Wie liebt man ein Kind (Jak kochaç dziecko).
Nov. 1919 Zusammen mit Maryna Falska: Leitung des Waisenhauses Nasz Dom (Unser Haus) für polnische Kinder in Pruszkøw (später in Bielany).
Ab 1920 Berichte und Geschichten aus dem Nasz Dom erscheinen in W Soµcu.
1921 Über die Schulzeitung (O gazetce szkolney).
1922 Allein mit Gott (Sam na sam z Bogiem).
1923 König Maciu? der Erste (Krøl Maciu? Pierwszy), König Maciu? auf der einsamen Insel (Krøl Maciu? na wyspie bezludnej).
1923 Eröffnung der Burse im Dom Sierot: Erziehung künftiger Erzieher. Ab 1924: Wochenblatt der Burse.
1926 Gründung der Zeitschrift von Kindern für Kinder Kleine Rundschau (May Przeglåd), Wochenbeilage der Zeitung Unsere Rundschau (Nasz Przeglåd).
1927 In Berlin, Verlag Rudolf Mosse, erscheint in Esperanto die Sammlung Bonbumoraj Rakontoj (Fröhliche Geschichten).
1929 Das Recht des Kindes auf Achtung (Prawo dziecka do szacunku).
1930/31 Radio-Feuilletons im Polnischen Rundfunk.
1931 Uraufführung der Humoreske Senat der Verrückten (Senat szaleµcøw) im Warschauer Theater Ateneum.
Ab 1934 Plaudereien des Alten Doktors im Polnischen Rundfunk.
1934 Erste Reise nach Palästina.
1935 Der Bankrott des kleinen Jack (Bankructwo maego D†eka) erscheint in deutscher Übersetzung im Verlag Williams & Co., Berlin.
1936 Zweite Reise nach Palästina.
1937 Auszeichnung mit dem Goldenen Lorbeer der Polnischen Akademie der Literatur (PAL).
1938 Ein hartnäckiger Junge. Das Leben des Louis Pasteur (Uparty chlopiec. ?ycie Ludwika Pasteura).
1939 Fröhliche Pädagogik (Pedagogika †artobliwa).
1940 Räumung des Waisenhauses in der Krochmalna 92 und Übersiedlung ins Ghetto Warschau.
1942 Tagebuch (Pami™tnik). Ermordung Korczaks und seiner Kinder im Vernichtungslager Treblinka in den ersten Augusttagen (5. oder 6.8.).
1972 Janusz Korczak erhält posthum den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
1977 Gründung der Deutschen Korczak-Gesellschaft e.V. in Gießen.
1978 Gründung der Internationalen Janusz-Korczak-Gesellschaft mit Sitz in Warschau.
1996 Der erste Band der auf 16 Bände angelegten Sämtlichen Werke von Janusz Korczak erscheint im Gütersloher Verlagshaus. Abschluß der Edition voraussichtlich 2005.


AUSWAHL-BIBLIOGRAPHIE:

Primärliteratur

Janusz Korczak – Sämtliche Werke. Ediert von F. Beiner und E. Dauzenroth. Bände 1-15. Gütersloh 1996-2005.

Biographien (dt.)

Dauzenroth, Erich: Ein Leben für Kinder. Janusz Korczak. Leben und Werk. 4., durchgesehene Aufl. Gütersloh 2001.
Beiner, Friedhelm/Ungerman, Silvia (Hg.): Janusz Korczak in der Erinnerung von Zeitzeugen. Mitarbeiter, Kinder und Freunde berichten. Ergänzungsband zu Janusz Korczak: Sämtliche Werke. Gütersloh 1999.
Lifton, Betty Jean: Der König der Kinder. Das Leben von Janusz Korczak. Stuttgart 1990. Auch Heyne Sachbuch 19/378. München 1995.
Mortkowicz-Olczakowa, Hanna: Janusz Korczak. Arzt und Pädagoge. Weimar 1961.
Pelz, Monika: »Nicht mich will ich retten!« Die Lebensgeschichte des Janusz Korczak. Weinheim/Basel 1985.
Pelzer, Wolfgang: Janusz Korczak. Reinbek bei Hamburg 1987.
Literatur zur Pädagogik Korczaks

Agentur Dieck (Hg.): Janusz Korczak. Heinsberg 1991.
Beiner, Friedhelm (Hg.): Janusz Korczak. Zeugnisse einer lebendigen Pädagogik. Vierzig Jahre nach seinem Tod (Erstes Wuppertaler Korczak-Kolloquium). Heinsberg 1982.
Beiner, Friedhelm (Hg.): Korczak-Forschung und -Rezeption. Zweites Wuppertaler Korczak-Kolloquium. Wuppertal (Uni-Druck) o.J.
Beiner, Friedhelm (Hg.): Janusz Korczak – Pädagogik der Achtung (Drittes Wuppertaler Kor-czak-Kolloquium). Heinsberg 1987.
Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. (Hg.): Janusz Korczak. Frankfurt 1972.
Brendler, Konrad/Ungermann, Silvia (Hg.): Janusz Korczak in Theorie und Praxis. Aktuelle Beiträge zur internationalen Rezeption. Gütersloh 2004.
Kirchner, Michael: Von Angesicht zu Angesicht. Janusz Korczak und das Kind. Heinsberg 1997.
Kluge, Karl-J./Plum, Helga/Schnell, Irmtraud: Eine kindgerechte Umwelt schaffen. Das pädagogische System von Janusz Korczak und seine Bedeutung für Sondererziehung und Rehabilitation. München 1981.
Kunz, Lothar (Hg.): Einführung in die Korczak-Pädagogik.Weinheim/Basel 1994.
Langhanky, Michael: Die Pädagogik von Janusz Korczak. Neuwied/Kriftel/Berlin 1994.
Öhlschläger, Rainer (Hg.): Von Korczak lernen heißt … Rottenburg-Stuttgart 1999.
Radtke, Uwe: Janusz Korczak als Pädagoge. Zum Recht des Kindes auf Achtung. Marburg 2000.
Schild, Jörg: »Pädagoge sein heißt, selbst wieder Kind werden«. Janusz Korczak und seine Waisenhauserziehung. München 1982.
Tschöpe-Scheffler, Sigrid/Kaminski, Winfred (Hg.): Janusz Korczak und die Kinderrechte – gestern, heute, morgen. Eitorf 2002.
Ungermann, Silvia: Die Pädagogik Janusz Korczaks. Theoretische Grundlagen und praktische Verwirklichung 1896-1942. In Vorb.


Autor:

Friedhelm Beiner


Ein Denkmal für Janusz Korczak

Im Rahmen einer internationalen pädagogischen Fachtagung der Deutschen Korczak-Gesellschaft vom 07. bis 09. November 2003 am Maria-Ward-Gymnasium in Günzburg wurde ein für Deutschland wohl einzigartiges Denkmal für Janusz Korczak enthüllt, das der ehemalige Zögling des Korczak-Waisenhauses in Warschau, der israelische Bildhauer und Maler Itzchak Belfer aus Tel-Aviv entworfen hat.

Die Gestaltung des Denkmal-Sockels erfolgte durch Schülerinnen des Maria-Ward-Gymnasiums Günzburg.


Die drei ehemaligen Korczak-Zöglinge Itzchak Belfer, Leon Harari und Schmuel Gogol erinnern sich an ihre Zeit im Waisenhaus in der Krochmalna in Warschau.

volume_up.gifKlicken Sie bitte hier, um diesen O-Ton (als MP3-Datei) in ganzer Länge anzuhören

© Ulrike Müller


„Janusz Korczak – Erinnerungen an den polnisch-jüdischen Arzt und Pädagogen“, Autorin: Ulrike Müller.
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Links (deutsch):

http://www.janusz-korczak.de

http://www.lernort-kino.de/filme/57_korzcak/filmheft.pdf

http://www.wdr.de/tv/wdr-schulfernsehen/dyn/100713.phtml

http://de.wikipedia.org/wiki/Janusz_Korczak

http://www.judentum.net/kultur/korczak.htm


International:

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