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Jonas, Hans

H.A.M. 0

Hans Jonas
Philosoph


Geb. 10.5.1903 in Mönchengladbach
Gest. 5.2.1993 in New Rochelle (b. New York)/ USA


„Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf der Erde.“

(Hans Jonas: Verantwortungsethischer Imperativ)


Hans Jonas‘ Vater, ein angesehener Textilfabrikant, starb 1938, die Mutter wurde in Auschwitz umgebracht. Hans besuchte das Stiftische Humanistische Gymnasium seiner Heimatstadt, legte dort 1921 sein Abitur ab und studierte Philosophie und (evangelische) Theologie in Freiburg (Husserl, Heidegger), Berlin (Spranger, Troeltsch) und Marburg (Heidegger, Bultmann). In seiner Dissertation zur spätantiken Philosophie verband er Heideggers existenzphilosophischen Ansatz mit Bultmanns Entmythologisierungsprogramm und wurde 1928 zum Dr. phil. promoviert.


1933 emigrierte Jonas nach London, wechselte im folgenden Jahr nach Jerusalem und lehrte dort an der Hebräischen Universität. 1940 trat er in den Dienst der britischen Armee (Jewish Brigade), der er bis zum Kriegsende angehörte. Als er anschließend mit seiner jungen Ehefrau (Lore Weiner) in seine Heimatstadt kam, erfuhr er hier vom Schicksal seiner Mutter. 1948 kämpfte er als Artillerie-Offizier bei der israelischen Armee (Haganah).

1949 siedelte Jonas nach Kanada über und arbeitete dort als Hochschullehrer. 1955 ließ er sich in New York nieder und war an verschiedenen Universitäten tätig. Unter seinen Publikationen aus dieser Zeit sticht besonders sein Ansatz zu einer philosophischen Biologie (The Phenomenon of Life) hervor, in welchem er den Dualismus von Geist und Natur zu überwinden sucht. Erst 1976, also mit 73 Jahren, ließ Jonas sich emeritieren. Nun verfasste er sein bedeutendstes Werk: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, das 1979 erschien und weltweit außerordentliche Beachtung und Anerkennung fand. In einer modernen Ethik geht es – weit über das Ideal etwa einer individuellen Vollkommenheit hinaus – um das Erkennen, „was für morgen lebenswichtig ist“. Jonas fordert eine vernünftige Selbstbeschränkung von Forschung und Technik angesichts des Machbaren, entwickelt das Ethos einer Verantwortung für die Zukunft, für die Natur und wendet in der Folgezeit diese Ethik auf viele moderne Fragen der Technik, Medizin und Biotechnologie an.


In seinen Spätwerken übertrug er seinen früheren biophilosophischen Ansatz auf das Weltganze und widmete sich wieder religionsphilosophischen Themen.
Zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen wurden ihm zuteil, und als er am 5. Februar 1993 in New York starb, bezeugte ihm eine weltweite Trauergemeinde Respekt als einem großen Sittenlehrer.

Mit der Philosophin Hannah Arendt (1906-1975) pflegte Hans Jonas eine lebenslange Freundschaft, die allerdings durch deren Eichmann-Buch (Banalität des Bösen) zeitweilig stark erschüttert wurde. Ihre Metapher vom kleinen Rädchen innerhalb einer gigantischen Vernichtungsmaschinerie war seinem Verantwortungsprinzip diametral entgegengesetzt.

Seit 1998 existiert in Berlin ein Hans-Jonas-Zentrum, das zur Fortführung der Anliegen von Hans Jonas Dach und Heimstatt bieten möchte.


Autor: Johannes Abresch


Werke (Auswahl):

Hans Jonas: Erinnerungen. – Frankfurt a.M.
Insel-Verlag., 2003, ISBN 3-458-17156-8

– Gnosis und spätantiker Geist
Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht-Verlag, 1.1954 – 8.1966

– Macht oder Ohnmacht der Subjektivität? – Das Leib-Seele-Problem im Vorfeld des Prinzips Verantwortung
Frankfurt a.M, Suhrkamp-Verlag, 1987, ISBN 3-518-38013-3

– Organismus und Freiheit – Ansätze zu einer philosophischen Biologie. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht-Verlag, 1973

– Das Prinzip Verantwortung – Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Frankfurt a.M., Suhrkamp-Verlag, 1984
ISBN 3-518-375857

– Technik, Medizin und Ethik – Zur Praxis des Prinzips Verantwortung, Frankfurt a.M., Suhrkamp-Verlag, 1987
ISBN 3-518-380141

– Der Gottesbegriff nach Auschwitz: eine jüdische Stimme Frankfurt a.M., Suhrkamp-Verlag, 1987

– Philosophische Untersuchungen und metaphysische Vermutungen, Frankfurt a.M, Suhrkamp-Verlag, 1994
ISBN 3-518-38779-0

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Jonas


Links (deutsch): 

http://www.hans-jonas-zentrum.de

http://www.bautz.de/bbkl/j/jonas_h.shtml

http://benking.de/jonas-1993.html

http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/philarchiv/bestaende/Jonas.htm

http://www2.uni-jena.de/philosophie/phil/tr/20/gross1.php

http://www.journal-phaenomenologie.ac.at/texte/jph20sp0.html

http://www.wernerschell.de/Rechtsalmanach/Heilkunde/sterbehilfe/jonas2.html

http://www.perlentaucher.de/autoren/12126.html

http://www.das-parlament.de/2004/14/DaspolitischeBuch/001.html

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=6014&ausgabe=200305


International:

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