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Jacob, Heinrich Eduard

H.A.M. 0
Heinrich Eduard Jacob (eigentl. Henry Edward Jacob, Pseud.: Eric Jens Petersen, Andrea Serbelloni)
Schriftsteller und Journalist

Geb. 7.10. 1889 in Berlin
Gest. 27.10. 1967 in Salzburg/ Österreich


Er ist Sohn des Bankdirektors und Chefredakteurs der Deutschen Konsularzeitung Richard Jacob (Breslau 1847-Berlin 1899) und dessen Ehefrau Martha geborene Behrendt (Deutsch-Eglau 1865- Ghetto Theresienstadt 1943), Tochter eines Rittergutsbesitzers. Nach der Scheidung der Eltern 1895 heiratet die Mutter im selben Jahr den Wiener Bankier Edmund Lampl. Drei Jahre später übersiedelt man nach Wien.


Mit seinem älteren Bruder Robert Jacob (Berlin 1883-Berlin 1924) und seiner Halbschwester Alice Lampl (Berlin 1898-Wien 1938) wächst Jacob in einer Bildungsbürgerfamilie der alten deutsch-jüdischen Geisteswelt auf. Nach dem Besuch von Gymnasien in Berlin und Wien legt Jacob 1909 sein Abitur am Askanischen Gymnasium in Berlin ab und beginnt an der Königlichen Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin Germanistik, Literatur, Geschichte und Musikwissenschaft zu studieren. Bereits während des Studiums steht er in Verbindung zum Berliner Kreis der Frühexpressionisten; mit Georg Heym, dessen erste Gedichtveröffentlichungen er im Berlin-Charlottenburger Wochenblatt Herold vornahm, verbindet ihn eine Freundschaft. Von April 1912 an arbeitet er als Theaterkritiker für die radikale Deutsche Montagszeitung und schreibt zahlreiche Beiträge für Herward Waldens Der Sturm.


Von 1927 bis 1933 leitet er das Mitteleuropäische Büro des Berliner Tageblatts in Wien und veröffentlicht daneben eine Reihe von Romanen, Erzählbänden und Theaterstücken. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland verliert Jacob im März 1933 seine Stellung beim Berliner Tageblatt. Von nun an lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in Wien und konzentriert seine literarische und literaturwissenschaftliche Wahrnehmung neben Biografien vor allem auf das Sachbuch. Anlässlich des XI. Internationalen PEN-Kongresses in Ragusa (dem heutigen Dubrovnik) streitet Jacob er in vorderster Reihe gegen die nationalsozialistisch eingestellten Schriftsteller und trägt damit zur Spaltung des österreichischen PENs bei. Während seiner anschließenden Bemühung – gemeinsam mit Raoul Auernheimer, Paul Frischauer u.a. -, die Völkischen zum Austritt aus dem PEN zu bewegen, kommt es zur Kontroverse mit dem sehr zögerlichen Stefan Zweig. Obwohl seine erzählerischen Werke während der Zeit des Dritten Reiches auf der Liste unerwünschter Bücher stehen, kann der Berliner Rowohlt-Verlag 1934 dennoch mit Erfolg sein erstes Sachbuch verlegen; Jacobs Romane erscheinen allerdings nur noch in Schweizer bzw. niederländischen Exilverlagen.


Am 23.01.1934 hält Jacob die Gedenkrede für den kurz zuvor verstorbenen Jacob Wassermann. Nach dem Anschluss Österreichs wird er am 22. März 1938 verhaftet, seine umfangreiche Bibliothek und Privatkorrespondenz, aber auch sein sonstiges Hab und Gut, beschlagnahmt. Der Autor kommt in Schutzhaft; man bringt ihn zunächst mit dem 1. Wiener Transport von Schutzhäftlingen, dem so genannten Prominententransport (u.a. gemeinsam mit dem Bildungsreferenten der Wiener Arbeiterkammer, Viktor Matejka), ins Konzentrationslager Dachau, am 23. September 1938 dann nach Buchenwald. Durch die ständigen Bemühungen seiner späteren Frau Dora Angel-Soyka (Wien 1889-Berlin 1984), Schwester des österreichischen Dichters Ernst Angel (1894-1986) und in erster Ehe mit dem Wiener Schriftsteller Otto Soyka (1881-1955) verheiratet, sowie mit Hilfe eines amerikanischen Onkels, Michael J. Barnes, ein Bruder der Mutter von Jacob, gelingt es, Jacobs Ausreise zu ermöglichen.

Am 10. Januar 1939 aus Buchenwald entlassen, heiratet Heinrich Jacob am 18. Februar 1939 in Wien Dora Angel und emigriert mit ihr über Großbritannien in die Vereinigten Staaten, wo er sich in New York niederläßt. Trotz seines persönlichen Schicksals gilt Jacobs weiteres Bemühen auch und vor allem in dieser Zeit der Versöhnung und dem Ausgleich nicht nur mit den in Hitler-Deutschland verbliebenen Kolleginnen und Kollegen, sondern auch mit den Deutschen insgesamt..


In den USA gründet er, gemeinsam mit seinem Schwager Ernst Angel, 1941 die Vereinigung Friends of the European Writers and Artists in America und schreibt für deutschsprachige Exilzeitschriften, darunter die jüdische Wochenzeitung Aufbau und die New York Times. Daneben entstehen weitere Sachbücher, vorwiegend für den englischsprachigen Markt. Am 28. Februar 1945 wird Jacob us-amerikanischer Staatsbürger.

Im Sommer 1953 kehrt er wieder nach Europa zurück und hält sich zeitweise auch in Deutschland auf. Alles in allem ist jedoch sein Leben seit 1938 von großer Rastlosigkeit und ständig wechselnden Hotelaufenthalten geprägt. Seine angegriffene Gesundheit, vor allem bedingt durch die Internierung in den Konzentrationslagern, verhindert ab 1959 die Entstehung weiterer literarischer Werke.

Seine letzte Ruhestätte findet der Schriftsteller auf dem Jüdischen Friedhof Heerstraße in Berlin-Charlottenburg, Heerstraße 141 (Scholzplatz), wo auch seine Frau Dora beigesetzt wird.


Während der Erzähler und Romancier Heinrich Eduard Jacob nach 1945 nicht mehr an die Wirkung der Zeit vor 1933 anknüpfen kann, – erzielte er mit seinen Sachbüchern (ein Genre, das er einst mitbegründet hatte) und insbesondere mit seinen Biografien berühmter Komponisten (Johann Strauss, Mozart, Haydn, Mendelssohn) beachtliche Erfolge. Berühmt werden auch seine Sechstausend Jahre Brot und Sage und Siegeszug des Kaffees.


Sein Nachlass, der sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach befindet, enthält u.a. Korrespondenzen mit Max Brod, Lion Feuchtwanger, Claire und Yvan Goll , Erich Wolfgang Korngold, Alma Mahler-Werfel, Thomas Mann, Heinrich Mann, Ludwig Marcuse, Alexander Roda-Roda, Kurt Tucholsky und vielen anderen.


Zusammengestellt von:

Hans Joachim Schneider


Links (deutsch):

http://www.heinrich-eduard-jacob.de

http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Eduard_Jacob

http://www.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/2002/948/pdf/zusammen.pdf

http://www.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/2002/948/pdf/zusammen.pdf

http://www.dla-marbach.de/index.php?id=58350

http://www.textlog.de/tucholsky-ein-neuer.html

http://www.medienrezeption.de/frameindex.php3?/zeitschriften/rundfunk/archiv/1999/rezensionen/gerlach.html

 

 

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