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vom Holt, Heinrich Eduard

H.A.M. 0
Heinrich Eduard vom Holt (eigtl. Heinrich Eduard Miesen)
Journalist


Geb. 2.10. 1913 in Köln
Gest. 4.8.1947 vermtl. in Köln


Der junge Heinrich Eduard, Sohn eines städtischen Beamten, wächst in Köln-Nippes auf und legt mit siebzehn Jahren am dortigen Realgymnasium das Abitur ab. Bereits während seiner Schulzeit ist er in den Bund Neudeutschland, eine bündische Bewegung für katholische eingetreten Gymnasiasten, eingetreten. Der Bund und nicht zuletzt das katholische Elternhaus werden sein Weltbild entscheidend prägen.


An der Universität Köln belegt Heinrich Eduard Miesen Medizin, hört aber auch gleichzeitig Vorlesungen in Philosophie, Geschichte und Germanistik. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten zerschlägt sich allerdings sein Berufswunsch des Mediziners: der seit Kindheitstagen Herzasthmakranke wird unter den Nazis nicht als Arzt tätig sein dürfen. Miesen promoviert schließlich an der Philosophischen Fakultät über Das Problem des Selbstverständnisses in der Philosophie Friedrich Nietzsches (Würzburg, 1938).


Bereits während seiner Studienzeit arbeitet Miesen als Volontär für die überregionale Kölnische Volkszeitung und wird dort später als Feuilletonredakteur angestellt. Mit der Gleichschaltung der Presse durch die Nationalsozialisten muß die Zeitung ihr Erscheinen einstellen. Heinrich Eduard Miesen, der sich mittlerweile das Pseudonym von Hol“ zugelegt hat (nach Mönchengladbach-Holt, dem Wohnort der von ihm verehrten Großmutter mütterlicherseits) findet Arbeit als Auslandsreporter für die Niederlande, Polen und Ukraine beim Nazi-Organ Westdeutscher Beobachter. Seine Tätigkeit unterliegt der Zensur durch die Kölner Redaktion, denn aus seiner Nazi-Gegnerschaft macht von Holt keinen Hehl. Sein tatkräftiger Einsatz zur Verteidigung jüdischer Mitbürger bringt ihn in der Nacht zum 10. November 1938, der Reichspogromnacht, ins berüchtigte EL-DE-Haus am Kölner Appellhofplatz.


Im April 1944 beginnt er mit der Arbeit an seinem Buch Weltfahrt ins Herz. Tagebuch eines Arztes. Knapp anderthalb Monate nach dem Attentat auf Hitler wird Heinrich Eduard vom Holt am 3. September 1944 verhaftet, in einem Kölner Gefängnis gefoltert und – unter der Vorwurf der Zusammenarbeit mit den Attentätern des 20. Juli – ins KZ Dachau deportiert. Eine direkte Teilnahme an der Vorbereitung des Attentats auf Adolf Hitler kann ihm – der Graf Stauffenberg vor vielen Jahren und privat kennengelernt hatte – allerdings nicht nachgewiesen werden. Am 29. April 1945 wird vom Holt aus dem Konzentrationslager befreit. Er erweitert sein Tagebuch eines Arztes um die Haft-Erfahrungen im Konzentrationslager.


Nach Ende des Zweiten Weltkrieges ist vom Holt Lizenträger, Verlagsleiter und Cheflektor des Kölner Balduin-Pick-Verlages, in dem auch seine Weltfahrt ins Herz veröffentlicht wird. 1950 erscheint auch eine – von Tokioer Jesuiten übersetzte – japanische Fassung; zu diesem Zeitpunkt ist Heinrich Eduard vom Holt bereits seinem chronischen Herzleiden, das sich durch die Haftzeit noch verschlimmert hatte, im August 1947 erlegen.


Quelle:

Renata Laqueur: Schreiben im KZ. Tagebücher 1940-1945 Bearbeitet von Martina Dreisbach und mit einem Geleitwort von Rolf Wernstedt, Donat-Verlag, Bremen 1992, Zugl.: New York, Univ., Diss., ISBN 3-924444-09-9, S. 112ff.

Hier können Sie ein Interview herunterladen, das Ulrike Müller am 7. Juli 1994 in New York mit Dr. Renata Laqueur über das Thema Schreiben im KZ geführt hat.


Literatur:

Floris B. Bakels: Verbeelding als Wapen, Tjeenk Willink, Haarlem, 1947
Karl Adolf Gross: Zweitausend Tage Dachau. Erlebnisse eines Christenmenschen unter Herrenmenschen und Herdenmenschen. Berichte und Tagebücher des Häftlings Nr. 16921. Neubau-Verlag, München, 1946
Abel Herzberg: Tweestromenland. Dagboek uit Bergen-Belsen, Arnhem, 1950
Heinrich Eduard vom Holt: Weltfahrt ins Herz. Tagebuch eines Arztes, Balduin-Pick-Verlag, Köln, 1947
David Koker: Judendurchgangslager Vught. 13. Februar 1943 bis 8. Februar 1944. Reichsinstitut für Kriegsdokumentation, Amsterdam, unveröffentlicht
Edgar Kupfer-Koberwitz: Die Mächtigen und die Hilflosen. Als Häftling in Dachau. Band 1: Wie es begann. Band 2: Wie es endete. Friedrich-Vorwerk-Verlag, Stuttgart, 1957
Jacques Lamy: Buchenwald, 18. Januar 1944 bis 25. Juni 1945, unveröffentlicht, im Besitz des Autors
Hanna Lévy-Hass: Vielleicht war das alles erst der Anfang. Tagebuch aus dem KZ Bergen-Belsen 1944-1945, Rotbuch-Verlag, 12. bis 13. Tausend, Berlin 1982
Philip Mechanicus: In Dépôt. Dagboek uit Westerbork. Polak & Van Gennep, Amsterdam, 1964
Simone Saint-Clair: Ravensbrück: L’Enfer des Femmes. Fayard, Paris, 1967
Gerty Spies: Tagebuchfragment aus Theresienstadt. In: Drei Jahre in Theresienstadt, München, Verlag Christian Kaiser, 1984, S. 98-113
Loden Vogel: Dagboek uit een Kamp, G.A. Van Oorschot, Amsterdam, 1965


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