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Flusser, Vilém

H.A.M. 0

Vilém Flusser

Medienphilosoph und Kommunikationswissenschaftler

Geb. 12.05. 1920 in Prag/ Tschechoslowakei

Gest. 27.11. 1991 ebenda

 

“Leben ist, sich selbst anzunehmen, um sich zu ändern. Wer sich nicht annimmt, lebt sein eigenes Leben nicht, sondern nur das „Leben der Leute“. Wer sich annimmt und akzeptiert, ohne zumindest versucht zu haben, sich zu ändern, lebt nicht tätig, sondern funktioniert nur in Funktion seiner Bedingung.“ Vilém Flusser, 1969 *) 

 

Flusser entstammt einer jüdischen Akademikerfamilie. Der Vater, seines Zeichens sozialdemokratischer Parlamentsabgeordneter und studierter  Mathematiker und Physiker (u.a. bei {ln:Einstein, Albert ‚Albert Einstein}), lehrt an der deutschen und der tschechischen Universität in Prag. Auch Sohn Vilém lebt und lernt in beiden Sprachen, besucht sowohl die tschechische wie auch die deutsche Volksschule und wechselt 1930 auf das Deutsche Realgymnasium. Bereits in dieser Zeit beginnt er mit dem Schreiben erster Gedichte und verfasst das Theaterstück “Saul“.

 

1938 nimmt Flusser ein Philosophiestudium an der Karls-Universität in der Moldau-Stadt an, muss jedoch 1939, kurz nach der Besetzung Prags, vor den Nationalsozialisten flüchten und findet Zuflucht im britischen Exil. Seine gesamte Familie kommt in den NS-Konzentrationslagern ums Leben: Der Vater stirbt 1940 in Buchenwald, seine Großeltern, seine Mutter und seine Schwester werden zuerst nach Theresienstadt und später ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

 

Vilém Flusser lebt zunächst mit seiner späteren Frau bei deren Eltern in London, wo er sein Studium (u.a. an der “London School of Economics“) fortsetzt. 1940 emigriert er mit seinen Angehörigen nach Brasilien, lebt hier zunächst in Rio de Janeiro, übersiedelt später nach São Paulo und arbeitet hier bis Anfang der 50er Jahre in einer tschechischen Import/ Export-Firma. 1950/ 51 wirkt er an einem Buchprojekt zur Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts mit, pflegt in den Folgejahren Kontakt mit dem Brasilianischen Philosophischen Institut und hält dort auch Vorträge. 1962 beruft man ihn (der mittlerweile  Direktor der Radio- und Transformatorenfabrik “Stabivolt“ ist) auf einen Lehrstuhl für Kommunikationstheorie in São Paulo. Von 1967 an unterrichtet Flusser als Professor für Kommunikations- und Wissenschaftsphilosophie an der “Escola Superior de Cinema“ in São Paulo und ist weltweit in diesen Jahren auch immer wieder zu Vortragsreisen unterwegs. Die Weltoffenheit des Philosophen manifestiert sich auch und vor allem in seiner Vielsprachigkeit: Flusser schreibt in Englisch, Französisch, Portugiesisch und Deutsch – seltener in seiner Muttersprache Tschechisch. Einen Sachverhalt in verschiedenen Sprachen zu behandeln, bedeutet für ihn auch und vor allem,  die Betrachtungsweise jeweils zu verändern, und mehrere Sprachen bieten ihm dazu von ihrer Wortherkunft auch mehrere Ansätze. Die meisten seiner Texte veröffentlicht er in Deutsch und Portugiesisch, der Sprache auch seines Exillandes Brasilien. Die eigene Exilsituation wird er Jahrzehnte später in seiner Autobiografie “Bodenlos“ thematisieren.

 

Dem ersten Exil wird allerdings noch ein zweites folgen: 1972 verlässt der Wissenschaftler mit seiner Familie aufgrund von Konflikten mit der seit 1964  herrschenden Militärjunta Brasilien, geht zunächst nach Meran in Südtirol und später nach Robion in der südfranzösischen Provence (in dieser Zeit fördert und betreut er die Zeitschrift “archplus“). 1991 wird Flusser auf Einladung von Friedrich Kittler als Gastprofessor an die Ruhr-Universität Bochum eingeladen.

 

Nach einem Vortrag am Prager Goethe-Institut erliegt er im selben Jahr noch im Alter von 71 Jahren den Folgen eines Autounfalls. Seine letzte Ruhe findet Vilém Flusser auf dem neuen jüdischen Friedhof seiner Geburtsstadt Prag. Sein Nachlass, der neben ca. 2500 Typoskripten auch sämtliche erhaltenen Korrespondenzen und zahlreiche Tondokumente beinhaltet, befindet sich im Vilém-Flusser-Archiv, das sich von 1998 bis 2006 an der Kölner Kunsthochschule für Medien befindet und seit 2007 an der Universität der Künste Berlin öffentlich zugänglich ist.

 

Quellen:

*) Eingangszitat: {ln:nw:http://www.equivalence.com/labor/lab_vf_autobio.shtml }

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Vil%C3%A9m_Flusser }

{ln:nw:https://en.wikipedia.org/wiki/Vil%C3%A9m_Flusser }

{ln:nw:http://www.flusser-archive.org/ }

{ln:nw:http://www.claudia-klinger.de/flusser/seite2.htm }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:http://www.deutschlandradiokultur.de/ueberleben-im-gedaechtnis-der-anderen.1079.de.html?dram:article_id=176398 }

{ln:nw:https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/entity/119200716 }

{ln:nw:http://www.timeckhorst.com/flusser/ }

{ln:nw:http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2009/0786/pdf/das.pdf }

{ln:nw:http://www.rkm-journal.de/archives/673 }

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=119200716 }

{ln:nw:https://andreashurni.ch/zeichen/vilemflusser.htm }

{ln:nw:http://medienhaus.udk-berlin.de/pages/Flusser-Archiv }

{ln:nw:http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-531-91158-8_36#page-1 }

{ln:nw:http://www.adk.de/de/programm/?we_objectID=49532 }

film{ln:nw:http://kunstundfilm.de/2015/10/bodenlos-vilem-flusser/ }

film{ln:nw:https://vimeo.com/user29561997 }

film{ln:nw:http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=13033 }

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=WtD3xB_rD3g }

 

International:

{ln:nw:http://equivalence.com/labor/lab_vf.shtml }

{ln:nw:http://www.flusserstudies.net/ }

{ln:nw:http://www.flusserbrasil.com/ }

{ln:nw:https://www.are.na/vilem-flusser-archive }

{ln:nw:http://www.adelheidmers.org/intro_9_16_sub1/mers_flusser.html }

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=QFTaY2u4NvI }

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=lyfOcAAcoH8 }

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