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Auerbach, Erna

H.A.M. 0

Erna Auerbach

Malerin und Kunsthistorikerin

Geb. 01.10. 1897 in Frankfurt/ Main

Gest. 23.06. 1975 in London/ GB

 

Die Tochter aus einem alteingesessenen jüdisch-liberalen Elternhaus (mit sozialem und gesellschaftlichem Engagement auch und vor allem in der Erwachsenenbildung) immatrikuliert sich nach dem Abitur im März 1917 an der Frankfurter Stiftungsuniversität, wo Erna Auerbach zu den knapp zehn Prozent weiblicher Studierender gehört, ungewöhnlich zu jenen Zeiten, aber keineswegs an dieser modernen Hochschule. An der Philosophischen Fakultät belegt sie vor allem die Seminare des Kunsthistorikers Rudolf Kautzsch, hört aber auch philosophische Vorlesungen bei Hans Cornelius und besucht die Seminare des Klassischen Archäologen Hans Schrader ebenso wie die des Direktors des Städelschen Kunstinstituts, Georg Swarzenski. 1918 und 1920 geht sie für jeweils ein Semester nach Bonn und München und schließt, zurückgekehrt in ihre Geburtsstadt am Main,  ihr Studium im Wintersemester 1923/24 mit einer Doktorarbeit über die deutsche Bildnis-Malerei im 16. Jahrhundert ab.

 

Neben der akademischen Ausbildung gehört Auerbachs Leidenschaft auch der ausübenden Kunst. Noch während ihres Studiums lässt sie sich zur freien Malerin ausbilden und besucht von 1917 bis 1922 an der Kunstgewerbeschule die Klasse für freie Malerei bei Johannes Cissarz. Bestärkt durch einen  Parisaufenthalt Mitte der 20er Jahre, wird sie, als 1928 {ln:Baumeister, Friedrich Wilhelm ‚Willi Baumeister} einem Ruf als  Professor für Gebrauchsgraphik und Typographie an die Kunstgewerbeschule folgt,  für die Dauer von zwei Jahren seine Privatschülerin. Nicht zuletzt die Unterstützung durch so namhafte Persönlichkeiten wie Georg Swarzenski als auch Friedrich Wichert, dem Direktor der Kunstgewerbeschule, bestärkt die junge Porträtmalerin, sich schließlich als freie Künstlerin niederzulassen.

 

Bereits 1925 hat ihr die Galerie Ludwig Schames die Gelegenheit zu einer ersten Einzelausstellung geboten. Neben Beteiligungen an zahlreichen Gruppenausstellungen in Frankfurt und anderen Städten stellt Erna Auerbach auch mehrfach im Frankfurter Künstlerbund aus und nimmt im September 1930 an der Ausstellung “Frauen von Frauen dargestellt” teil, veranstaltet von der Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen (GEDOK). Der gesellschaftspolitischen Bildungstradition ihrer Familie folgend, hält  die Malerin und Kunsthistorikerin bereits seit den frühen zwanziger Jahren kunsthistorische Vorträge und gibt Abendkurse über alte und moderne Kunst im Frankfurter Volksbildungsheim, bei jüdischen Kulturorganisationen und später auch am Städelschen Kunstinstitut.

 

Ab 1933 wird ihre künstlerische wie wissenschaftliche Tätigkeit durch die Nationalsozialisten zunehmend erschwert. Erna Auerbach ist, wie zahlreiche andere jüdische Intellektuelle auch, von Ausstellungs- und Vortragsverboten betroffen und die Drucklegung ihrer Dissertation, die wegen Geldmangels der Universität zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung nicht hatte publiziert werden können, wird verhindert.  Nunmehr ihrer Existenzgrundlage und jeglicher Entfaltungsmöglichkeiten beraubt, entschließt sie sich noch im Jahr der “Machtübergabe“ zur Emigration, verlässt im Oktober 1933, gemeinsam mit ihrer Schwester Ilse, Nazi-Deutschland und geht ins Exil nach Großbritannien. (wie auch in der Folgezeit zahlreiche andere Intellektuelle, darunter {ln:Kerr, Alfred ‚Alfred Kerr}, {ln:Freud, Sigmund ‚Sigmund Freud}, {ln:Kokoschka, Oskar ‚Oskar Kokoschka}, {ln:Heartfield, John ‚John Heartfield}, {ln:Pinner, Erna ‚Erna Pinner} {ln:Meidner, Ludwig ‚Ludwig Meidner}, {ln:Schwitters, Kurt ‚Kurt Schwitters}, {ln:Balden, Theo ‚Theo Balden}, {ln:Uhlmann, Fred ‚Fred Uhlmann}, {ln:Dachinger, Hugo, ‚Hugo Dachinger}, {ln:Kahn, Erich ‚Erich Kahn}, {ln:Fechenbach, Hermann ‚Hermann Fechenbach}, {ln:Stern, Grete ‚Grete Stern} und {ln:Kuczynski, Jürgen ‚Jürgen Kuczynski}). Ernas  Mutter, die Malerin Emma Kehrmann, folgt den beiden Töchtern, noch vor Kriegsausbruch, im Januar 1939.

 

In London baut sich Erna Auerbach erneut eine zweifache berufliche Existenz als Künstlerin und Kunsthistorikerin auf. Zunächst bestreitet sie mit  Auftragsmalerei und diversen Honorartätigkeiten an verschiedenen Colleges ihren Lebensunterhalt, sucht aber direkt auch den Kontakt zu Kunstkreisen. Ab 1934 ist Auerbach regelmäßig bei den Jahresausstellungen des “Women’s International Art Club” (WIAC) sowie in der auf jüdische Künstler spezialisierten “Ben Uri Gallery” vertreten. Auch an den beiden Ausstellungen von Exilkünstlern, die 1936 in der Parsons‘ Gallery unter dem Titel “German Jewish Artists‘ Work” und 1938 in New Burlington Galleries unter dem Titel “Exhibition of 20th Century German Art” stattfinden, sowie an Gruppenausstellungen in der Royal Academie of Arts, und der Leicester Gallery  ist sie beteiligt. Die Künstlerin, die während des Krieges als freiwillige Helferin im britischen Zivilschutz arbeitet, verliert im Verlauf der deutschen Luftangriffe auf London im Winter 1940/ 41 ihr Atelier und damit einen Großteil der vor der Emigration geretteten Bilder. Von nun an konzentriert sich Erna Auerbach überwiegend auf ihre kunsthistorische Arbeit und beginnt, um einen auch in Großbritannien anerkannten akademischen Abschluss zu erhalten, 1945 ein zweites kunsthistorisches Studium am Courtauld Institut der Universität London. 1949 schließt die mittlerweile britische Staatsbürgerin ihre Studien mit einer Promotion über die englische Porträtmalerei des 16. Jahrhunderts unter Henry M. Hake, dem Direktor der National Portrait Gallery, ab.

 

In der Folgezeit widmet sie sich zunehmend ihrer kunstwissenschaftlichen Tätigkeit und gibt die Malerei 1955 völlig auf. Es folgend diverse Buchpublikationen zur englischen Porträtmalerei der Tudor-Ära, als deren Spezialistin Auerbach gilt, gemeinsam mit Charles Kingsley Adams, ab 1951 Direktor der National Portrait Gallery, gibt sie einen Ausstellungskatalog heraus, schreibt regelmäßig für verschiedene Kunstzeitschriften und arbeitet für die BBC. Ihren Lebensunterhalt sichert sie als “visiting lecturer“ am London Polytechnical Institut, wo sie von 1947 bis 1975 unterrichtet. Eine späte wissenschaftliche Anerkennung als Kunsthistorikerin erfolgt ab 1970 durch Gastdozenturen und Vorträge in den Vereinigten Staaten, wohin sie unter anderem von der National Gallery of Art in Washington DC, dem Metropolitan Museum New York und dem Minneapolis Institut of Arts eingeladen wird.

 

“Erna Auerbachs Bilder befinden sich verstreut in Privatsammlungen in Deutschland, England und den USA. 1981 wurden auf einer Gedächtnisausstellung im Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath 37 Exponate ausgestellt, davon hat das Frankfurter Historische Museum vier Aquarelle und vier Ölbilder für seine Sammlung angekauft. Eine kunsthistorische Gesamtwürdigung ist aufgrund der fragmentarischen Überlieferung und fehlender Abbildungen nicht einfach. Bevorzugte Sujets sind Landschaften und Blumenstillleben in einem eher konventionellen, postimpressionistischen Stil. Moderner wirken Auerbachs Frauenporträts, in denen man zahlreiche Elemente jener kühlen Eleganz wiederfindet, die viele Bildkompositionen der Neuen Sachlichkeit auszeichnet.“ (Hier zitiert aus: Dr. Gudrun Jäger: Erna Auerbach (1897-1975)/  {ln:nw:http://www.frankfurterfrauenzimmer.de/cp10-detail.html?bio=bc})

 

Quellen:

Dr. Gudrun Jäger (2015): Erna Auerbach (1897-1975) in: historisches museum frankfurt:  {ln:nw:http://www.frankfurterfrauenzimmer.de/cp10-detail.html?bio=bc }

{ln:nw:https://en.wikipedia.org/wiki/Erna_Auerbach }

{ln:nw:http://djaco.bildung.hessen.de/termine/gedenktag/juni/hist_06-23-1975_2277.html }

{ln:nw:http://www.academia.edu/12409315/Identity_and_Image._Refugee_Artists_from_Nazi_Germany_in_Britain_1933-1945_Kromsdorf_Weimar_VDG_Verlag_2006_Schriften_der_Guernica-Gesellschaft_16_ }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:http://www.frankfurter-personenlexikon.de/node/4765 }

{ln:nw:https://opacplus.bib-bvb.de/TouchPoint_touchpoint/start.do?Query=100%3D%2217429543X%22&Language=De&SearchProfile= }

{ln:nw:http://193.30.112.134/F/-?func=find-a&local_base=HBZ01&find_code=PGI&request=(DE-588)17429543X }

{ln:nw:http://www.historisches-museum.frankfurt.de/index.php?article_id=950&clang=0 }

 

International:

{ln:nw:https://dictionaryofarthistorians.org/auerbache.htm }

{ln:nw:https://lccn.loc.gov/no2003042683 }

{ln:nw:https://www.cambridge.org/core/journals/antiquaries-journal/article/tudor-artists-a-study-of-painters-in-the-royal-service-and-of-portraiture-on-illuminated-documents-from-the-accession-of-henry-fill-to-the-death-of-elizabeth-i-by-auerbacherna-9-7-pp-xvi-222-pls-52-university-of-london-the-athlone-press-1954-70s/99D90F45922D20DA0499AD464C763682 }

{ln:nw:http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb136306973 }

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