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Eisler, Charlotte

H.A.M. 0

Charlotte Eisler

Sängerin, Gesangslehrerin und Pianistin

Geb. 02.01.  1894 in Tarnopol/ Österreich-Ungarn

Gest. 21.08. 1970 in Wien/ Österreich

 

Die galizische Geburtsstadt von Charlotte Demant gehört damals zur österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie, heute zur Ukraine. Das zweitjüngste Kind eines Gerichtsbeamten wächst mit  sechs weiteren Geschwistern auf. Ende des 19. Jahrhunderts übersiedelt die Familie von Tarnopol nach Czernowitz in der Bukowina (Heimat- und Wirkungsort u.a. auch von {ln:Meerbaum-Eisinger, Selma ‚Selma Meerbaum-Eisinger}, {ln:Ausländer, Rose ‚Rose Ausländer}, {ln:Blum, Klara ‚Klara Blum}, {ln:Celan, Paul ‚Paul Celan} und {ln:Shmueli, Ilana ‚Ilana Shmueli}). Hier macht Charlotte Demant das Abitur und beginnt mit einem Musikstudium. Im Gefolge des Ersten Weltkrieges und nach der Besetzung durch russische Truppen im Jahr 1914 übersiedelt die Familie nach Wien, wo die Tochter ihr Studium fortsetzt und zur Finanzierung des Lebensunterhaltes bei der Creditanstalt Bankverein arbeitet.

 

Durch ihre Lehrer aus dem Kreis um {ln:Schönberg, Arnold ‚Arnold Schönberg} lernt sie schließlich Hanns Eisler kennen, den sie am 31. August 1920 heiratet. Charlotte Eisler gibt in der Folgezeit Konzerte in Wien, wobei sie sich neben dem klassischen Liedrepertoire vor allem dem Vokalschaffen der Wiener Schule widmet. 1926 folgt sie ihrem Ehemann kurzzeitig nach Berlin, kehrt aber bereits im darauffolgenden Jahr schon wieder zurück nach Wien, um Eislers erkrankte Mutter zu pflegen. Am 20. April 1928 wird ihr Sohn, der spätere Maler Georg Eisler, geboren.

 

Neben der Musik hat nicht zuletzt auch die politische Betätigung einen großen Stellenwert in Charlotte Eislers Leben. 1925 tritt sie der KPÖ bei, die im Mai 1933 verboten wird. Die Musikerin engagiert sich fortan im Untergrund, schleust ab Februar 1934 verwundete Schutzbündler über die Grenze ins benachbarte  Preßburg und beherbergt in ihrer Wohnung zwei führende Funktionäre der illegalen jugoslawischen Kommunistischen Partei.

Nach ihrer Scheidung von Hanns Eisler emigriert die Künstlerin 1936,  gemeinsam mit ihrem damals achtjährigen Sohn, zunächst nach Moskau und folgt einem Ruf an den staatlichen Musikverlag (MUSGIS), wo sie an der Herausgabe des Vokalwerkes von Gustav Mahler arbeitet. Auf Wunsch des Komponisten Sergej Prokofjew korrigiert sie vor der Veröffentlichung dessen Lieder, tritt als Sängerin in Konzerten auf und pflegt zahlreiche Kontakte mit vielen Künstlern und Wissenschaftlern, darunter der ebenfalls im Exil lebende Schauspieler {ln:Busch, Ernst ‚Ernst Busch}.

 

Anfang 1938 wird die Aufenthaltserlaubnis für Charlotte und ihren Sohn nicht verlängert und beide müssen die UdSSR verlassen. Die geplante Rückkehr nach Wien wird durch den Einmarsch deutscher Truppen und den darauffolgenden “Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland vereitelt. Charlotte Eisler und ihr Sohn bleiben vorerst in Prag. Während des folgenden Jahres bemüht sie sich um die Ausreisemöglichkeit in ein weniger gefährdetes Land und kann schließlich, mit Hilfe der Quäker, im März 1939 nach Großbritannien flüchten, wo sie sich auch wieder ihrer musikalischen Tätigkeit widmet. Ab August 1939 wird Manchester zu ihrem Wirkungsfeld, daneben gibt sie Liederabende im ganzen Land (unter anderem mit Erstaufführungen von Werken der Zweiten Wiener Schule darunter auch Hanns Eisler),  gibt als Pianistin Kammerkonzerte, auch und vor allem mit dem Cellisten und ehemaligen Mitglied der Wiener Philharmoniker, Friedrich Buxbaum, leitet einen Frauenchor und erteilt Gesangsunterricht.

 

Im September 1946 kehrt Charlotte Eisler mit ihrem Sohn nach Wien zurück. Ihre schwierige wirtschaftliche Lage versucht sie nunmehr mit Konzerten zu überbrücken und erhält schließlich im September 1947 eine Professur für Gesang  am Konservatorium der Stadt Wien, allerdings an einer Zweigstelle, in der Musikschule Kagran. Diese für die mit zunehmenden gesundheitlichen Problemen kämpfende Künstlerin so wichtige berufliche Grundlage entfällt allerdings wieder Ende Juni 1952. Ab 1957 schreibt sie als Musikredakteurin für das Mitteilungsblatt der Musik-Sektion der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft. Die seit diesen Jahren nur noch bedingt arbeitsfähige Charlotte Eisler stirbt im Alter von 76 Jahren in Wien.

 

Quellen:

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Charlotte_Eisler }

{ln:nw:http://www.orpheustrust.at/musikereinzeln.php?l=g&muid=20000828174111 }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm;jsessionid=F440EEC1AB80FD1B3C757A5B369F3448.prod-worker0?method=showFullRecord&currentResultId=%221045722618%22%26any&currentPosition=1 }

{ln:nw:http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00002564;jsessionid=C3D37D8CF18780DA0C614F9E15C3E3CA?wcmsID=0003&XSL.lexmlayout.SESSION=lexmperson_all }

{ln:nw:http://www.literaturepochen.at/exil/multimedia/pdf/exilantenlistereinhard.pdf }

{ln:nw:https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Georg_Eisler }

 

International:

{ln:nw:https://en.wikipedia.org/wiki/Charlotte_Eisler }

{ln:nw:http://forbiddenmusic.org/2014/07/27/the-kaleidoscopic-contradictions-of-hanns-eisler-1898-1962/ }

 

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