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Güney, Yilmaz

H.A.M. 0

Yilmaz Güney (eigtl. Yilmaz Pütün)
Filmschauspieler und Regisseur


Geb. 1 .4. 1937 in einem Dorf bei Adana/ Türkei
Gest. 9. 9. 1984 in Paris/ Frankreich


„Während meiner Haftzeit habe ich mir sehr viele Gedanken über meine Freunde, über die Männer mit denen ich eine Zelle teilte und all diejenigen, die ich tagtäglich sah, gemacht. Ich habe sie genau beobachtet. Genauso wie ich in mich geschaut und die gelebten Schmerzen, Enttäuschungen und Hoffnungen genauer untersucht habe. Dann habe ich mir gesagt: „Das sind die wahren Filmhelden, lebendig, wahr, beeindruckend und mir sehr nahe“. Ich wollte das Gefängnis, die Verhältnisse dort, die Vergangenheit der Gefangenen und die Umstände, die sie zu Gefangenen machten unbedingt in das Drehbuch mit einbringen, aber ich wusste dass das nicht genug war. Außerdem ist es so gut wie unmöglich gewesen, die Verhältnisse in einem türkischen Gefängnis realitätstreu wiederzugeben. Dazu hätte es niemals eine Erlaubnis gegeben.“

(Yilmaz Güney, Yol)*


Der gebürtige Kurde entstammt den äußerst ärmlichen Verhältnissen einer ostanatolischen Bauernfamilie. Güney, der eigentlich Schriftsteller werden will, verläßt bereits mit 14 Jahren sein Heimatdorf, schlägt sich zuerst als Filmverkäufer durch, macht das Abitur und schreibt sich an der Universität in Ankara für Jura und Wirtschaftswissenschaften ein, ohne jedoch das Studium zu beenden. Wichtig wird für ihn allerdings in dieser Zeit die Bekanntschaft mit dem Regisseur Atif Yilmaz, mit dem er dann auch seine ersten Filme dreht. Mit den Personen, die er als Schauspieler verkörpert – meist sind es die Armen, Rechtlosen und Unterdrückten – identifizieren sich die Kinobesucher sehr bald und der politisch unbequeme Yilmaz Güney wird zum Idol des Volkes. Bereits 1961 war er zum ersten Mal aufgrund kommunistischer Umtriebe (Verteilung von Programmheften) für fast zwei Jahre inhaftiert worden.


1970 gelingt ihm mit seinem Film Umut (Die Hoffnung) der entscheidende künstlerische Durchbruch als Regisseur, der auch sehr bald über die Grenzen der Türkei hinaus Ansehen erreicht und dem türkischen Film international Renomee verschafft. Zu einem seiner bekanntesten Streifen wird Yol (Der Weg): Fünf Sträflinge auf Hafturlaub erleben ihr Land als universales Gefängnis, in dem die Menschen von politischer Repression, sozialen Zwängen und religiösen Traditionen an ihrer freien Entfaltung gehindert und in fatale Abhängigkeiten getrieben werden.


Das Drehbuch schreibt Güney während seiner Zeit als politischer Häftling in der Türkei. Gedreht wird Yol von seinem Regieassistenten Serif Gören – nach Güneys Regieanweisungen aus dem Gefängnis – heimlich in der Türkei. Nach einer spekatkulären Flucht unter Einsatz seines Lebens kann Yilmaz Güney das Negativ-Material schließich über Griechenland in die Schweiz retten und dort selbst den Film fertigstellen. Für Yol – den bis dahin größten kommerziellen wie auch künstlerischen Erfolg der türkischen Filmindustrie – erhält Yilmaz Güney 1982 die Goldene Palme beim Filmfestival in Cannes.


Im selben Jahr noch beginnt er im französischen Exil mit den Dreharbeiten zu seinem Film Duvar (Die Mauer, 1983), mit dem er die Zustände in türkischen Gefängnissen anprangern will. Der Film stößt bei der Kritik allerdings nur auf sehr verhaltene Resonanz. Im März 1983 wird Güney durch die türkische Justiz in Abwesenheit erneut zu sieben Jahren Haft verurteilt.


Noch wenige Monate vor seinem Tod verliest der – mittlerweile Ausgebürgerte – im April 1984 auf dem Völkermord-Tribunal in Paris, das sich mit dem Genozid an den Armeniern 1915/16 in der Türkei beschäftigt, ein sehr persönliches Manifest, mit dem er an das Leiden des armenischen Volkes erinnern will. So, wie es vor ihm bereits die deutschen Schriftsteller und Nazi-Gegner Armin T. Wegner, Franz Werfel und Edgar Hilsenrath in ihren Werken getan haben. In der von Yilmaz Güney anschließend dem Tribunal überreichten Resolution heißt es unter anderem:


„Die Realität dieses Völkermordes unterliegt, meiner Ansicht nach, keinem Zweifel. Die türkischen Staatsmänner der damaligen Zeit träumten – angetrieben durch einen virulenten Nationalismus – davon, ein panislamisches Reich aufzubauen, das von der Türkei bis zu den Steppen Zentralasiens geht. Von 1915 an hat eine planmässige und systematische Politik als Folge von Kollektiv-Massakern und Massendeportationen zum Verschwinden der Armenier aus der Türkei geführt. Eine demokratische Regierung hätte ohne Zweifel die historische Wahrheit anerkannt, die Verursacher dieses Verbrechens verurteilt, die nicht davon abzuhalten waren, das türkische Volk zu dieser Katastrophe selbst zu führen. Es hätte sich zumindest vor dem Gedächtnis des Martyriums der Armenier verneigt! Ihre Sorge um Gerechtigkeit und Ehre hätte diese Regierung dazu geführt, in Ankara ein Tribunal zusammen zu rufen, wie das Ihrige, um die ganze Wahrheit wieder herzustellen und zu proklamieren.

Unglücklicherweise ist die türkische Regierung, die ihr eigenes Volk unterdrückt und die mit Terror regiert, weit davon entfernt, eine solche ehrenvolle Haltung einzunehmen. Die Anerkennung der historischen Wahrheit sollte nicht erneut rassischen Haß hervorrufen und die einen gegen die anderen Völker aufstacheln. Die Türken von heute sollten nicht verantwortlich gemacht werden für Verbrechen, die von ihren Vorfahren eta 60 Jahre zuvor begangen wurden. Und zwar von einem despotischen Regime eines untergegangenen Reiches. Der anti-türkische Rassismus scheint mir ebenso verurteilenswert wie die anti-armenische und anti-kurdische Hysterie der Führer Ankaras.

Erlauben Sie mir, Herr Präsident, noch einmal den Wunsch zu formulieren, daß das Urteil Ihres Tribunals von den internationalen Instanzen anerkannt wird – und das, was in der Indifferenz und dem Schweigen den armenischen Völkern angetan wurde, sich niemals anderswo wiederholen kann!“

Die vollständige Rede im französischen Original können Sie auf der folgenden Seite nachlesen:
http://www.imprescriptible.fr/dossiers/guney/tribunal/


Der zu diesem Zeitpunkt bereits schwerkranke Künstler erliegt im Herbst desselben Jahres im Alter von 47 Jahren (von denen er zwölf im Gefängnis zugebracht hat) seinem Krebs-Leiden und wird auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt.


Film-Auswahl: 

1959 – Alageyik, Bu vatanin çoçuklari
1963 – Ikisi de Cesurdu
1964 – Her Gün Ölmektense, Kamali Zeybek-Koçero
1965 – Kasimpasali, Kasimpasali Recep, Konyakçi, Krallar Krali
1966 – Aslanlarin Dönüsü, Esref Pasali, Hudutlarin Kanunu, Yedi Dagin Aslani, Tilki Selim
1967 – At Hirsizi Banus, Seytanin Oglu
1968 – Azrail Benim, Kargaci Halil
1969 – Belanin Yedi Türlüsü
1970 – Imzam Kanla Yazili, Sevgili Muhafizim, Seytan Kayalari

Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Yilmaz_G%C3%BCney

weitere Filme von Yilmaz Güney bei: http://www.imdb.com/name/nm0351566


Das Zitat (*) wurde der folgenden website entnommen:

http://www.vaybee.de/servlets/NetCommunityPersonalize?nick=&nh=0&path=/deutsch/channel/musik/musik_56277.html


Links (deutsch): 

http://www.kultura-extra.de/film/tuerkischerfilm/gueney.html

http://dispatch.opac.ddb.de/DB=4.1/REL?PPN=118698877

http://www.jungewelt.de/2004/09-09/020.php

http://www.medienheft.ch/kurdenkonflikt/4guney.htm

http://www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-299/_nr-193/_p-1/i.html

http://www.filmzentrale.com/rezis/yolderwegme.htm


International:

http://www.chris-kutschera.com/A/Yilmaz%20Guney.htm

http://www.institutkurde.org/kurdorama/perelachaise/yilmaz_guney.php

http://www.biosstars.com/y/yilmaz_guney.htm

http://en.wikipedia.org/wiki/Yilmaz_G%C3%BCney

http://www.imdb.com/name/nm0351566

http://movies2.nytimes.com/gst/movies/filmography.html?p_id=92900&mod=bio

http://www.guneydergisi.com

http://www.fotografya.gen.tr/issue-16/goster.php?sayi=16&dosya=ulusbaker16_index.htm

 

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