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Schmid, Anton

H.A.M. 0

Anton Schmid

Feldwebel und Held der Humanität

Geb. 09.01. 1900 in Wien/ Österreich-Ungarn

Hingerichtet am 13.04. 1942 in Wilna (Litauen)


Alle reden seit Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ von Oskar Schindler.  Dass es einen ähnlichen. aber vergleichsweise stillen Helden gab, von dem die Welt erfahren sollte, geht vor allem auf die schriftlichen und mündlichen Aussagen des jüdischen deutschsprachigen Dichters Hermann Adler zurück. Der hatte nach dem Holocaust mit seiner Frau Anita, einer Opernsängerin, in der Schweiz, genauer: in Basel Asyl und damit eine neue Heimat gefunden. Hermann und Anita Adler verdanken ihr Leben Anton Schmid, der kein Tagebuch geschrieben hat.


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Anton Schmid, geboren am 9. Januar 1900 in Wien, hingerichtet am 13. April 1942 in Wilna (Foto entnommen aus „Feldwebel Anton Schmid“).


Für die verfolgten Juden in Wilna, der Haupstadt von Litauen, verband sich mit dem Namen des einfachen Wehrmacht-Feldwebels Anton Schmid eine Verheißung. Der Unteroffizier aus Wien, wo er bis zu seiner Einberufung ein Elektrofachgeschäft betrieb, war für sie in den Kriegsjahren 1941/42 „die personifizierte Verkörperung ihrer Hoffnung auf Rettung vor der Vernichtung.“ Mehr als 300 jüdische Männer und Frauen hat er vor dem Tod gerettet und musste dafür selbst  mit dem  Leben bezahlen.


Dass seine Geschichte bekannt wurde, ist dem Dichter Hermann Adler, der den Holocaust überlebt und Anton Schmid erlebt hat. Ihm verdankten er und seine Frau Anita ihr Leben, versteckt in der Dienstwohnung des Feldwebels zwischen November 1941 und Ende Januar 1942.


Anton Schmid leitete in Wilna die „Versprengten-Sammelstelle“, wo versprengte Wehrmachtssoldaten „verhört“ wurden. Anton Schmid machte das augenzwinkernd und hat dadurch auch sehr wahrscheinlich einer Reihe deutscher Wehrmachtsagehörigen das Kriegsgericht und damit das Schicksal erspart, das ihm nach seiner Entdeckung beschieden war: Den Tod durch Erschießen. In der „Sammelstelle“ beschäftigte er Juden vor allem in der Polstereiswerkstatt, die Polster in Eisenbahnen und Wehrmachtsfahrzeugen zu reparieren hatten.


„Ich habe nur als Mensch gehandelt“, erklärt Anton Schmid in seinem letzten Brief an seine Frau vom 9. April 1942, vier Tage vor seiner Hinrichtung. Wie Oskar Schindler in Polen, so hat Anton Schmid verfolgten Juden für vermeintlich dringende Arbeiten requiriert, ihnen Papiere verschafft und sie vor dem Tod bewahrt. Er riskierte es sogar, Internierte aus dem Ghetto von Wilna herauszubekommen. Er flog auf und wurde von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt.


Dass Anton Schmid, der als einfacher, vor allem als „herzensguter Mensch“ geschildert wird, nicht in Vergessenheit geriet und in Israel am 27. Juli 1988 in Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt wurde,  auch das geht auf  Hermann Adler zurück. In seinen Manuskripten für eine Dokumentation im ZDF und ein Radio-Hörspiel sowie in seinen eindrucksvollen „Gesängen aus der Stadt des Todes“ sowie in zahlreichen Vorträgen hat er seinem Retter ein Denkmal gesetzt. Der Friedhof im litauischen Wilna, wo er begraben war, wurde auf Anweisung der roten Armee planiert und für andere Zwecke nutzbar gemacht.


Der Freiburger Professor Wolfram Wette hat in seinem eindrucksvollen Buch „Feldwebel Anton Schmid – Ein Held der Humanität“ seine Forschungsarbeiten dokumentiert. Auf mehr als 300 Seiten ist „ein aufrüttelndes und notwendiges Buch“ entstanden – diesem Satz aus dem Umschlag kann man nur zustimmen, denn der renommierte Historiker erzählt hier erstmals die ganze Geschichte dieses weitgehend unbekannten Helden, der als Wehrmachtssoldat auch den jüdischen Widerstand im Untergrund unterstützte. Wette beleuchtet in diesem Buch und bei seinen Vorträgen über Anton Schmid „den bis heute gehemmten Umgang mit seinem Andenken“. Es ist dem Autor hoch anzurechnen, dass er auch andere Retter vorstellt: Karl Plagge, Alfons von Derschwanden, Oskar Schönbrunner oder Friedrich Rath und Friedrich Winking.


Dieses Buch sollte Eingang in den Schulunterricht finden.


Quelle:

Wolfram Wette „Feldwebel Anton Schmid“, S. Fischer Verlag, ISBN 978-3-10-091209-1. Diesem Buch ist auch mit freundlicher Genehmigung des Autos das Foto von Anton Schmid entnommen.


Bearbeitung:

Hajo Jahn


Links (deutsch):

http://kurier.at/chronik/oesterreich/anton-schmid-oesterreichs-oskar-schindler/24.898.536

http://www.gedenkdienst.at/index.php?id=309

http://www.fischerverlage.de/media/fs/308/LP_978-3-10-091209-1.pdf

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2014-1-086

http://www.zeit.de/2006/46/A-Rettungswiderstand/komplettansicht

http://www.zeit.de/2012/16/Anton-Schmid

http://www.zeit.de/2013/27/wolfram-wette-feldwebel-anton-schmid

http://www.shoah.dk/Courage/Schmid.htm


International:

http://fr.wikipedia.org/wiki/Anton_Schmid

http://en.wikipedia.org/wiki/Anton_Schmid

http://www.yadvashem.org/yv/en/righteous/stories/schmid.asp

http://www.auschwitz.dk/Schmid/Schmid.htm

http://en.wikipedia.org/wiki/Anton_Schmid

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