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Fromm, Erich

H.A.M. 0

Erich (Pinchas) Fromm
Psychoanalytiker


Geb. 23.3.1900 in Frankfurt/M.
Gest. 18.3.1980 in Muralto, Tesssin/ Schweiz


Erich Fromm„Liebe ist nur möglich, wenn zwei Menschen sich aus der Mitte ihrer Existenz heraus miteinander verbinden, wenn also jeder sich selbst aus dem Zentrum heraus erlebt. Nur dieses „zentrale Erlebnis“ ist menschliche Wirklichkeit nur hier ist Leben, nur hier liegt die Basis für Liebe…“

(Erich Fromm: „Die Kunst des Liebens“)

„Die Kranken, das sind die Gesunden. Und die Gesunden, das sind die Kranken.“

(Erich Fromm: „Die Pathologie der Normalität – Zur Wissenschaft vom Menschen“)


Erich Fromm wächst als einziges Kind des orthodox-jüdischen Weinkaufmanns Naphtali Fromm und seiner Frau Rosa, geb. Krause, in seiner Geburtsstadt auf, macht dort 1918 an der Wöhler-Schule das Abitur und studiert zwei Semester Jura an der Universität Frankfurt. 1919 wechselt Fromm nach Heidelberg und beginnt 1920 mit dem Studium der Natio-nalökonomie (Soziologie) bei Alfred Weber. Mit einer Arbeit über „Das jüdische Gesetz. Ein Beitrag zur Soziologie des Diaspora-Judentums“ promoviert er 1922 zum Dr. phil.

Erich Fromm wendet sich verstärkt der Psychoanalyse zu und
lernt die Analytikerin Frieda Reichmann kennen, die in Heidel-berg ein privates Sanatorium betreibt, wo sie neben Fromm auch jüdische Intellektuelle wie Leo Löwenthal und Ernst Simon analysiert. 1926 heiratet sie Erich Fromm, der sich mittlerweile vom orthodoxen Judentum abgewandt und seine religiösen Studien eingestellt hat. 1928 absolviert Fromm eine Lehrana-lyse bei Hanns Sachs in Berlin und macht eine psychoana-lytische Ausbildung am dortigen Karl-Abraham Institut. 1929 gehört er zu den Mitbegründern des „Süddeutschen Instituts für Psychoanalyse“ in Frankfurt, zusammen mit Karl Landauer, Frieda Fromm-Reichmann und Heinrich Meng.

1930 wird Fromm von Max Horkheimer an das Frankfurter „Institut für Sozialforschung“ berufen, wo er, zuständig für alle Fragen der Psychoanalyse und Sozialpsychologie, mit Herbert Marcuse und Theodor W. Adorno zusammenarbeitet. Nach Abschluß seiner Ausbildung eröffnet Erich Fromm eine eigene Praxis in Berlin. Infolge seiner Tuberkulose-Erkrankung im Sommer 1931 hält er sich fast ein volles Jahr (und mit Unterbrechungen bis April 1934) im schweizerischen Davos auf.
In diese Zeit fällt auch die Trennung von Frieda Fromm-Reichmann.


Das Gebäude des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt wird am 13. März 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen, am 14. Juli 1933 verkündete die Gestapo in einem Brief an das Institut, dass es aufgrund „staatsfeindlicher Bestrebungen“ aufgelöst werde. Das Institut wird zuerst nach Genf, später nach New York verlegt. Noch 1933 reist Erich Fromm auf Einladung von Karen Horney (mit der er bis 1943 befreundet ist) zu Gastvorlesungen nach Chicago und emigriert am 25. Mai 1934 vor den Nazis über die Schweiz endgültig in die Vereinigten Staaten. In New York eröffnet er eine psycho-analytische Praxis und hält ab 1934 (bis 1939) Vorlesungen an der Columbia-University.

1935 veröffentlicht Fromm seinen Beitrag über „Die gesell-schaftliche Bedingtheit der psychoanalytischen Therapie“und arbeitet mit Harry Stack Sullivan und Clara Thompson zusammen. 1936 folgt die Veröffentlichung seines Konzepts des „Autoritären Charakters“ in Horkheimers Studien über Autorität und Familie. 1937 überarbeitet Fromm seinen ursprünglichen psychoanalytischen Ansatz und definiert Psychoanalyse als analytische Sozialpsychologie (= Bezogenheits- statt Trieb-theorie). Während eines Europaaufenthalts bricht 1938 seine TBC wieder aus und veranlasst ihn zu einem erneuten – halbjährigen – Aufenthalt in Davos.
1939 trennt er sich vom Frankfurter Institut für Sozialforschung
und veröffentlicht zum erstenmal in englischer Sprache. 1940 wird Erich Fromm amerikanischer Staatsbürger, im folgenden Jahr beginnt er mit seiner Lehrtätigkeit an der New School for Social Reserach und veröffentlicht „Die Furcht vor der Freiheit“. 1942 übernimmt er eine Teilzeitprofessur am Bennington College in Bennington (Vermont) und gründet 1943 (dem Jahr seiner Trennung von Karen Horney) das New Yorker „William Alanson White Institute“.


1944 heiratet Erich Fromm Henny Gurland. 1947 erscheint „Psychoanalyse und Ethik“, in dem er u.a. sein Konzept der Marketing-Orientierung vorstellt. Anfang Juni 1950 übersiedelt er nach Mexiko-Stadt, wo er ab 1951 als außerordentlicher Professor für Psychoanalyse an der Medizinischen Fakultät der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko tätig ist und die ersten Kurse mit Ausbildungskandidaten der Psychoanalyse startet (bis 1956).

1952 stirbt seine zweite Ehefrau Henny Gurland Fromm. 1953 heiratet er Annis Freeman, geb. Glover. 1955 erscheint seine Arbeit über „Wege aus einer kranken Gesellschaft“ (mit Fromms Plädoyer für einen kommunitären Sozialismus) und 1956 “ Die Kunst des Liebens“, die zum Welt-Bestseller werden wird. Erich Formm gründet die „Mexikanische Psychoanalytischen Gesell-schaft“ und zieht von Mexico Stadt ins nahegelegene Cuerna-
vaca um. 1957 richtet er ein Seminar mit dem buddhistischen Gelehrten Daisetz T. Suzuki aus und trifft erste Vorbereitungen
für eine sozialpsychologische Felduntersuchung bei mexika-nischen Bauern.


Ab 1960 engagiert sich Erich Fromm zunehmend für die Sozialistische Partei der Vereinigten Staaten und intensiviert seine Vortragtätigkeit in den USA. 1961 folgt die Veröffent-lichung seines Buches über „Das Menschenbild bei Marx“ sowie zur amerikanischen Außenpolitik. 1962 reist er zur Friedens-konferenz nach Moskau, gehört zu den Gründern des IFPS (Dachverband nichtorthodoxer psychoanalytischer Gesell-schaften) und veröffentlicht „Jenseits der Illusionen“. 1963 nimmt das von ihm gegründete „Mexikanische Psychoanalyti-sche Institut“ seine Arbeit auf.

Nach seiner Emeritierung in Mexiko-Stadt 1965 engagiert sich Erich Fromm verstärkt in der Friedenspolitik, gegen den Vietnamkrieg und erreicht den Höhepunkt seiner Publizität in den USA. Nach einem ersten Herzinfarkt Anfang Dezember 1966 reduziert Fromm seine mexikanischen Aktivitäten und kehrt zu längeren Aufenthalten nach Europa zurück. Nach dem Wahlsieg Richard Nixons und seinem Rückzug aus der Politik – mietet Fromm 1969 im schweizerischen Locarno eine Wohnung für Sommeraufenthalte und läßt sich dort 1974 endgültig nieder.
1976 erscheint sein Buch „Haben oder Sein“. Erich Fromm wird in Deutschland und Italien zu einer Leitfigur der alternativen Bewegung.

Infolge eines vierten Herzinfarktes stirbt er im Frühjahr 1980
und wird im Krematorium von Bellinzona eingeäschert.


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