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Ferber, Walter

H.A.M. 0

Walter Ferber (Pseud.: Walter Feuerbach)
Journalist und Publizist

Geb.4.12.1907  in Buer-Erle (heute Gelsenkirchen)
Gest. 13.4. 1996 in Lungern/ Schweiz


„Im Konzentrationslager Dachau habe ich aufgeschlossenen Mitgefangenen stets wieder die Lehren des Föderalismus vorgetragen. Sie gereichten ihnen zum Troste.“

„Wer einem wirklichen Grauen entronnen ist, liebt es nicht, die Erinnerungen daran zu pflegen“.

(Walter Ferber)


Der Sohn einer Näherin und eines Bergarbeiters verlebt seine Jugend in Gelsenkirchen und besucht von 1914 bis 1924 die Volksschule und das sogenannte Progymnasium. Der Handlungsgehilfe Ferber eignet sich im Selbststudium Kenntnisse in Literaturgeschichte und Politikwissenschaft an und schreibt daneben für Zeitungen der  katholischen Zentrumspartei.


Bereits zu dieser Zeit wendet er sich heftig gegen  alle nationalsozialistischen Tendenzen und warnt eindringlich vor der heraufziehenden braunen Gefahr.


Noch vor dem Machtantritt Hitlers emigriert Walter Ferber nach Österreich und läßt sich in Wien als freier Publizist nieder. Neben seiner Arbeit für das christliche Gewerkschaftsorgan Die neue Zeitung engagiert er sich auch und vor alem lim Emigrantenkreis um den – wegen seiner jüdischen Mutter der Professur enthobenen – Philosophen Dietrich von Hildebrand, in dessen Wochenschrift Der christliche Ständestaat er fortan regelmässig Artikel veröffentlicht. Er schließt sich der Studienrunde katholischer Soziologen an, jenem  Wiener Kreis um Ernst Karl Winter, den Ferber als „interessanteste Erscheinung unter den geistigen Gegnern des Nationalsozialismus in Österreich“ (Reinhard Bockhofer: Walter Ferber – en deutscher Föderalist und Demokrat, in: Walter Ferber, 55 Tage Dachau. Ein Tatsachenbericht , Donat-Verlag, Bremen 1993, S. 70) beschreibt.


1938 wird Walter Ferber verhaftet und von Wien ins KZ Dachau deportiert, wo während des Nationalsozialismus an die 200 Tausend Menschen aus über 37 Nationen inhaftiert sind, darunter Polen, Russen, Ungarn, Franzosen und an die 3500 (insbesondere katholische) Geistliche. Über seine Zeit im KZ verfasst Ferber noch vor der Befreiung des Konzentrationslagers am 29. April und der Kapitulation am 8. Mai  unter Pseudonym seine Schrift 55 Monate Dachau. 


„Er hat es veröffentlicht unter dem Namen Feuerbach, ein Maler, den er schätzte. Er hat diesen Text ja noch abgefaßt in der Schweiz vor dem 8. Mai 1945, und er ist ja – wenn ich jetzt an die Emigration nach Österreich denke, 1932, dann an die Flucht ’43 in die Schweiz, dann ist er ja auch sehr stark von der Angst geprägt gewesen: wie lange geht das da noch in Deutschland? Wo lebe ich sicher? Welches Risiko gehe ich ein, wenn ich über diese Bereiche berichte? Er war jemand, der knapp und klar seine Dinge vortrug, und der diesen ganzen Nebel, der von den Alldeutschen verbreitet worden ist, aufs schärfste bekämpft hat.“

Quelle:

Interview Ulrike Müller mit Reinhard Bockhofer/ Bremen. Wenn Sie das ganze Gespräch nachlesen möchten, können Sie es als pdf-Datei hier herunterladen.


„In der Schweiz verlegt und vor allem dort gelesen, hat Ferbers Dachau-Bericht in Deutschland nur geringe Verbreitung gefunden. In kaum einer deutschen Bibliothek ist Ferbers Schilderung vorhanden. Das kann nicht allein daran liegen, daß mit der Befreiung der Konzentrationslager und der Kapitulation Deutschlands in der von den Militärregierungen lizenzierten Tagespresse eine umfanhreiche Berichterstattung einsetzte, die dem von Ferber publizierten text die Originalität zu nehmen schien. Offenbar war es gerade die nüchterne und emotionslose Darstellung, die einer breiten Beachtung entgegenstand und auf die sich, weil um so anklagender, die große Masse der Mitläufer und Mittäter nicht einlassen wollte. Selbst nach dem Erscheinen größerer Werke – z.B. Eugen Kogons „Der SS-Staat“ (1946) – war Ferbers Schrift nicht .“ (R. Bockhofer, a.a.O., S. 74/ 75)


Vier Jahre durchleidet der Häftling Walter Ferber die Konzentrationslager Dachau und Flossenbürg, kommt danach zu einer Sondereinheit der deutschen Wehrmacht und kann 1943 in die Schweiz fliehen. Im November 1945 kehrt er aus dem Exil nach Deutschland zurück und trifft in Freiburg/ Breisgau katholische Politiker, die an einer föderalistischen Neuordnung Deutschlands und Europas interessiert sind. Mit Lizenz der französischen Militärregierung erscheint die neugegründete Zeitschrift Neues Abendland, für die Walter Ferber in den Jahren 1946/ 47 als erster Chefredakteur verantwortlich zeichnet, neben seiner Tätigkeit als Lehrbeauftragter für Politologie an der Theologischen Hochschule in Dillingen.


Von 1948 bis 1950 konzentriert sich der überzeugte Demokrat auf die Herausgabe der Föderalistischen Hefte. In den frühen fünfziger Jahren arbeitet Ferber als freier Publizist und Schriftsteller in Singen am Hohentwiel, von 1953 bis 1984 in der Schweiz und unternimmt 1955 mit dem von ihm gegründeten Bund entschiedener Föderalisten einen letzten Versuch, den „wachsenden unitaristischen und preußischen Tendenzen in der Bundesrepublik“ ein entschiedenes politisch-geistiges Gegengewicht entgegen zu stellen (Bockhofer, a.a.O., S. 71).


„Gedankt worden ist Ferbers Bekenntnis zu mehr Föderalismus und Demokratie zumindest in deutschen Landen nicht. Er hat die Bundesrepublik  verlassen, ohne daß seine Verdienste hier je ausführlicher gewürdigt worden wären.“ (R. Bockhofer, a.a.O., S. 80/ 81)


Links (deutsch):

http://hls-dhs-dss.ch/textes/d/D46718.php

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