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Soltani, Abdolfattah

H.A.M. 0
Abdolfattah Soltani
Rechtsanwalt

Geb. 2.11. 1953 / Iran

Nach Abitur und kurzer Tätigkeit als Lehrer kann sich Soltani aufgrund guter Leistungen an der staatlichen Universität in Teheran zum Jura- und Politikstudium  einschreiben. 1991 erhält er eine Zulassung als Anwalt und verteidigt Studenten, Journalisten und politische Aktivisten, darunter  den Journalisten Akbar Gandji. 2005 verbringt 219 Tage im Gefängnis, davon 43 in Einzelhaft. Das Center for Advocates of Human Rights, eine international tätige Nichtregierungsorganisation, protestiert mehrfach erfolglos gegen die Inhaftierung Soltanis. 2006 wird er zu fünf Jahren Haft verurteilt, vier Jahre Haft wegen der “Offenlegung vertraulicher Unterlagen“ und ein Jahr unter der Anschuldigung von “Propaganda gegen das System“. Am 28. Mai 2007 spricht man ihn von allen gegen ihn seit seiner Festnahme im Juli 2005 vorgebrachten Anklagen frei, hindert ihn jedoch seitdem systematisch daran, aus dem Iran auszureisen.

Nach den iranischen Präsidentschaftswahlen und den darauffolgenden Protesten wird Abdolfattah Soltani am 16. Juni 2009  in seinem Büro ohne Angabe von Gründen und ohne Haftbefehl erneut festgenommen. Sein Aufenthaltsort wird zunächst geheim gehalten und jede Kontaktaufnahme mit der Außenwelt von den Behörden verhindert. Er kommt ins berüchtigte Teheraner Evin-Gefängnis, wo auch und vor allem iranische Intellektuelle und Regimegegner inhaftiert sind (die iranisch-stämmige kanadische Fotojournalistin Zahma Kazemi, die das Gefängnis im Sommer 2003 fotografiert hatte, war daraufhin festgenommen und zu Tode gefoltert worden).  Soltani, Mitglied des Teheraner Zentrums für Menschenrechtsverteidiger (Centre for Human Rights Defenders – CHRD)  wird in Einzelhaft gehalten, kommt allerdings nach energischen Protesten aus dem Ausland im August 2009 gegen Kaution wieder auf freien Fuß.

Unter anderem hatte sich der Nürnberger Oberbürgermeister im Namen seiner Stadt  und der Jury des Internationalen Menschrenrechtspreises für den streitbaren Anwalt eingesetzt. Der Preis wird seit 1995 alle zwei Jahre verliehen, als  Symbol für Frieden, Völkerversöhhnung und Menschlichkeit, und soll nicht zuletzt ein deutliches Gegengewicht zur nationalsozialistischen Vergangenheit jener Stadt darstellen, in der auf dem Reichsparteitag 1935 die rassistischen Nürnberger Gesetze verkündet wurden. Die Entscheidung der Internationalen Jury, der u.a. die Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel aus Argentinien und Shirin Ebadi  aus dem Iran angehörigen, will mit dieser Auszeichnung das Engagement  Abdolfattah Soltanis ehren, der als Anwalt „unter schwierigsten Bedingungen gewaltlose politische Gefangene vor Gericht vertritt und sich unerschrocken bemüht, schwere Menschenrechtsverletzungen der iranischen Behörden aufzudecken und öffentlich anzuklagen“ (zitiert nach:  http://www.br-online.de/bayern2/zeit-fuer-bayern/abdolfattah-soltani-nuernberger-menschenrechtspreis-2009-ID1253610248899.xml)

Bei einem Festakt im Opernhaus des Staatstheaters Nürnberg wird am 4. Oktober  in Anwesenheit von 850 Gästen der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis 2009 an den iranischen Anwalt Abdolfattah Soltani verliehen – in Abwesenheit des   Preisträgers. Abdolfattah Soltani  ist zwei Tage zuvor am Flughafen von Teheran an der Ausreise gehindert worden. Stellvertretend für ihn nimmt seine Ehefrau Masoumeh Dehghan die mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnung in Empfang.

Quellen:

Links (deutsch):


International:

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