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Eckert, Edeltraud

H.A.M. 0

Edeltraud Eckert
Schriftstellerin


Geb. 20.1.1930 in Hindenburg (Schlesien)
Gest. 18.4.1955 in Leipzig/ DDR


Edition Büchergilde


„Du riefst mich noch einmal zurück,
Weil ich vergaß, Lebwohl zusagen.
Noch einmal fand ich Deinen Blick
Und wandte mich und ging zum Wagen.

Wie oft sah ich dies Bild vor mir,
Du lächelnd, ja beinah heiter,
Ein letztes Mal stand ich vor dir,
Ein Händedruck und dann – nichts weiter.

Ich musste gehen und wusste schon,
Mein Schritt ging deiner Welt verloren.
Ich hatte noch den warmen Ton,
Den Klang der Stimme in den Ohren.

Auf Wiedersehen sagtest du,
ich nickte, wollte dir nicht wehren,
und wußte doch so gut wie du,
Ich würde lange Zeit nicht wiederkehren.“

(Edeltraud Eckert: Abschied, Juni 1950)


Edeltraud Eckert beginnt 1949 mit dem Studium an der Pädagogischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität. Im Frühjahr 1950 wird sie wegen des Besitzes von kritischen Flugblättern verhaftet. Kurz darauf verurteilt sie das Sowjetische Militärtribunal in Potsdam zu 25 Jahren Haft und Arbeitslager. Am 1. Oktober 1950 erfolgt die Überstellung von Edeltraud Eckert in die berüchtigte Strafanstalt Waldheim. Während ihres Haftaufenthaltes muß sie Kaninchenfelle kurz schneiden, schneidern und an einer Knopflochmaschine arbeiten. Aufgrund ihrer guten Arbeitsergebnisse erhält sie im Juni 1953 einmal die Erlaubnis, ihre Gedichte und Vertonungen in einem Schreibheft festzuhalten – entstanden ist ein berührender Zyklus, der von der Extremsituation der Poetin zeugt.

Auf der ersten Seite des Schreibheftes steht handschriftlich: »Die Strafgefangene Eckert, Edeltraud, V. Kolonne, erhält die Genehmigung, dieses Buch zum Zwecke ihrer Dichtung und Komponierung bei sich zu führen. Es enthält 136 Seiten.«


Im November 1953 erkrankt die junge Dichterin an einer schweren Bindehautentzündung sowie an Tuberkulose. Am 20. März 1954 wird Edeltraud Eckert in die Frauen-Strafanstalt Hoheneck im erzgebirgischen Stollberg verlegt und in der dortigen Schneiderei als Mechanikerin eingesetzt. Ende 1954 übergibt man ihren Fall der DDR-Justiz, die das Strafende auf den 10. Mai 1958 datiert. Im Januar 1955 zieht sich Edeltraud Eckert bei einem Arbeitsunfall lebensgefährliche Kopfverletzungen zu, wird kurz darauf ins Städtische Krankenhaus Stollberg eingeliefert und im Anschluß daran im Haftkrankenhaus Leipzig-Meusdorf weiterbehandelt. Mit einem schweren Wundstarrkrampf liefert man sie in die Universitätsklinik Leipzig ein, wo die knapp Fünfundzwanzigjährige im April 1955 den Unfall-Folgen erliegt.


Ihrer Schwester Dorothea Hillbricht ist es zu verdanken, daß das kleine Haft-Heft von Edeltraud Eckert bewahrt, zur Veröffentlichung in der Verschwiegenen Bibliothek der Edition Büchergilde freigegeben und damit das Werk der widerständigen Dichterin dem Vergessen entrissen worden ist.


Edeltraud Eckert

Die Redaktion des EXIL-ARCHIVs bedankt sich bei der Büchergilde Gutenberg für Recherche-Unterstützung und Zurverfügungstellung von Material.

Die biografischen Daten sowie die Zitate wurden u.a. dem folgenden Buch entnommen:

Edeltraud Eckert: Jahr ohne Frühling. Gedichte und Briefe. Mit einem Nachwort von Ines Geipel. Edition Büchergilde, © 2005 Büchergilde Gutenberg Frankfurt am Main, Wien und Zürich, ISBN 3-936428-43-3. Erschienen in der Reihe Die verschwiegene Bibliothek, herausgegeben von Ines Geipel und Joachim Walther.

 

 

 

 


Weiterführende Literatur:

K. Pförtner und W. Natonek (Hrsg.), Vereinigung der Opfer des Stalinismus Bonn: Ihr aber steht im Licht. Eine Dokumentation aus sowjetischem und sowjetzonalem Gewahrsam. Schlichtenmayer-Verlag, Tübingen 1962

R. Jahn (Hrsg.): Hinter Gittern – ein Mensch. Edeltraud Eckert. Gedichte. Türmer-Verlag, München 1969

Jürgen Blunck: Vom Leben trennt dich Schloß und Riegel. Das Schicksal der Dichterin Edeltraud Eckert. Verlag Langen-Müller, München 2000


Links (deutsch):

http://www.merkur-online.de/nachrichten/kultur/kunstakt/art282,383137.html

http://www.bluetenleser.de/d/magazin/hoerdetail.php?id=25

http://www.bundesarchiv.de/imperia/md/content/abteilungen/sapmo/bib_texte/39.pdf

http://www.hoheneck.com

 

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