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Buckwitz, Harry

H.A.M. 0

Harry Buckwitz
Schauspieler, Theaterregisseur und Intendant


Geb. 31.3. 1904 in München
Gest. 27.12. 1987 in Zürich/ Schweiz


Der Sohn aus einer Münchner Kaufmannsfamilie schreibt sich nach dem Abitur 1923 an der Münchner Universität ein, wo er Kunstgeschichte bei Heinrich Wölfflin, Germanistik bei Fritz Strich und Theaterwissenschaft bei Arthur Kutscher belegt. Bereits nach sechs Semestern verläßt Buckwitz – der nebenbei auch Schauspielunterricht nimmt -, die Hochschule und widmet sich ganz dem Schauspielerberuf.


Nach einem Jahr am Theater in Recklinghausen wird Buckwitz von Otto Falckenberg an die Münchner Kammerspiele geholt und hier erlebt er zum erstenmal die von ihm später so umschriebene „musisch-poetische Durchdringungskraft“ des Theaters. Der 1937 am Theater in Freiburg Engagierte wird – als Halbjude – mit Auftrittsverbot belegt und von den Nationalsozialisten aus der Reichstheaterkammer ausgeschlossen. Er verläßt das Deutsche Reich und geht ins ostafrikanische Tansania, wo er ein Hotel betreibt – und ein kleines Theater gründet, mit ihm als Direktor und meist einzigem Schauspieler.


Mit Kriegsausbruch 1939 wird Harry Buckwitz von den Briten interniert und 1940 nach Deutschland zurückgeschickt. Im vom den Deutschen besetzten polnischen Lodz übernimmt er bis 1944 die Leitung des dortigen Savoy-Hotels und verbringt das letzte Kriegsjahr als Kraftfahrer im Heimatdienst.


An den Münchner Kammerspiele lernt er in den frühen Nachkriegsjahren als Verwaltungsdirektor das Regiehandwerk und kann mit Carl Zuckmayers Des Teufels General seinen ersten großen Erfolg verbuchen. Die Dreigroschenoper von Bert Brecht ist Buckwitz‘ erste Inszenierung. In einem Hörfunk-Interview erinnert sich Buckwitz:


„Da bin ich zum ersten Mal in sehr bewusster Form mit dem Marxismus konfrontiert worden. Und in erster Linie insbesondere auch von Piscator damals mit dem politischen Theater konfrontiert worden. Ich habe da das Gefühl gehabt, dass weder das totale poetische Theater noch das totale politische Theater, doch dem, meiner Meinung nach, heutigen Theater gemäss ist.“

(aus: Reinhardt Stumm: Harry Buckwitz, Theaterregisseur und Intendant, in: DLF: Wir erinnern vom 31.3.2004)


1951 wechselt Harry Buckwitz als Generalintendant an die Städtischen Bühnen Frankfurt/ Main und schafft es hier – nicht zuletzt dank seiner gemässigt-progressiven Haltung – , die ideologischen Grenzen des Kalten Krieges zu überwinden. Ebenfalls 1951 holt er den aus Ungarn gebürtigen Dirigenten Georg Solti als Generalmusikdirektor nach Frankfurt. 1970 wechselt er als Interimsdirektor ans Schauspielhaus Zürich, wo es ihm allerdings – aufgrund vertraglicher Unsicherheiten – in den darauffolgenden siebeneinhalb Jahren nicht gelingen wird, das Haus durchgreifend umzugestalten. Verstärkt wird diese für ihn unerfreuliche Situation noch durch die Anschuldigung Hans Habes, in Lodz mit den Nazis kollaboriert zu haben. Der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt verteidigt ihn und der Verwaltungsrat des Schauspielhauses steht hinter seinem Prinzipla – für Buckwitz ist dies eine mehr als unerfreuliche Ära, die 1977 ihr Ende findet. Aufgrund einer Sonderregelung wird es dem Nicht-Eidgenossen Harry Buckwitz und seiner Frau gestattet, in der Schweiz zu bleiben, wo er im Alter von 83 Jahren in seiner Wahlheimat Zürich stirbt.


Literatur:

Stiftung Archiv der Akademie der Künste (Hrsg.): Harry Buckwitz: Schauspieler, Regisseur, Intendant 1904-1987. Materialien. Mit einem einleitenden Essay v. Hans-Peter Kurr. Parthas-Verlag, Berlin 1998, ISBN: 3-932529-12-X.

Ute Kröger und Peter Exinger: In welchen Zeiten leben wir!
Das Schauspielhaus Zürich 1938-1998
Limmat-Verlag, Zürich 1998, ISBN: 3-85791-322-3


Links (deutsch):

http://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Buckwitz

http://www.aufbau-ffm.de/doku/Archiv/StaedtBuehnen.html

http://www.deutsches-filmhaus.de/filme_gesamt/b_gesamt/buckwitz_harry.htm

http://www.limmatverlag.ch/sachbue/shz.htm

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