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Brüning, Heinrich

H.A.M. 0

Heinrich Brüning
Politiker


Geb. 26. 11. 1885 in Münster
Gest. 30. 3. 1970 in Norwich/ USA


Er dürfte neben Albert Einstein und Thomas Mann der vielleicht bekannteste deutsche Exilant in den Vereinigten Staaten von Amerika gewesen sein. Gewiss jedoch kann man Heinrich Brüning als den prominentesten unter den von den Nazis verfolgten Politikern bezeichnen. 1934 hatte sich der vorletzte demokratische deutsche Reichskanzler der drohenden Verhaftung in Berlin durch seine Flucht über die Niederlande in die USA entziehen können.


Politische Gegner des diktatorischen Hitler-Regimes waren in erster Linie Sozialdemokraten und Kommunisten. Die bürgerlichen Parteien haben hier nicht viele Persönlichkeiten aufzuweisen. Der Zentrums-Politiker Heinrich Brüning ist eine der wenigen Aufnahmen. Im zweiten Band der Brüning-Biographie von Herbert Hömig Brüning – Politiker ohne Auftrag heißt es in der Einleitung: „Der prominenteste Politiker unter den deutschen Emigranten entfaltete vielfältige Aktivitäten mit dem Ziel, den Ausbruch des Krieges zu verhindern. Er galt als Repräsentant eines anderen Deutschland, aber seine Bemühungen, Chamberlain, Churchill oder Roosevelt zu einer Politik zu bewegen, die die äußeren Voraussetzungen für einen Umsturz der Wehrmacht im Inneren schaffen sollte, scheiterten an unterschiedlichen Einschätzungen der NS-Politik.“


Geboren wurde dieser christliche Politiker als Sohn eines Essigfabrikanten und Weinhändlers im katholisch geprägten Münster. Er studierte nach dem Abitur Geschichte, Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in seiner Heimatstadt sowie in Straßburg. Nach dem Staatsexamen für das höhere Lehramt auch in England. Heinrich Brüning pomovierte in Bonn mit einer Arbeit über eine politisch-.wirtschaftliche Entscheidung, die im 21. Jahrhundert in die Gegenrichtung läuft: über die Verstaatlichung der englischen Eisenbahnen.


Am Ersten Weltkrieg nimmt Heinrich Brüning als Freiwilliger teilt und erlangt den Offiziersrang. 1919 wird er in Berlin persönlicher Referent des katholischen Sozialpolitikers und preußischen Wohlfahrtsministers Adam Stegewald (1874-1945), der die politischen Talente Brünings früh erkannt hatte. Bereits ein Jahr später übernimmt Heinrich Brüning die Geschäftsführung des Christlichen Deutschen Gewerkschaftsbundes (1920-1930). 1924 erlangt er ein Reichstagsmandat, das er bis zur Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 wahrnehmen kann. Zusätzlich ist er von 1928 bis 1930 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. Am 5. Dezember 1929 wird Brüning Fraktionsvorsitzender der (katholischen) Zentrumspartei und am 30. März 1930 als Chef einer Minderheitenregierung Reichskanzler. Nach der Reichtstagswahl vom 14. September 1930 – sie bringen einen erschreckenden Zuwachs für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) – wird das Kabinett Brüning von der sozialdemokratischen Fraktion toleriert. Es ist – noch – die Stunde der Demokraten, die zusammenstehen.


Die Politik des Reichskanzlers Brünings ist auf die Sanierung der Reichs-finanzen zielt auf einen ausgeglichenen Staatshaushalt mittels Deflations-politik. Mit anderen Worten: Sparpolitik. Weil sie besonders die „kleinen Leute“ trifft, findet sich im Reichstag keine Mehrheit. Dies ist die Stunde des Reichspräsidenten Hindenburg, der die Beschlüsse des Kabinetts mit Hilfe des Notverordnungsrecht durchsetzt. Mit diesem Schachzug versucht Brüning, die Rolle des Parlaments auf eine beratende Funktion zu reduzieren. Doch die innerparteilichen Differenzen nehmen zu, die Reparationsforderungen der Siegermächte sind drückend und kaum erfüllbar: Außenminister Julius Curtius (1877-1948) tritt am 7. Oktober 1931 zurück und damit dann auch das gesamte Kabinett Brüning. Zwei Tage später übernimmt Heinrich Brüning (wie nach dem Krieg aus anderem Anlass zeitweise sein späterer politischer Widerpart Konrad Adenauer) das Amt des Außenministers. Tatsächlich erreicht Brüning bei den Gläubigern Deutschlands einen Aufschub der Forderungen.


Innenpolitisch finden Gespräche – im Beisein des Reichspräsidenten Hindenburg – mit Adolf Hitler über eine Zusammenarbeit mit der NSDAP statt. Ergebnislos. Am 30. Mai 1932 muss Heinrich Brüning zurücktreten. Treibende Kraft bei diesem politischen Abschuss ist General Kurt von Schleicher mit fadenscheinigen Begründungen. Der Militär möchte die rechten Parteien mehr an der Macht beteiligen.


Bis zur Selbstauflösung des Zentrums wird Heinrich Brüning vom 6. Mai bis zum 5. Juli 1933 noch kurze Zeit Vorsitzender seiner Partei, bis er ein Jahr später emigrieren muss.

In den USA erhält Heinrich Brüning von 1937 bis 1951 eine Professur für Politische Wissenschaften an der renommierten Harvard-Universität. Danach übersiedelt er wieder nach (West-)Deutschland und setzt seine wissenschaftliche Lehrtätigkeit bis 1955 an der Universität Köln fort. Seine „Memoiren 1918-1934“ erscheinen postum. Darin schildert er das tragische Scheitern seiner Bemühungen um eine Sanierung der deutschen Wirtschaft durch politische Intrigen. Er war vom Erfolg seiner Bemühungen überzeugt. Wie anders wäre dann wohl die Geschichte Deutschlands und Europas verlaufen…


Autor:

Hajo Jahn


Links (deutsch):

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BrueningHeinrich

http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Br%C3%BCning

http://schule.bundestag.de/download/SHOW/reden_und_dokumente/1848_1933/bruening_1932

http://www.bundesarchiv.de/aktuelles/aus_dem_archiv/galerie/00065/?index=0&id=1&nr=5

http://zunreal.fad.hr-online.de/ramgen/B006677545.rm

volume_up.gifhttp://www.hoerstelle.de/hoert.swf

http://www.bpb.de/themen/I2FWNH,1,0,Zerst%F6rung_der_Demokratie_1930_1932.html


International:

http://www.historylearningsite.co.uk/heinrich_bruning.htm

http://econ161.berkeley.edu/TCEH/Slouch_Purge15.html

http://en.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Bruning

http://www.britannica.com/eb/article-9016785

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