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Brecht, Bertolt

H.A.M. 0

Bertolt Brecht
Schriftsteller


Geb. 10.2.1898 in Augsburg
Gest.14.8.1956 in Ostberlin


Bertolt Brecht„Ich benötige keinen Grabstein, aber/
Wenn Ihr einen für mich benötigt/
Wünschte ich, es stünde darauf: / Er
hat Vorschläge gemacht. Wir/ Haben
sie angenommen.“ 

 

 


Eugen Berthold Friedrich Brecht wird als Sohn des kaufmännischen Angestellten Berthold Brecht und dessen Ehefrau Sophie in Augsburg geboren, besucht dort Volksschule und Realgymnasium und absolviert 1917, kriegsbedingt, sein Notabitur. Anschliessend immatrikuliert er sich in München an der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, wechselt aber bereits kurz darauf zur Medizin. Sein Interesse gilt allerdings weniger diesem Studium (später wird der säumige Student von der Universität exmatrikuliert) als der Literatur: bereits 1912 hat Brecht mit dem Schreiben begonnen, und ab 1914 veröffentlichen die „Augsburger Neuesten Nachrichten“ in ihrer literarischen Beilage regelmässig Texte von ihm. Seit 1916 unterzeichnet er seine Texte mit „Bert Brecht“.


„Die Herren raufen um dich,schöne Schöpfung,
Und rasend stossen sie sich aus den Schuh’n.
Denn jeder rühmt sich kundiger der Schröpfung
Und mehr im Rechte, dir Gewalt zu tun“*

Im Kriegsjahr 1918 wird Bertolt Brecht als Lazarettsoldat eingezogen. An den revolutionären Auseinandersetzungen bei Kriegsende beteiligt sich Brecht so gut wie nicht, und auch dem Augsburger Arbeiter- und Soldatenrat gehört er nur kurzfristig und ohne größeres Engagement an. Sein Interesse ist in jenen Jahren weniger politisch geprägt, er widmet sich hauptsächlich der eigenen Arbeit und dem Schreiben. Allerdings hat er mit seinem 1918 noch als Sanitätssoldat verfassten Gedicht „Legende vom toten Soldaten“ eine derart nachhaltige Wirkung erzielt, daß noch die Nationalsozialisten diesen Text zum Anlaß nehmen, um damit später Bertolt Brechts Ausbürgerung zu begründen.
Im Juni 1919 wird Brechts erstes Kind, der Sohn Frank, geboren. Mit der Mutter des Kindes, Paula Banholzer, genannt Bi, verbindet Brecht seit seiner Studienzeit eine Liebe.

1920 reist der junge Brecht zum erstenmal nach Berlin und wird Augenzeuge des Kapp-Putsches. Zurück in München hat Brecht dann die ersten literarischen Erfolge: am 29.9.1922 wird sein Stück „Trommeln in der Nacht“ (ursprünglich „Spartakus“) an den Kammerspielen uraufgeführt. Kurz darauf folgt die Premiere in Berlin. Im selben Jahr erscheint die Buchausgabe seines ersten Dramas „Baal“, entstanden 1918. Im November 1922 wird dem 24jährigen der renommierte Kleist-Preis verliehen und Brecht heiratet die Opernsängerin Marianne Zoff. Ebenfalls in diesem Jahr begegnet er zum erstenmal Helene Weigel. 1923 erfolgen die Uraufführung von „Baal“ in Leipzig und „Im Dickicht der Städte“ in München, eine Inszenierung, die heftigste Kritik auslöst. Alfred Kerr schreibt: „Ich halte mich nicht für verpflichtet, über derartiges eine ‚Kritik‘ zu verfassen“.


„Ihr Leute, wenn ihr einen sagen hört
Er habe nun ein großes Reich zerstört
In achtzehn Tagen, fragt, wo ich geblieben:
Ich war dabei und lebte davon sieben.“*

Im März 1923 wird Brechts zweites Kind, die Tochter Hanne Marianne (Hiob), geboren. Am 9. November desselben Jahres erlebt Bert Brecht als Augenzeuge in München Hitlers Putschversuch.
1924 übersiedelt Bertolt Brecht nach Berlin, wo er, gemeinsam mit Carl Zuckmayer, als Dramaturg für Max Reinhardt am Deutschen Theater arbeitet. Mit Helene Weigel, deren Wohnung er übernommen hat, verbindet Brecht mittlerweile eine enge Beziehung. Der gemeinsame Sohn Stefan kommt im November 1924 zur Welt. In den Folgejahren widmet sich Brecht in seinen „Lehrstücken“ auch und vor allem den Grundlagen gesellschaftlicher Mißstände. Trotz seiner Nähe zum Marxismus und den kommunistischen Idealen tritt Bertolt Brecht jedoch niemals der Kommunistischen Partei bei.

1928 arbeitet er, gemeinsam mit Kurt Weill als Komponist, John Gays „Beggar’s Opera“, ein Stück aus dem 18. Jhdt., zur „Dreigroschenoper“ um, die noch im August desselben Jahr im Theater am Schiffbauerdamm uraufgeführt wird. Dieses erste Stück von Brechts sogenanntem „epischen Theater“ will den Zuschauer durch Verfremdung zu einer kritischen Distanz anregen und revolutioniert damit das „bürgerliche“ Theater.


„Das da hätt ein mal fast die Welt regiert.
Die Völker wurden seiner Herr.
Jedoch Ich wollte, daß Ihr nicht schon triumphiert:
Der Schoß ist fruchbar noch, aus dem das kroch.“*

Im September 1928 wird die Ehe mit Marianne Zoff geschieden. Am 19. April 1929 heiraten Bertolt Brecht und Helene Weigel. 1930 wird die Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ in Leipzig uraufgeführt und endet mit einem Skandal. Am 28. Oktober wird Brechts und Weigels gemeinsame Tochter Barbara geboren. 1931 folgt die die Uraufführung des Films „Die Dreigroschenoper“ und Arbeiten am Drehbuch zu „Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?“ Der Film wird im März 1932 von der Filmprüfstelle Berlin wegen vermeintlicher kommunistischer Agitation verboten. Die Uraufführung findet im Mai in Moskau statt.


Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler Reichskanzler. Noch in der Nacht des Reichstagsbrandes vom 27. zum 28. Februar 1933 verläßt Bertolt Brecht mit seiner Familie das Deutsche Reich und emigriert über Prag, Wien, die Schweiz, und Paris nach Dänemark. Im Laufe dieses Exils entstehen viele seiner Gedichte und es beginnt Brechts enge Zusammenarbeit mit Walter Benjamin und Hanns Eisler.


„Der Paß ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Paß niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.

Man kann sagen, der Mensch ist nur der mechanische Halter eines Passes. Der Paß wird ihm in die Brusttasche gesteckt wie die Aktienpakete in das Safe gesteckt werden, das an und für sich keinen Wert hat, aber Wertgegenstände enthält.

Und doch könnte man behaupten, dass der Mensch in gewisser Hinsicht für den Paß notwendig ist. Der Paß ist die Hauptsach, Hut ab vor ihm, aber ohne dazugehörigen Menschen wäre er nicht möglich oder mindestens nicht ganz…“

aus: Bertolt Brecht „Flüchtlingsgespräche“
Suhrkamp-Verlag, Berlin und Frankfurt/Main
16.-20. Tsd., 1962, S. 7f


„Als nun für mich die lange Schlacht vorbei
Half mir ein Mann zurück, der freundlich war.
Aus seinem Schweigen lernte ich, er sei
Wohl des Verstehns, doch nicht des Mitleids bar.“*

Im Herbst 1936 reist Brecht nach New York, wo sein Stück „Die Mutter“ einstudiert wird. 1937 entsteht das Stück „Die Gewehre der Frau Carrar“, neben der „Dreigroschenoper“ nach 1945 das erfolgreichste Bühnenwerk Brechts. In nur drei Wochen verfasst Bert Brecht 1938 das „Leben des Galilei“ und im Frühjahr 1939 entsteht „Der gute Mensch von Sezuan“. Im April dieses Jahres verlassen die Brechts Dänemark aus Furcht vor der drohenden Besetzung durch Nazi-Deutschland und emigrieren ins benachbarte Schweden, wo Brecht im Herbst in nur fünf Wochen „Mutter Courage und ihre Kinder“ schreibt, gefolgt im Herbst (dann bereits im finnischen Exil) von „Herr Puntila und sein Knecht Matti“.

Nach langen Bemühungen kann die Familie, zusammen mit Ruth Berlau, im Mai 1941 über Leningrad, Moskau und Waldiwostok in die USA übersiedeln, wo man sich zuerst im kalifornischen Hollywood, später in Santa Monica, ein Haus mietet und im Kreis der Emigranten um Max Horkheimer, Theodor Adorno, Herbert Marcuse, Hanns Eisler, Fritz Kortner, Arnold Schönberg, Thomas und Heinrich Mann, Günther Anders, Peter Lorre u.a. lebt und arbeitet.


„Den kleinen Bruder deines Feindes trag
Uns aus der Schlacht, in die sie dich da senden.
Soldat, mit deinem Sohn zusammen mag
Er einst besprechen, wie die Kriege enden.“*

Brechts Versuche, sich als Drehbuchautor in den USA über Wasser zu halten, schlagen allerdings in der Folgezeit fehl. Existenzsorgen quälen den in Amerika weithin unbekannten Dramatiker. Im November 1943 fällt Brechts erster Sohn Frank aus der Verbindung mit Paula Banholzer, an der Ostfront. In der Zeit seines amerikanischen Exils schreibt Bertolt Brecht lediglich ein Stück: „Der kaukasischje Kreidekreis“: fertiggestellt 1944 und vier Jahre später von einer Studentenbühne in Minnesota uraufgeführt.

Seit 1943 wird Brecht bereits vom FBI observiert und am 30. Oktober 1947 vor den McCarthy-„Ausschuß für unamerikanische Betätigung“ zitiert, um dort über seine politische Vergangenheit, seine Kontakte und Gedanken Rechenschaft abzulegen. Einen Tag später verläßt Brecht die USA in Richtung Paris, gefolgt von Helene Weigel und der Tochter Barbara. Sein Sohn Stefan bleibt als mittlerweile amerikanischer Staatsbürger in den Vereinigten Staaten.


Zunächst geht die Familie nach Zürich in die Schweiz. Eine Einreisegenehmigung nach Westdeutschland wird ihm von den aliierten Behörden verweigert. Im Oktober 1948 reist Brecht über Prag nach Ostberlin und trifft dort Vorbereitungen für ein eigenes Ensemble, dessen Organisation und Leitung dann seine Frau Helene Weigel übernimmt. Eröffnet wird die Spielsaison 1949 mit dem „Puntila“. 1950 erwirbt der von den Nationalsozialisten ausgebürgerte Brecht die österreichische Staatsbürgerschaft.
Östlich von Berlin mietet das Ehepaar Brecht-Weigel ein Grundstück. In der DDR sieht Brecht für sich die Möglichkeiten für eine uneingeschränkte Theaterarbeit. 1951 wird der Dramatiker mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. 1953 befürwortet Brecht zunächst, wie viele Intellektuelle mit ihm, das restriktive Vorgehen der SED gegen die Aufständischen des 17. Juni, distanziert sich jedoch bald darauf in seinen „Buckower Elegien“ von der Partei. Brechts Berliner Ensemble bezieht im März 1954 das Theater am Schiffbauerdamm und Brecht wird zum Vizepräsidenten der Deutschen Akademie der Künste berufen. Sein Ensemble gastiert in der Folgezeit mit der „Mutter Courage“ in Brügge, Amsterdam und Paris, und dem mittlerweile international anerkannten Autor und Theatermann wird auch in der Bundesrepublik zunehmend wieder Aufmerksamkeit gewidmet; seine Stücke werden, trotz aller politischen Anfeindungen und Vorbehalte im „Kalten Krieg“, auch in Westdeutschland aufgeführt.


1955 reisen Brecht und Weigel nach Moskau, um dort den Stalin-Preis „Für Frieden und Verständigung zwischen den Völkern“ in Empfang zu nehmen. Der daraufhin negativen Reaktion in der Bundesrepublik stehen Brecht-Aufführungen in Frankreich und Großbritannien entgegen. Zur Warnung vor einer drohenden Eskalation des kalten zu einem heissen Krieg gibt Bertolt Brecht zusammen mit Ruth Berlau die „Kriegsfibel“ heraus, eine Folge von 69 mit Vierzeilern versehenen Fotografien, von Brecht „fotoepigramme“ genannt, eine Arbeit, die er bereits in den 30er Jahren begonnen hatte. Im Febuar 1956 reist Brecht nach Mailand, um der Premiere der „Dreigroschenoper“ unter der Regie von Georgio Strehler beizuwohnen. Wenige Monate später muß er sich mit einer Viruserkrankung in die Berliner Charité begeben. Am 10. August 1956 findet Brechts letzte Theaterprobe für die Galilei-Aufführung des Berliner Ensembles statt.

Bertolt Brecht stirbt am 14. August 1956. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Dorotheenstädter Friedhof in Ostberlin.


Quelle:

Bertolt Brecht: Biografie, S. 66-83 in:
Bertolt Brecht Werke – eine Auswahl (20 CDs und ein booklet)
P + C Compilation 1997 BMG Berlin Musik GmbH, LC 0055

www.dhm.de/lemo/html/biografien/BrechtBertolt

* entnommen aus:
Berlau, Ruth (Hrsg.)
Kriegsfibel
Eulenspiegel Verlag, Ostberlin, 4. Aufl. 1983


Links (deutsch):

http://www.suhrkamp.de/autoren/autor.cfm?id=568

http://www.tour-literatur.de/Links/links_autoren/brecht_links.htm

http://www.adk.de/deutsch/gedenkstaetten_brecht_weigel_fst.html

http://www.rz.uni-karlsruhe.de/~brecht

http://www.ub.fu-berlin.de/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/multi_ab/brecht.html

http://www.br-online.de/wissen-bildung/kalenderblatt/2001/10/kb20011030.html

http://www.uni-trier.de/uni/fb2/germanistik/hyperfiction_werkstatt/bert_brecht

http://www.dreigroschenheft.de/info.htm

http://archiv.informatik.fh-augsburg.de/informatik/projekte/brecht

http://www.leksikon.org/art.php?n=370

http://www.faz.net/s/Rub79A33397BE834406A5D2BFA87FD13913/Doc~E71C478944905460F9E5B3A26AA1E01BC~ATpl~Ecommon~Sspezial.html

http://www.iris-media.com/final_04/print-article.php3?id_article=1546


International:

http://german.lss.wisc.edu/brecht

http://www.imagi-nation.com/moonstruck/clsc15.htm

http://research.haifa.ac.il/~theatre/brecht.html

http://www.geocities.com/Area51/1256/bbfriends.html

http://www.recmusic.org/lieder/b/brecht

http://pages.prodigy.net/victorag/Brecht_main.htm

http://oregonstate.edu/instruct/ger341/brechtet.htm

http://polyglot.lss.wisc.edu/german/brecht/biblio.html

http://www.culturevulture.net/Theater/Galileo.htm

http://www.imdb.com/name/nm0106517

http://www.multy.com/homem/bertolt.htm

http://www.goethe.de/br/sap/brecht

http://biografieonline.it/biografia.htm?BioID=52&biografia=Bertolt+Brecht

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