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Thoor, Jesse

H.A.M. 0

Jesse Thoor (eigtl. Peter Karl Höfler)
Handwerker und Dichter


Geb.: 23.1.1905 in Berlin
Gest.: 15.8.1952 in Lienz/ Österreich


„Oh Herr…erbarme dich der Menschen
in der Zeit der großen Nöten,
daß sie, den Schafen auf der Weide ähnlich,
fromm beisammen stehn.
Und daß sie nicht die Leiber sich
noch ganz zertreten.
Erleuchte sie, und laß sie nicht
in Irrtum untergehn.

Und deine Sonne laß recht oft
auf alle Kreaturen scheinen.
Und gib, daß für die Armen endlich auch
das Osterfest beginnt.
Und schütze nicht die Lüsternen,
die Großen und die Kleinen,
und jene, die den Starken dieser Welt
zu sehr ergeben sind.“

(Jesse Thoor: Gebet)


Der Sohn eines aus der Steiermark stammenden Tischlers besucht in Berlin die Volksschule. Die Ausbildung als Zahntechniker bricht er zugunsten einer Lehre zum Feilenhauer ab. Er geht auf Wanderschaft quer durch Europa, lebt in dieser Zeit in Italien, Spanien und den Niederlanden auf und arbeitet vorübergehend e als Heizer in der Küstenschifffahrt. Zurückgekehrt nach Berlin wendet er sich linken Kreisen zu, schließt sich der KPD an und wird Mitglied des Rotfrontkämpferbundes.


Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 geht Jesse Thoor nach Österreich, wo er in Wien als Tischler, Bildhauer und Silberschmied arbeitet. Fünf Jahre später, 1938, flieht er ins tschechische Brünn und erhält im Dezember desselben Jahres durch Vermittlung der American Guild for German Cultural Freedom eine Einreiseerlaubnis nach Großbritannien, wo er allerdings zeitweise als feindlicher Ausländer in Devon und auf der Isle of Man interniert wird. Nach seiner Entlassung arbeitet Thoor in Heimarbeit für einen Londoner Goldschmied.


Die Zeit des Exils, die bei Thoor mit einer Distanzierung vom Kommunismus einhergeht, führt zu seiner zunehmenden Isolierung. Seine Werke, von denen zu Lebzeiten lediglich ein Gedichtband veröffentlicht wird, nehmen mehr und mehr mystischen Charakter an und beschworen eine idealisierte, traditionelle bäuerliche Welt. Jesse Thoor kehrt nur noch für zwei kurze Besuche in seine Geburtsheimat zurück.
Er stirbt bei einer Bergtour in Tirol.

Literatur:

Schwer zu vergessen: Jesse Thoor
Zur Neuauflage seiner Gedichte in der Bibliothek Suhrkamp

Autor: Arnim Juhre

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Peter Hamm, BS 424, Frankfurt/ Main, 2004
ISBN 3-518-01424-2

Zum Weiterlesen klicken Sie bitte hier (PDF-Dokument)


Werke:

Sonette, Nürnberg 1948
Die Sonette und Lieder, Heidelberg 1956
Dreizehn Sonette, Stierstadt im Taunus 1958
Das Werk, Frankfurt/M. 1965
Gedichte, Frankfurt/ M. 2004


Links (deutsch):

http://de.wikipedia.org/wiki/Jesse_Thoor

http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/gedichte-thoor-r.htm

http://www.zvab.com/angebote/jesse-thoor.html

 

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