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Szpilman, Wladyslaw

H.A.M. 0

Wladyslaw Szpilman
Pianist und Komponist


Geb. 5.12.1911 in Sosnowiec/ Polen
Gest. 6.6. 2000 in Warschau/ Polen


Wladyslaw Szpilman„An den Küchenschrank gelehnt, stand ein hochgewachsener, eleganter deutscher Offizier, die Arme vor der Brust verschränkt. ‚Was suchen Sie hier?‘ wiederholte er. ‚Wissen Sie nicht, daß in diesem Augenblick der Stab des Festungskommandos Warschau in dieses Haus einzieht?‘ Ich sank auf den Stuhl neben der Speisekammertür…Dann stammelte ich: ‚,Machen Sie mit mir, was Sie wollen. Ich rühr‘ mich nicht mehr vom Fleck.‘ ‚Ich habe nicht die Absicht, Ihnen etwas zu tun!‘ Der Offizier zuckte die Achseln. ‚,Was sind Sie von Beruf?‘ ‚Pianist…!'“

(Wladyslaw Szpilman: „Sie mussen durchhalten! Mein Überleben in einer toten Stadt“)


Nach ersten Klavierstudien in Warschau setzt Szpilman seine musikalische Ausbildung von 1931 bis 1933 in Berlin bei Leonid Kreutzer, Arthur Schnabel (Klavier) und Franz Schreker (Komposition) fort. Nach der Machtergreifung der National-sozialisten kehrt er nach Warschau zurück und macht sich dort sehr schnell – sowohl als Pianist wie auch als Komponist von ernster und Unterhaltungs-Musik – einen Namen. Ab 1935 arbeitet er für den Polnischen Rundfunk. Mit seinem Bruder Henryk und seinen beiden Schwestern Regina und Halina lebt Wladyslaw bei den Eltern, als im September 1939 die Deutschen einmarschieren in Polen. Die „Nocturne cis-Moll“ von Chopin ist das letzte Stück, dass er am 23. September 1939 live im Sender spielen kann und es markiert den Anfangspunkt der Verfolgung und des Leidens des Wladyslaw Szpilman: als Jude wird er systematisch ausgegrenzt und entrechtet. Die Szpilmans werden enteignet und 1940 zusammen mit fast einer halben Million anderen Juden in das Warschauer Getto gesperrt. Damit die Familie wenigstens Kartoffeln kaufen kann, spielt Wladyslaw allabendlich in einer von Kollaborateuren besuchten Gaststätte.

Am 22. Juli 1942 beginnen die Deutschen mit der Räumung des Gettos, in dem bereits 50 000 Menschen an Hunger und Krankheit gestorben sind. Innerhalb eines Vierteljahres werden 300 000 Menschen in die NS-Vernichtungslager transportiert. Die Familie Szpilman wird im KZ Treblinka umgebracht.


Wladyslaw Szpilman entgeht auf fast wundersame Weise der Deportation und überlebt – zunächst unterstützt von Freunden – im Warschauer Untergrund und danach zwei Jahre lang in den Trümmern der zerstörten Stadt, erst auf sich gestellt und schließlich mit Hilfe des deutschen Wehrmachtsoffiziers Wilm Hosenfeld. Die Erlebnisse während jener Zeit verarbeitet Wladyslaw Szpilman bereits 1945 in einem Buch, das seither in viele Sprachen übersetzt und 1998 in Deutschland wieder veröffentlicht wird. Szpilmans Landsmann, der polnisch-amerikanische Regisseur Roman Polanski dienen Szpilmans Erinnerungen als Vorlage für seinen 2001 enstandenen und international ausgezeichneten Film „Der Pianist“


Nach Kriegsende kehrt Wladyslaw Szpilman zum Polnischen Rundfunk zurück und leitet dort bis 1963 die Musikabteilung. Chopins „Nocturne cis Moll“ ist übrigens nach dem Krieg das erste Stück, dass Wladyslaw Szpilman im Rundfunk live spielt…

Gleichzeitig begleitet er als Kammermusiker Geiger wie Henryk Szeryng, Roman Totenberg, Ida Händel, Tadeusz Wronski und Bronislaw Gimpel (mit dem er das Warschauer Klavierquintett gründet). Szpilman gastiert als Konzertpianist und Kammer-musiker in Polen, ganz Europa und Amerika und kann auch an seine Erfolge als Komponist nach dem Krieg anknüpfen.

Zu Szpilmans kompositorischem Schaffen, das in seinen Berliner Jahren seine Wurzeln hat und das er selbst während der Zeit im Warschauer Ghetto nicht aufgibt, zählen symphonische und konzertante Werke, Klaviermusik, dazu zahlreiche Hörspiel- und Filmmusiken sowie rund 500 Lieder und Schlager, von denen viele noch heutzutage in Polen populär sind (man nennt ihn auch den „Cole Porter, Gershwin, McCartney Polens“).


Literatur:

Wladyslaw Szpilman:
„Das wunderbare Überleben“
Warschauer Erinnerungen 1939-1945
Aus dem Polnischen von Karin Wolff
Vorwort: Andrzej Szpilman
Anhang von Wilm Hosenfeld
Mit einem Nachwort von Wolf Biermann
Econ-Verlag München/ Düsseldorf 1998
ISBN: 3-430-18987-X

oder als TB::

Wladyslaw Szpilman, Wolf Biermann (Mitarbeiter)
Ullstein Taschenbuchverlag, Berlin2002.
ISBN: 3-54836351-2

Wilm Hosenfeld:
»Ich versuche jeden zu retten«
Das Leben eines deutschen Offiziers
in Briefen und Tagebüchern
Hrsgg. von Thomas Vogel im
Auftrag des Militärgeschichtlichen
Forschungsamtes
DVA, München 2004
ISBN: 3-421-05776-1


Links:

http://www.szpilman.net/home.html

volume_up.gifhttp://www.szpilman.net/abcnews.html

volume_up.gifhttp://www.szpilman.net/ThePianist.html

http://www.dieterwunderlich.de/Szpilman_leben.htm

http://www.filmz.de/film_2002/der_pianist/links.htm

http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=585&item=212370

http://www.klassik-heute.de/besprechungen/14526.shtml

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